Hans Gerhard liest in Saarbrücken Absurde Kurzgeschichten im Künstlerhaus

Saarbrücken · Hans Gerhard liest aus seinem Buch „Aber möglich, möglich muss es doch sein“ in Saarbrücken.

 Hans Gerhard

Hans Gerhard

Foto: Tom Gundelwein/GUNDELWEIN

Hans Gerhard ist schon seit Langem kein Unbekannter mehr in der saarländischen Literaturszene. Als Poetry Slammer war er früher aktiv, wobei man ihn in dieser Rolle demnächst wieder erleben wird, so erzählt er hinterher. Literaturfreunde kennen ihn auch als Autor von Erzählungen, ebenso wie als Stadtteilautor fürs Nauwieser Viertel. Am liebsten schreibt er aber Kurzgeschichten, und somit besteht auch Gerhards neuestes Buch „Aber möglich, möglich muss es doch sein“ komplett aus dieser Literaturform.

Drei davon liest er vor etwa 50 Zuhörern im saarländischen Künstlerhaus, der Heimat des gleichnamigen Vereins, dessen Vorstand wiederum Gerhard selbst ist. Ein Heimspiel also. Die erste, gar nicht so kurze Geschichte, wird aus der Perspektive eines einstigen Rechtsrock-Sängers erzählt. Der regt sich darüber auf, dass seine Freundin noch eine Ace of Base-CD besitzt und sogar mal Fan dieser Popgruppe aus Schweden war. Das sei doch nichtssagende Musik gewesen. Die Freundin reagiert gekränkt und erklärt ihm die Bedeutung dieser CD. Als sie jung war, starb ihr Vater, woraufhin sie sofort nach Schweden gereist sei, um das Elternhaus der drei Ace of Base-Geschwister aufzusuchen. Dort sei sie mithilfe eines Messers eingedrungen, einfach weil sie mit einem ihrer Stars reden wollte.

Gerhard bezieht sich hier auf ein tatsächliches Ereignis, das vor 25 Jahren zur erfolgreichsten Zeit der Band geschah. Mit der Versöhnung des Paars endet diese Geschichte, die dem Autor offenbar einiges abverlangt – er schnäuzt sich erstmal und wischt die Augen trocken.

Auch in der nächsten Kurzgeschichte geht es um ein Paar: Sie hat Flugangst, er macht sich Sorgen darum, dass ihr Sohn während ihrer Therapieaufenthalte in der Klinik in die Hände von Pädophilen fallen könnte. Ich-Erzähler ist auch hier wieder der Mann, und wie der ehemalige Rocksänger besitzt er eine dunkle Seite. Könnte er nicht selbst pädophile Neigungen haben? „Wenn die ersten Anzeichen auftreten, ist es aber sowieso schon zu spät“, sagt er zu sich selbst. Mit der humoristischen Story eines Beutelchens voller Amphetamin, das während einer Busfahrt verloren geht, entlässt Gerhard das Publikum. Kurz und kurzweilig, gerne etwas absurd, so sind seine Geschichten. Allerdings will der 46-Jährige jetzt doch mal einen Roman schreiben – daran arbeitet er aktuell.

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