Was plant das Stadtarchiv? Als die Französische Woche Tausende lockte
Saarbrücken · Das Saarbrücker Stadtarchiv plant für 2018 unter anderem eine große Schau über jene Zeit, als französische Esskultur ins Saarland kam.
Auch nach dem Wiederanschluss an die Bundesrepublik pflegte das Saarland besondere Beziehungen zu Frankreich. So galt die „Französische Woche“, vom Konsulat ins Leben gerufen zur Absatzförderung französischer Waren, in den 1960er und 1970er Jahren als jedes Jahr mit Spannung erwartetes gesellschaftliches Ereignis.
Im ganzen Saarland, besonders aber in der Bahnhofstraße, präsentierten die Geschäfte die neueste Mode und allerlei kulinarische Spezialitäten aus Frankreich. Bis zum letzten Wurstzipfel wurde alles blau-weiß-rot geflaggt, und der beste Schaufenster-Dekorateur bekam einen Orden. Busweise kamen die Menschen in die Landeshauptstadt, um an Verköstigungen teilzunehmen.
Im kommenden April wird das Saarbrücker Stadtarchiv an die „Französische Woche“ mit einer großen Ausstellung erinnern. Das kündigte Stadtarchiv-Leiter Hans-Christian Herrmann bei seiner Programmvorschau für 2018 im Saarbrücker Kulturausschuss an. Begleitet wird die Ausstellung laut Herrmann von einer Ringvorlesung in Kooperation mit dem Frankreichzentrum der Saar-Uni.
Diese Vortragsreihe wird sich mit den Unterschieden zwischen Frankreich und Deutschland befassen. Beleuchten will sie insbesondere die Parteienlandschaft, die politische Kultur, die Gewerkschaften, das Arbeitsleben, das Geschichtsbild und die Migration.
Eine zweite große Ausstellung bereitet das Stadtarchiv nach Angaben Herrmanns zur „Geschichte von Burbach“ vor. Diese Schau, die im Oktober beginnt, soll eine umfassende historische Aufarbeitung der Entwicklung des Ortsteiles, seiner Bevölkerung und seines Strukturwandels bieten. Auch ein Katalog soll dazu erscheinen.
Der „Tag der Archive“ widmet sich 2018 dem Thema „50 Jahre Mai 1968“. Zum Tag der offenen Tür am 3. und 4. März wird das Stadtarchiv daher eine kleine Ausstellung zu den 68ern in Saarbrücken zusammenstellen. Im Herbst des kommenden Jahres veranstaltet das Stadtarchiv gemeinsam mit verschiedenen Partnern zudem ein Forschungskolloquium mit Referenten aus der ganzen Republik zur Geschichte der Homosexuellen und ihrer Verfolgung im 20. Jahrhundert.
Einen Arbeitskreis zu diesem Thema hat das Stadtarchiv laut Herrmann bereits im Mai 2017 gegründet. Gemeinsam mit Vertretern der beiden Landeszentralen für politische Bildung und für Pädagogik und Medien, der Frauengenderbibliothek, dem Lesben- und Schwulenverband Saar und einem Journalisten will Herrmann in diesem Arbeitskreis langfristig die Geschichte der Homosexualiät in Saarbrücken und um Saarland aufarbeiten. Der Kreis will dafür eine Förderung als Forschungsprojekt bei der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld beantragen. Zur Vorbereitung dafür soll auch das Forschungskolloquium im Herbst dienen.
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