Wohnungsnot Auf der Jagd nach einem Dach über dem Kopf

Saarbrücken · In Saarbrücken wohnen Studierende weit günstiger als im Bundesschnitt, aber die Zimmer sind knapp – besonders in Wohnheimen.

 Die Suche nach dem neuen Zuhause gestaltet sich für viele Studierende oft schwerer als erwartet.     

Die Suche nach dem neuen Zuhause gestaltet sich für viele Studierende oft schwerer als erwartet.     

Foto: dpa/Matthias Balk

Am schwarzen Brett vor dem Campuscenter hängt ein halb zerrissener Zettel: „Zu vermieten ab sofort! Zimmer in einer Studenten-WG (möbliert). Preis: 235 Euro plus 85 Euro Nebenkosten.“

Am Montag haben die Lehrveranstaltungen an der Universität des Saarlandes wieder begonnen. Für Studierende, die frisch in Saarbrücken anfangen wollen, beginnt der Stress schon vorher. Sie müssen sich frühzeitig um ein Dach über dem Kopf kümmern, denn zum Wintersemester ist der Andrang besonders groß.

An dem Zettel am schwarzen Brett sind offensichtlich schon viele vorbeigekommen und haben sich vom unteren Rand eine Kontaktnummer abgerissen. Wahrscheinlich hat die WG mittlerweile Neuzugang gefunden.

Wer für sein Studium nach Saarbrücken ziehen muss, hat mehrere Möglichkeiten. Erster Ansprechpartner ist in der Regel das Studentenwerk, das zurzeit fünf Wohnheime hat. Dort gibt’s möblierte Einzelzimmer in einer Preisspanne zwischen 236 und 301 Euro – abhängig von Standort und Größe.

Preissteigerungen gab es laut Heike Savelkouls-Diener, Sprecherin des Studentenwerks, in den vergangenen Jahren kaum. Das Problem sei ein anderes: „Wir haben viel zu wenig studentischen Wohnraum. Die Situation ist jedes Jahr angespannt, aber mit der Schließung des Wohnheims D bei leicht steigenden Studentenzahlen ist sie jetzt noch schwieriger geworden.“ Das Land habe nicht genug Geld, um die dringend benötigten zusätzlichen Wohnheime zu bauen. Aktuell umfasse die Warteliste 600 Studenten, die auf einen Wohnheimplatz hoffen.

Seit 2015 unterstützt das Housing Office auf dem Campus vor allem ausländische Studierende bei der Wohnungssuche. Das Office stellt den Kontakt zu privaten Vermietern her und vermittelt zwischen den Parteien. Savelkouls-Diener ist dankbar für die 70 000 Euro, die das Land hierfür jährlich zur Verfügung stellt. Gleichzeitig macht sie aber deutlich, dass dies nicht ausreicht, um das Problem zu lösen.

Wer gerade mal 250 Euro Bafög bekommt, der kann sich nur eine Bude im Wohnheim leisten – weil diese Heime vom Land gefördert werden. Johannes Abele, Leiter des International Office, sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf: Der Mangel an Wohnheimen sei „ein Standortnachteil für das Saarland“ und erschwere es der Universität, ausländische Studenten anzuwerben.

Eine weitere Anlaufstelle ist die Wohnungsgesellschaft Saarland (Woge Saar). Sie vermittelt Wohnungen, die sich besonders gut für Studenten oder Wohngemeinschaften eignen, und bietet bei Vertragsschluss Vorteile an – zum Beispiel eine geringere Mietkaution und eine verkürzte Kündigungsfrist. Nach Auskunft von Pressesprecher Ludwin Vogel gibt es bei den Angeboten der Woge keine wesentlichen Mietpreiserhöhungen. Auch die Warteliste bewege sich „im üblichen Bereich“. Genauere Angaben seien nicht möglich, antwortete Vogel auf Nachfrage der SZ.

Wenn ein ausländischer Student für ein Semester nach Saarbrücken kommt, hat er bessere Karten. Die städtische Siedlungsgesellschaft vermietet vor allem an Erasmus-Studenten, sagte Pressesprecherin Heike Dillhöfer. Das Angebot umfasse Einzel- und WG-Zimmer auf dem Eschberg. Laut Dillhöfer kommt es aufgrund der ständig wechselnden Bewohner nicht zu langen Wartezeiten: Zurzeit lägen 19 Anfragen zum Wintersemester vor. Die Mieten seien seit 2015 konstant geblieben. Trotzdem will sich die Siedlungsgesellschaft stärker engagieren: Ende Oktober wolle sie eine Bauvoranfrage für ein weiteres Studentenwohnheim im unteren Malstatt stellen.

Und was passiert mit den Studierenden, die ganz hinten auf der Warteliste stehen? Sie nehmen die Dinge selbst in die Hand. Eine beliebte Alternative zum Wohnheim ist die Wohngemeinschaft oder kurz: WG. Die Suche läuft oft über Internetportale wie wg-gesucht.de.

Annegret Mülbaier von der Presseabteilung der Seite hat auf Anfrage der SZ die Daten ausgewertet. Demzufolge hat sich der Preis für ein durchschnittliches WG-Zimmer mit 18 Quadratmetern in Saarbrücken seit 2015 um fast 12 Prozent erhöht – von damals 277 Euro warm auf heute 309 Euro. Im Vergleich zu anderen Städten kommen die Studierenden in Saarbrücken aber noch gut weg: Bundesweit ist ein WG-Zimmer im Durchschnitt für 363 Euro zu haben. WG-Zimmer sind auch in Saarbrücken sehr begehrt.

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