Ingrid Bröder schafft Ersatz für Plastiktüten in Obst-Abteilungen 80-jährige Malstätterin näht für den Klimaschutz im Supermarkt

Saarbrücken · Der 80-jährigen Ingrid Bröder in Malstatt sind die dünnen Plastiktüten für den Obstkauf in Supermärkten ein Dorn im Auge. Denn sie sind – anders als sonstige Plastiktüten – weiterhin erlaubt. Dagegen geht die Seniorin nun vor – mit selbst genähten „Malstätter Säckchen“.

 Aus alten Stoffen näht Ingrid Bröder (80) die „Malstatter Säckchen", die beim Einkaufen für Obst und Gemüse verwendet werden können.

Aus alten Stoffen näht Ingrid Bröder (80) die „Malstatter Säckchen", die beim Einkaufen für Obst und Gemüse verwendet werden können.

Foto: BeckerBredel

Ingrid Bröder ist 80 Jahre alt und treue Leserin unserer Zeitung. So stolperte sie über eine Meldung der Deutschen Umwelthilfe, der das Verbot von Plastiktüten in Supermärkten nicht weit genug geht, weil der Gesetzgeber die dünnen Tütchen in den Obstabteilungen vom Verbot ausgenommen hat. „Da hat die Umwelthilfe doch Recht. Diese Tüten fliegen nachher überall rum und so kann man die Menschen nicht dazu bringen, Mehrwegtüten mitzubringen", sagt die Seniorin. Sie ist in diesem Thema schon lange drin. Plastiküten hasst die rüstige Dame, die schon vor Monaten damit begann, aus alten Gardinen mehrfach benutzbare Säckchen zu schneidern.

An ihrer Nähmaschine in ihrer Wohnung nahe der Caritasklinik näht sie aus alten transparenten Stoffen die „Malstatter Säckchen" und engagiert sich damit auf ihre Weise für den Klimaschutz. Und das gleich auf zweifache Weise: Sie verhindert das Entstehen von Plastikmüll und liefert mit ihren „Malstatter Säckchen" die Problemlösung gleich mit. Jedes Säckchen hat einen Gummizug und einen alten Knopf und ist damit verschließbar. „Die Gardinenstoffe bekomme ich gebracht, Knöpfe und Gummis habe ich noch ausreichend zuhause", sagt sie. „Anstatt eine Plastiktasche von der Rolle zu ziehen, die nach der Verwendung fast ausnahmslos im Müll landet, kann man die Säckchen benutzen. Durch den transparenten Stoff sieht das Kassenpersonal trotzdem die verpackte Ware und kann ohne Zeitverzug kassieren", erklärt Bröder, die auch Mitstreiter hat.

Die Säckchen werden in Nähstunden vom Verein „Malstatt gemeinsam stark“ – kurz Mags – und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) genäht.  „Erst trafen wir uns Freitags im Kreis von Senioren – aber auch mit zwei Schülerinnen und einem Schüler bei der Arbeiterwohlfahrt im Johanna-Kirchner-Haus. Bei Feierlichkeiten auf dem Pariser Platz werden die Säckchen dann kostenlos verteilt. Aktuell sind die Treffen wegen der Pandemie nicht möglich, nur vereinzelt machen wir unter Coronabedingungen Nähstunden. Aber die Aktion geht weiter. Ich hoffe, dass wir auch bald wieder Säckchen vor den Märkten verteilen können. Bis dahin können sich auch Märkte bei mir melden, dann gebe ich Säckchen zum Verteilen ab", sagt die Seniorin, die nach eigenen Angaben bereits hunderte Obstsäckchen genäht hat.

Die ehemalige Arzthelferin hat sich das Nähen selbst beigebracht. Sie fertigt neben den Säckchen auch Verpackungstüten aus Dekostoffen und andere Kleinigkeiten. Im neuen Plastiktütenverbot sieht sie sich bestärkt und so werde sie weiterhin für die Umwelt nähen.

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