19-Jährige macht sich für Völkerverständigung stark Ein bewusster Blick auf die deutsch-französische Freundschaft

Nantes/Saarbrücken · Alexia Theißen-Achille ist „Junge Botschafterin“ für Saarbrücken in der Partnerstadt Nantes – was der Lockdown nicht leichter macht.

 Alexia Theißen-Achille vor dem gelben Verladekran am Ufer der Loire in Nantes, der dort unter dem Namen „grue jaune“ bekannt ist.

Alexia Theißen-Achille vor dem gelben Verladekran am Ufer der Loire in Nantes, der dort unter dem Namen „grue jaune“ bekannt ist.

Foto: Alexia Theißen-Achille

Es gibt einen Abend, der ihr aus den ersten Wochen ganz besonders in Erinnerung geblieben ist: „Ich war in einem kleinen Fischerdorf an der Loire vor den Toren Nantes‘ unterwegs“, erzählt Alexia Theißen-Achille, und ihre Begeisterung ist immer noch spürbar. „Die Atmosphäre dort war toll, und man hat einen wunderschönen Blick auf Nantes.“ Es ist nur einer von vielen schönen Momenten, die die Saargemünderin seit ihrer Ankunft in Nantes erlebt hat. Seit etwas mehr als zwei Monaten repräsentiert sie ihre Heimat als Junge Botschafterin in der Stadt nahe der Atlantikküste, die seit mehr als 50 Jahren Partnerstadt Saarbrückens ist.

„Auch wenn unter den Umständen der Corona-Pandemie vieles ungewohnt und anders war, habe ich mich von Beginn an willkommen gefühlt“, sagt die 19-Jährige, die im April ihr Abitur am Deutsch-Französischen-Gymnasium in Saarbrücken bestanden hat. Als sie im Oktober in Nantes ankam, hatte sie zumindest für einige Wochen die Stadt kennenlernen können: „Zu Beginn meiner Zeit hier hatten die Bars und Restaurants noch geöffnet, und ich konnte hier alles ein wenig erkunden.“ Es sei zwar damals schon ungewohnt gewesen, ihre Arbeitskollegen alle nur mit Maske kennenzulernen. Trotzdem habe sie schöne Begegnungen erleben dürfen.

Dann folgte jedoch die Zeit des harten Lockdowns in Frankreich, der das öffentliche Leben nahezu vollständig zum Erliegen brachte. „Man durfte nur noch für einige Stunden und mit einem triftigen Grund die Wohnung verlassen. Es herrschte eine wirklich gespenstische Atmosphäre in der Stadt“, schildert Theißen-Achille. Dennoch fühle sie sich bisher sehr wohl in Nantes.

Dass sie überhaupt den Entschluss fasste, Junge Botschafterin zu werden, hatte verschiedene Gründe: „Ich wollte nach meinem Abitur nicht direkt studieren, sondern erst einmal eine völlig neue Erfahrung machen“, sagt sie. Zudem hat sie bereits von Kindesbeinen erfahren, wie wertvoll kulturelle Vielfalt und Transnationalität sein können: „Meine Mutter ist Haitianerin, mein Vater ist Deutscher, und ich wurde in Kanada geboren“, sagt sie mit einem Lachen. Dadurch habe sie viele unterschiedliche Kulturen kennenlernen dürfen, was sie als großes Glück empfand und sie auch als Mensch prägte. Ein weiterer Grund war, dass Alexia Theißen-Achille auch Frankreich nochmals aus einer anderen Perspektive erleben wollte.

Daher ist ihr für die Zeit als Botschafterin auch besonders wichtig, die Bedeutung kultureller Vielfalt und der deutsch-französischen Freundschaft gerade jungen Menschen zu vermitteln: „Ich habe das Gefühl, dass viele junge Menschen diese Freundschaft als zu selbstverständlich ansehen, und ich möchte ihnen bewusst machen, wie wichtig es ist, sich dafür einzusetzen“, erläutert sie. Konkret ist sie in ihrer Tätigkeit in Veranstaltungen zum Thema Europa, aber auch in Austauschprogramme zwischen den beiden Städten eingebunden.

Diese Austauschprogramme – beispielsweise im Rahmen des Max-Ophüls-Festivals – mussten jedoch leider aufgrund der Corona-Pandemie verschoben oder gar abgesagt werden. Des Weiteren hat sie sich zum Ziel gesetzt, ein Austauschprojekt fortzuführen, das von der damaligen Jungen Botschafterin in Saarbrücken, Charlotte Chicoine, ins Leben gerufen wurde: „Es geht dabei um die verbindende Kraft des Sports und wie er dazu beitragen kann, gegen Diskriminierung vorzugehen.“

Die Stelle der Jungen Botschafterin in Corona-Zeiten überhaupt zu besetzen, war dabei etwas schwieriger als in den vergangenen Jahren: „Wir hatten doch weniger Bewerber und mussten den Beginn des Botschafterjahres etwas nach hinten verlegen. Dennoch sind wir sehr froh, dass wir mit Alexia und auch ihrem Pendant in Saarbrücken, Esther Amilien, zwei tolle Botschafterinnen finden konnten“, sagt Kristina Welker, die das Projekt bei der Stadt Saarbrücken betreut.

Für die kommenden Monate wünscht sich Alexia Theißen-Achille vor allem eines: „Ich hoffe, dass im nächsten Jahr einige der Veranstaltungen auch mit persönlichem Kontakt stattfinden können.“ Für die Zeit danach hat sie noch keinen konkreten Pläne. „Ich möchte gerne studieren, doch ich weiß noch nicht, in welche Richtung es gehen soll“, sagt sie, „es wäre schön, wenn mir das Jahr als Botschafterin dabei hilft, den für mich passenden Weg zu finden.“

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