Mahnschreiben angeblicher Anwaltskanzlei Polizei im Saarland warnt vor Lotto-Betrugsmasche
Saarbrücken · Sie setzt darauf, dass man schnell bezahlt und droht andernfalls mit Zwangsvollstreckung. Doch hinter dem Mahnschreiben einer Anwaltskanzlei aus München steckt eine dreiste Masche.
Ein Mahnschreiben im Briefkasten. Das macht stutzig – und verunsichert. Auf genau diese Verunsicherung setzen Betrüger. In den vergangenen Wochen gab es bundesweit vermehrt Fälle einer Lotto-Betrugsmasche. Auch der Polizei im Saarland sind solche Betrugsmaschen bekannt.
Wie gehen die Betrüger vor?
Die kriminelle Masche funktioniert folgendermaßen: Die Betroffenen erhalten ein Mahnschreiben der angeblichen Anwaltskanzlei „Schmidt und Kollegen“ aus München. Darin steht, dass man telefonisch mit der „Euro Lotto Zentrale Euro Jackpot -6/49“ einen Vertrag abgeschlossen habe. Die Dienstleistung habe man bisher aber nicht bezahlt, wobei nicht näher erklärt wird, um welche Dienstleistung es sich handeln soll. Detailliert ist dagegen aufgeschlüsselt, wie sich die fälschlicherweise geforderte Summe zusammensetze: aus Dienstleistungsvertrag, Mahnkosten und Anwaltskosten. Der Betrag liegt in den meisten Fällen bei um die 300 Euro und soll binnen weniger Tage per Lastschrift bezahlt werden. Dem Brief sind hierzu auch ein vorgedrucktes Kündigungsformular sowie ein SEPA-Mandat beigefügt.

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Betrüger drohen mit „Unannehmlichkeiten“
Wer nicht bezahlt, dem drohen die angeblichen Anwälte mit „weiteren Folgekosten“ und „Unannehmlichkeiten“: Zwangsvollstreckung oder Pfändung von Lohn, Rente oder anderer Bezüge wie Arbeitslosengeld. Auffällig an den Schreiben ist, dass sie vor Rechtschreibe- und Tippfehlern nur so strotzen. Beispiel aus einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt: „Zwangsvollstreckung druck ein Gerichtsvollzieher“.
„Nicht einschüchtern lassen“
Die Polizei im Saarland rät dazu, grundsätzlich misstrauisch zu sein bei Schreiben oder Forderungen unbekannter Adressaten, sagte Polizeisprecher Stephan Laßotta unserer Zeitung. Auch sollte auf die angegebenen Bankverbindungen, insbesondere bei geforderten Lastschriften oder Überweisungen auf ausländische Konten, geachtet werden. Auf jeden Fall sollte man sich „nicht durch Drohungen einschüchtern lassen“. Stattdessen sollten Empfänger, die sich unsicher sind, an Vertrauenspersonen, Verbraucherschutzverbände oder die Polizei wenden. Regelmäßig informierten und warnen Verbraucherschutzverbände auf ihren Internetseite vor dieser Form des Betrugs, erklärt Laßotta. Zudem würden dort Listen im falschen Inkassounternehmen und der von ihnen genutzten IBAN veröffentlicht.
Anwaltskammer München äußert sich
Die Rechtsanwaltskammer in München weiß ebenfalls um die Betrugsmasche, die Anwaltskanzlei existiert nicht. Die Kammer erklärt unserer Zeitung auf Nachfrage: Wir weisen nachdrücklich darauf hin, dass unter der angegebenen Adresse keine Kanzlei existiert. „Die beiden auf dem Briefbogen genannten Personen ‚Benjamin Kowalski‘ und ‚Michael Schmidt‘ sind keine in München zugelassenen Rechtsanwälte und keine Mitglieder der Rechtsanwaltskammer München. Auch die genannte ‚Euro Lotto Zentrale Euro Jackpot GmbH‘ scheint tatsächlich nicht zu existieren. Anrufe unter der angegebenen Telefonnummer führen lediglich zu einer Mailboxansage, die keine Zugehörigkeit zu einer Kanzlei erkennen lässt.“