Saisonabbruch im Saar-Fußball Verständnis, Enttäuschung, Suche nach Schnelltests

Regionalverband · In den Amateurfußball-Ligen wird diese Saison kein Ball mehr rollen. Der Saarländische Fußball-Verband (SFV) machte am Freitag offiziell, was sich länger andeutete: Die seit Ende Oktober wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Spielzeit 2020/2021 wird abgebrochen und annulliert.

Bei einer Blitzumfrage der SZ zeigten sich viele Vereinsverantwortliche und Trainer weitestgehend mit dieser Entscheidung einverstanden.

„Das ist der einzig richtige Schritt“, sagt Marco Molter, Trainer des FC Kutzhof aus der Landesliga Nord: „Es ist nicht abzusehen, wie sich die Inzidenz weiterentwickelt und ich denke, dass wir bis Ostern die magische Marke von 100 wieder knacken.“ Die Politik hat im Saarland Lockerungen für nach Ostern – auch im Sportbereich – beschlossen. Allerdings nur wenn die Inzidenz unter 100 bleibt. So sehr er den Saisonabbruch nachvollziehen kann, so sehr nervt ihn dieser aber auch: „Jeder Fußballer brennt darauf, endlich wieder zu trainieren und zu spielen.“ Molter ergänzt: „Ich hätte mich persönlich auch gerne vom Verein und dem Team verabschiedet.“ Sein Vertrag beim FC Kutzhof wurde nicht verlängert. Molter wird kommende Saison die U 19 des SV Saar 05 Saarbrücken trainieren.

Stefan Lesmeister, Trainer des Kreisligisten TuS Jägersfreude, tut sich schwer mit einer Beurteilung der Entscheidung. „Ich bin da etwas geteilter Meinung. Es ist für mich schwer zu beurteilen, ob das richtig oder falsch ist“, sagt er: „Es ist wohl das Sinnvollste. Aber wenn ich höre, dass der Saarlandpokal zu Ende gespielt werden soll, hätte man sicher auch noch eine Lösung finden können, wie man die Hinrunde in der Liga beendet.“

Michael Krieg, der im Juni schon  25 Jahre Vorsitzender des SV Geislautern aus der Landesliga Süd sein wird, sagt: „Wir haben uns im Vorfeld auch für einen Abbruch entschieden. Es gibt einfach keine Alternative dazu.“ Der SFV hatte sich vor seiner Entscheidung ein Meinungsbild unter den Vereinen verschafft. Kritisch hätte Krieg nach einem halben Jahr Pause vor allem die geplante Vorbereitungszeit von vier Wochen gesehen: „Wenn man so lange nicht gespielt hat, wären vier Wochen Vorbereitung keine gute Basis gewesen, um wieder unter Wettbewerbsbedingungen zu starten.“ Sein Verein ist bislang gut durch die Corona-Krise gekommen. „Auch weil wir weniger Kosten für den Spielbetrieb haben als Vereine in höheren Ligen“, erklärt der Vorsitzende. „Zudem hatten wir auch so gut wie keine Vereinsaustritte.“

Der ASC Dudweiler aus der Bezirksliga Saarbrücken beklagt dagegen schwindende Mitgliederzahlen. „Wir haben ungefähr 15 Prozent der Mitglieder verloren. Darunter waren auch jüngere, wo die Eltern sich gefragt haben, warum sie den Mitgliedsbeitrag bezahlen sollen, wenn ohnehin nicht gespielt wird“, berichtet der Vorsitzende Michael Raab. Hinzu kommen weitere finanzielle Einbußen: „Uns fehlen 15 000 bis 20 000 Euro aus der Bewirtung und von Eintrittsgeldern der Zuschauer. Das ist viel Geld für einen Verein aus der Bezirksliga.“ Der ASC muss deshalb den Gürtel ein wenig enger schnallen. „Wir halten uns aber in den schwarzen Zahlen“, atmet Raab auf. Dazu trugen auch die von der Politik aufgelegten Hilfsprogramme für Vereine bei. „Die haben uns sehr geholfen“, freut sich Raab.

An die politisch Verantwortlichen hat der ASC-Vorsitzende eine Bitte: „Wir sind auf der Suche nach Schnelltests, weil wir gerne wieder mit dem Training beginnen würden, wenn das mit Tests erlaubt ist. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn das Land den Vereinen dann eine gewisse Anzahl an Schnelltests zur Verfügung stellt.“ Raab sagt zudem: „So könnten die Tests unproblematisch vor den Einheiten vor Ort durchgeführt werden – und es würde auch die Testzentren entlasten, wenn die Spieler nicht dorthin müssen.“ Einen Wunsch hat auch Molter: „Es wäre schön, wenn sich der Verband und die Politik frühzeitig zusammensetzen würden, um die neue Saison, beispielsweise was Hygienekonzepte angeht, vernünftig vorzubereiten.“

Für den SV 19 Bübingen ergibt sich durch den Abbruch die kuriose Situation, dass der Verein seit der Neugründung 2019 noch keine Saison zu Ende spielen konnte. „Das ist in der Tat so“, erklärt der Vorsitzende Tobias Hauer darauf angesprochen – und lacht. Auch die Blau-Weißen sprachen sich für einen Abbruch aus. „Das ist alternativlos. Wir hätten es nicht mehr geschafft, die Runde ordentlich zu Ende zu spielen“, sagt Hauer. Während viele Vereine in den letzten Monaten von Einnahmen aus der Vergangenheit zehrten, war dies für die Bübinger nicht so einfach möglich, da der Club ja kürzlich erst aus der Taufe gehoben wurde. „Es ist uns dennoch gelungen, ein kleines Polster aufzubauen“, berichtet Hauer: „Das war aber auch schnell aufgebraucht. Es fehlt halt das Bier, dass derzeit nicht auf dem Sportplatz getrunken wird, und die Rostwurst, die dort nicht gegessen wird. Aber es ist alles im grünen Bereich. Die laufenden Kosten können wir durch die Mitgliedsbeiträge und Hilfen decken.“ Sein Fazit: „Wir haben den ersten Lockdown überlebt, und wir werden auch den zweiten überleben.“

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