Jubiläumsveranstaltung der Arbeiterwohlfahrt Neunkircher Frauenhaus ist 30 Jahre alt

Neunkirchen/Saarbrücken · Schutz vor Gewalt: Bei der Geburtstagsfeier stellte die Arbeiterwohlfahrt Saarland die Arbeit ihrer Frauenhäuser vor.

  Eine junge Frau, Opfer häuslicher Gewalt, hat die eheliche Wohnung verlassen und sich in ein Treppenhaus irgendwo in der Nachbarschaft geflüchtet. Doch wohin jetzt? Am besten ins Frauenhaus.

Eine junge Frau, Opfer häuslicher Gewalt, hat die eheliche Wohnung verlassen und sich in ein Treppenhaus irgendwo in der Nachbarschaft geflüchtet. Doch wohin jetzt? Am besten ins Frauenhaus.

Foto: dpa/Peter Steffen

Schon vor der Jubiläumsveranstaltung „40 und 30 Jahre – Frauenhäuser Saarbrücken und Neunkirchen“ der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Saarland fand am frühen Mittwochmorgen im Foyer des Saarondos am Eurobahnhof ein reger Austausch der über 100 Gäste statt. Man kennt sich und schien sich viel zu sagen zu haben.

Das dachte sich wohl auch die Awo Saarland und lud daher haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Frauenhäuser, aber auch Politiker, wie den Regionalverbandspräsidenten Peter Gillo, die Polizei mit Direktor Udo Schneider und Mitarbeiter des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie ein, aber nicht nur, um die Jubiläen der Frauenhäuser zu feiern. Denn bis zum Nachmittag wurden Vorträge und Impulse angeboten, um die Geschichte der Frauenhaus-Arbeit zu erläutern, über deren Wandel zu reden und über Perspektiven für die Zukunft zu diskutieren.

Darunter waren kurze Reden von Mascha Nunold, der Bereichsleiterin Frauenhäuser Saarland, von Stefanie Wies-Schording und Tatjana Schommer, den Leiterinnen der Frauenhäuser in Saarbrücken und Neunkirchen. Es gab aber auch Vorträge zur Frauenhaus-Arbeit im Wandel der Zeit von Professorin Margrit Brückner und über die Gewaltdynamik in Paarbeziehungen von Heike Küken-Beckmann.

Gastgeberin war Ines Reimann-Matheis, Landesgeschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt. Sie berichtete über die Arbeit der Frauenhäuser und darüber, dass jede vierte Frau in ihrer Partnerschaft schon Gewalt erlebt habe. „Aber nur zwanzig Prozent der Frauen suchen Hilfe“, sagte Ines Reimann-Matheis weiter. Sie betonte, wie die anderen Rednerinnen auch, dass Gewalt gegen Frauen in allen Kulturen und in allen sozialen Schichten vorkommte.

„Die Gewalt gegen Frauen ist eingebettet in die patriarchalische Gesellschaft. Sie ist ein Zeichen der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern“, gab sie zu Bedenken. Und dann fasste Ines Reimann-Matheis die Arbeit der Frauenhäuser zusammen: „Hier können die Frauen die Gewalt überwinden, sie erhalten Hilfe und Schutz.“

Seit der ersten Gründung eines Frauenhauses in Saarbrücken im Jahr 1979 haben 7172 Frauen und 8521 Kinder dort Schutz gefunden. „Wir halten im Saarland 31 Zimmer in den Frauenhäuern vor“, sagte Reimann-Matheis und lobte die ehrenamtliche Hilfe in den Frauenhäusern, die guten Strukturen im Saarland, die Unterstützung durch die Polizei und durch das Ministerium.

Monika Bachmann, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, erzählte in ihrem Grußwort eine kleine Anekdote: „Als ich noch Landrätin war, kam eine junge Frau zu mir, die von ihrem Ehemann oft geschlagen wurde und im Saarland Zuflucht gefunden hatte. Sie hatte Geldprobleme; da einer unserer PCs defekt war, konnte ihr kein Geld überwiesen werden. Das haben wir umgehend behoben. Am gleichen Tag erhielt sie ihr Geld, und aus Freude brachte sie mir am nächsten Tag ein kleines Geschenk vorbei“, berichtete sie. Um dann anzufügen, dass die junge Frau trotz aller therapeutischen Hilfe irgendwann zu ihrem gewalttätigen Ehemann zurückgekehrte.

„Daher müssen wir auch den Männern helfen“, folgerte Bachmann. Und sie betonte, dass die Kinder der Frauen immer mitbetroffen sind. Die Not der Kinder macht auch eine Präsentation im Saarondo deutlich, in der Geschichten und Bilder von Kindern im Alter von 4 bis 13 Jahren ausgestellt sind, die im kunsttherapeutischen Angebot der Awo Konstanz entstanden waren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort