Heiligabend-Aktion im E-Werk 800 Menschen frohe Stunden bereiten

Saarbrücken · Besuch bei Heiligabend-Aktion im Saarbrücker E-Werk: Was Ehrenamtler motiviert, das Fest hier zu verbringen.

 Strahlende Helferinnen bei der Heiligabend-Aktion im E-Werk (von links): Vanessa Klein, Rosaria Dos Santos und Amina Hamedi-Salah.

Strahlende Helferinnen bei der Heiligabend-Aktion im E-Werk (von links): Vanessa Klein, Rosaria Dos Santos und Amina Hamedi-Salah.

Foto: BeckerBredel

„Es ist wie in einer großen Familie“, sagt Marianne (Name geändert). Als Bedürftige nimmt sie an der Heiligabendaktion im Saarbrücker E-Werk teil, lässt sich einladen und beschenken. „Ich hab’ nur Hartz IV. Ohne diese Gelegenheit wäre ich einsam daheimgeblieben. Ich hab’ nicht viel Geld. Jetzt sind meine besten Freundinnen dabei, und wir feiern Weihnachten – ohne dabei das Gefühl zu haben, Bittsteller zu sein.“

Marianne bezeichnet sich als arm. Engagiert sie sich ehrenamtlich beim Roten Kreuz. Heute Abend aber nicht, heute ist sie nicht Helferin, sondern Gast. Das Helfen übernehmen 150 andere. „So viele wie noch nie“, sagt Agnes Wilhelm. Sie sitzt am Eingang, verteilt die Namensschilder und hat daher den besten Überblick.

Die 81-Jährige macht seit 15 Jahren als Helferin mit: „Ich hatte in einem Jahr Mann und Sohn verloren. An Heiligabend suchte ich eine Aufgabe und fand sie bei der Heiligabend-Aktion.“ Sie gab anderen Halt, und das Helfen habe ihr selbst Halt gegeben. „Das ist jetzt meine Weihnacht“, sagt die Rentnerin.

Lothar Ranta sieht das ähnlich. Der Mann, der die Saarbrücker Tafel mitbegründete, macht seit 20 Jahren mit und zeigt eine der Weihnachts­tüten, die jeder Gast am Abend bekommt. 800 Mal gibt es Lebkuchen, Waffeln, Schokolade, Saft, Kuchen, Tee, Wurst, Fisch, Lyoner und weitere Kleinigkeiten. Diese Tüten sind so begehrt, dass man in diesem Jahr erstmals Armbändchen an die Besucher ausgab, um zu kontrollieren, dass jeder auch nur eine Tüte bekommt. Ranta: „Wir bringen die Tüten auch erstmals an den Tisch. Sonst werden wir überrannt.“

Diakon Horst-Peter Rauguth freute sich über eine erneut riesige Resonanz. Die 800 Plätze im E-Werk waren voll belegt. „Probleme machte uns der auf den Sonntag fallende Heiligabend. Normal sind Geschäfte Heiligabend geöffnet, und wir können nach Geschäftsschluss Waren abholen, die uns gespendet werden. Das musste diesmal am späten Samstagabend passieren und war eine logistische Herausforderung. Auch fiel ein Caterer aus, der Sonntag nicht arbeitet. Wir haben es trotzdem geschafft und auch noch aufwändiger dekoriert als in den Vorjahren“, lobt er sein Team.

Die Heiligabendaktion im E-Werk richtet sich nicht nur an Obdachlose und Arme. Wer einsam ist, ist willkommen. Das lockt auch weniger Bedürftige. Anna aus Berlin (Name geändert) gab zu, dass sie sonst für ihren Mann gekocht hätte. Sie habe nur die Abwechslung gesucht. Sie wirkte nicht bedürftig, sie ist es auch nicht. Diakon Rauguth weiß, dass es auch diese Menschen gibt. Aber die Heiligabend-Aktion will nicht selektieren. Alle sind eingeladen.

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