Tischtennis Wenn sich Geschichte wiederholt

Saarbrücken · Der ATSV Saarbrücken zieht am Saisonende nach zwölf Jahren seine Damen-Mannschaft aus der 2. Tischtennis-Bundesliga zurück. Grund sind finanzielle Probleme. Das gleiche Schicksal ereilte die Bundesliga-Mannschaft der Herren im Jahr 1992.

 Der ATSV Saarbrücken spielt seit zwölf Jahren in der 2. Tischtennis-Bundesliga. Von Anfang an dabei sind Theresa Adams (rechts) und Ann-Kathrin Herges. Sie gehen jetzt mit ihrer Mannschaft auf Abschiedstour. Noch sieben Spiele, dann ist das Kapitel Tischtennis für die Damen-Mannschaft des ATSV erledigt.

Der ATSV Saarbrücken spielt seit zwölf Jahren in der 2. Tischtennis-Bundesliga. Von Anfang an dabei sind Theresa Adams (rechts) und Ann-Kathrin Herges. Sie gehen jetzt mit ihrer Mannschaft auf Abschiedstour. Noch sieben Spiele, dann ist das Kapitel Tischtennis für die Damen-Mannschaft des ATSV erledigt.

Foto: Jutta Scholer/Jutta Schoelr

Beim ATSV Saarbrücken geht erneut eine Tischtennis-Ära zu Ende. Und wieder ist der Grund, dass nicht mehr genügend Geld vorhanden ist. Tischtennis-Abteilungsleiter Wolfgang Scholer hat angekündigt, dass die Damen-Mannschaft nach der Saison aus der 2. Bundesliga zurückgezogen wird. Der deutsche Meister von 1985 werde komplett vom Spielbetrieb abgemeldet. Das bedeutet, dass es keinen Neuanfang in einer niedrigeren Spielklasse geben wird.

Scholer erklärt: „Im vergangenen Jahr war es schon so, dass wir überlegt haben, ob wir weitermachen sollen. Finanziell wird es im Saarland einfach immer schwieriger, Geld aufzutreiben, auch wenn es nur geringe Mittel sind. Und im Damen-Tischtennis gibt es wenig Zuschauer. Entsprechend schwierig ist es, die Kosten reinzubekommen.“ Der Etat liegt im fünfstelligen Bereich. Die genaue Höhe möchte Scholer nicht nennen. Im Schnitt kommen knapp 30 Zuschauer zu Heimspielen. Fahrtkosten zu Auswärtsspielen, Reise- und Übernachtungskosten für die Holländerin Tanja Helle oder die Belgierin Nathalie Marchetti, die für den ATSV spielen, würden ihr Übriges zur finanziellen Situation beitragen.

Der Rückzug zum Ende der laufenden Saison sei aber nicht nur den finanziellen Problemen geschuldet. „Es gibt vielfältige Gründe. Die Spielerinnen Ann-Kathrin Herges und Theresa Adams und ich sind seit zwölf Jahren dabei. Wir sind alle drei beruflich sehr eingespannt“, erklärt Scholer. Er ist Leiter der Gemeinschaftsschule Bellevue in Saarbrücken. Adams arbeitet im Schichtdienst. Und Herges reist zu den Spielen aus dem fast 600 Kilometer entfernten Leipzig an. „Aber im Saarland sind keine potenziellen Zweitliga-Spielerinnen im Nachwuchsbereich in Sichtweite. Dann heißt es einfach: Es geht nicht weiter“, erklärt Scholer: „Es ist also insgesamt eine Summe von Dingen, die zusammenkommen.“

Scholer, selbst mehrmaliger deutscher Mannschaftsmeister mit seinem Verein, sieht dem Ende der Zweitliga-Geschichte des ATSV Saarbrücken mit gemischten Gefühlen entgegen. „Das fällt natürlich schwer. Gerade, weil wir untereinander eine Superstimmung haben. Es hat sehr viel Spaß gemacht“, sagt er mit Blick auf die mit dem Heimspiel am 9. Februar gegen den Tabellensechsten TTK Großburgwedel beginnende Abschiedstournee des Tabellensiebten.

Mit dem Entschluss, die Mannschaft zurückzuziehen, geht eine zwölfjährige Erfolgsgeschichte zu Ende. Seit der Saison 2006/2007 spielte der ATSV Saarbrücken ununterbrochen in der 2. Liga. Der Verein stellte nach dem Rückzug des TTSV Saarlouis-Fraulautern nach der Saison 2012/2013 aus der Bundesliga in die Regionalliga die höchstklassige saarländische Damen-Mannschaft. Als bestes Ergebnis erreichte der ATSV im gleichen Jahr den dritten Platz – punktgleich mit dem zweitplatzierten TTC Wendelstein.

Es ist nicht das erste Mal, dass der ATSV Saarbrücken ein erfolgreiches Tischtennis-Kapitel schließen muss. Für die Herren-Mannschaft gingen vor knapp 30 Jahren große Namen wie der spätere Olympia-Sieger Jan-Ove Waldner und der Weltranglisten-Erste Jörgen Persson (beide aus Schweden) an die Platte. Die Mannschaft feierte große Erfolge. Der ATSV gewann 1986 den Europapokal der Landesmeister und wurde viermal deutscher Meister. Am Ende der Saison 1991/1992 zog der Club die Mannschaft aus der Bundesliga zurück – als Vizemeister. Finanziell reichten die Mittel nicht mehr für Spitzenplatzierungen aus – und Mittelmaß war den damaligen Verantwortlichen nicht genug.

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