Abschied vom Beruflichen Bildungszentrum Niemals geht dieser Mann so ganz

Sulzbach · Abschied für Manfred Kölzer vom Beruflichen Bildungszentrum in Neuweiler. Ganz jedoch kehrt er dem Kollegium nicht den Rücken.

 Schulleiter Josef Paul mitsamt dem Kollegium verabschieden Manfred Kölzer (vorne im grauen Sakko) in den Ruhestand.

Schulleiter Josef Paul mitsamt dem Kollegium verabschieden Manfred Kölzer (vorne im grauen Sakko) in den Ruhestand.

Foto: Thomas Seeber

„Niemals geht man so ganz“, sang vor vielen Jahren Trude Herr, und irgendwie passt dieses Lied auch auf Manfred Kölzer. Nach 37 Jahren im Schuldienst - davon allein 34 Jahren an der Berufsschule in Neuweiler, die ja mittlerweile Berufliches Bildungszentrum heißt - wurde der Sulzbacher jetzt in „ein bisschen Ruhestand“ verabschiedet. „Ich bleibe der Schule ja im Projekt Industrie 4.0 erhalten“, sagte der 65-Jährige, der auch sonst nicht wirklich ans Kürzertreten denkt: „Ich werde für verschiedene Firmen noch in der Weiterbildung tätig sein.“

Aus- und Weiterbildung ist seit fast vier Jahrzehnten Kölzers tägliches Brot. „In der betrieblichen Ausbildung müssen Lehrer immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung sein. Im Prinzip wird jedes Fach jedes Jahr neu erfunden“, sagt Diplom-Ingenieur Kölzer, der vor seinem Eintritt in den Schuldienst bei den Sulzbacher Unternehmen Pebra und Hydac tätig war. An Schulen der dualen Ausbildung stehe darum auch das Vermitteln von Fachwissen im Mittelpunkt, während an anderen Schulen auch der Erwerb von Sozialkompetenzen eine wichtige Rolle spielt. „Doch es gibt auch bei uns Schüler, die das persönliche Gespräch suchen, wenn es im Betrieb oder auch zu Hause Probleme gibt, die sie alleine nicht lösen können“, sagt Kölzer, der nicht mitgezählt hat, wieviele Schülerinnen und Schüler durch seine Klassen gegangen sind: „Es werden so 20000 gewesen sein. Manche sind sogar selbst als Lehrer zurückgekommen, andere melden sich, wenn sie Schritte in der Karriere gemacht haben. Aber bei der Anzahl kann man sich natürlich nicht an jeden Namen erinnern.“

An was sich Kölzer sehr gut erinnert, sind neben der Veränderung der Anforderungen auch die veränderten Voraussetzungen seiner Schüler. „Früher waren es vor allem Hauptschüler, die zu uns kamen“, erzählt Kölzer, „heute haben 20 Prozent Abitur, 30 Prozent Fachabitur und fast 50 Prozent einen mittleren Abschluss.“ Auch dass fast 70 Prozent der Absolventen ihre beruflichen Abschlüsse vor der Regelzeit schaffen, sei eine Entwicklung der letzten Jahre. „Ich bin aber auch immer wieder bewusst in leistungsschwächere Klassen gegangen“, sagt Kölzer, „ich wollte nie die Erdung verlieren.“

Als Abteilungsleiter hat er  immer den engen Kontakt zu den Unternehmen gesucht, die ihre Auszubildenden nach Neuweiler schicken. Einige Jahre war er als Berater für das Bildungsministerium tätig, hat 1994 maßgeblich an der Umgestaltung der Berufsschullandschaft mitgewirkt. Die Bildung von Schwerpunktschulen geht auch auf seine Mitarbeit zurück. „Manfred Kölzer ist ein Mitarbeiter und Kollege wie man ihn sich nur wünschen kann“, sagt auch Josef Paul, der Schulleiter des BBZ Neuweiler, „hochmotiviert, mit klaren Zielen, ein kompetenter Berater und auch Entscheider. Er hat großen Anteil daran, dass wir im übernächsten Schuljahr auch das Berufsbild des ‚Produktionstechnologen‘ ausbilden können.“

Mit 65 Jahren hat Manfred Kölzer nun die Altersgrenze erreicht. „Mir fehlen die Gespräche mit den jungen Menschen“, sagt er nach wenigen Wochen des Ruhestands und scherzt: „Wenn ich jetzt morgens wegen meiner Rückenprobleme zum Schwimmen gehe, sehe ich nur Pensionäre und alte Frauen.“ Damit das nicht so bleibt, will Kölzer sich auch (noch) mehr seiner Leidenschaft der Leichtathletik widmen. Seit Jahrzehnten ist er Mitorganisator des Saarbrücker Silvester-Laufes, Trainer und Funktionär bei der LSG Saarbrücken-Sulzbachtal. „Jetzt kann ich gerade die jüngeren Athletinnen und Athleten auch mal zu Wettkämpfen außerhalb begleiten“, sagt Kölzer - doch auch die Familie soll nicht zu kurz kommen. „Ich weiß nicht, ob meine Frau so glücklich ist, wenn ich jetzt immer zu Hause bin“, sagt er und lacht, „aber natürlich ist auch dafür jetzt mehr Zeit da.“ Zum Abschied gab es ein Zeugnis - keines über seine Lehrertätigkeit, sondern eine Kopie des Abschlusszeugnisses, das Manfred Kölzer im Jahr 1969 an der Neuweiler Berufsschule erworben hat. Damals wie heute ging er niemals so ganz.

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