Schutzausrüstung eingetroffen Ein kleiner Puffer an Schutzmasken

Saarbrücken · Der Ministerpräsident schleppte persönlich Kisten. Doch die 50 000 neuen Masken werden nicht lange reichen.

Ministerpräsident Tobias Hans packte bei der Verteilung von 50 000 frisch gelieferten Schutzmasken symbolisch mit an.

Ministerpräsident Tobias Hans packte bei der Verteilung von 50 000 frisch gelieferten Schutzmasken symbolisch mit an.

Foto: Staatskanzlei

Die ersehnte erste Lieferung von 50 000 Schutzmasken ist am Freitagabend im Saarland angekommen. Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) packte im weißen Hemd – von der Staatskanzlei inszeniert – persönlich an, um die Masken an Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und den Rettungsdienst zu verteilen. Allerdings wohl nicht immer unter Wahrung des Mindestabstands von zwei Metern, wie ein Foto des Kisten tragenden Regierungschefs zeigt, das die SPD-Politikerin Elke Ferner sogleich auf Twitter kritisierte.

„Die erste Lieferung verschafft unseren medizinischen Einrichtungen erstmal wieder Luft“, erklärte Hans. Allerdings ist der Puffer sehr überschaubar, er reicht eher für Tage als für Wochen. Ein saarländisches Krankenhaus berichtete der SZ, es allein verbrauche pro Tag mehr als 1000 Schutzmasken. Landesweit gibt es 23 Krankenhaus-Standorte, die bereits sparsam haushalten. Die 2000 niedergelassenen Haus- und Fachärzte samt Praxispersonal, die 400 Mitarbeiter im Rettungsdienst und die 14 500 Mitarbeiter bei Pflegediensten und Pflegeheimen sind da noch gar nicht berücksichtigt.

„Ich weiß das sehr zu schätzen, dass die Landesregierung diese Masken besorgt hat“, sagt Gregg Frost, der Landeschef der Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund. „Es sei ihnen auch gegönnt, dass das sehr medienträchtig in Szene gesetzt wird, mit Herrn Hans, der Kisten schleppt an vorderster Front. Ich hoffe nur, dass das jetzt nicht das Ende der Bemühungen ist, weil man ja vermeintlich mal einen Puffer hat.“

Die Landesregierung hat zwei Millionen Schutzmasken bestellt (Kosten: neun Millionen Euro). Auch der Bund hat große Mengen geordert, die Lieferung gestaltet sich aber schwierig, erst kürzlich sind sechs Millionen vom Bund bestellte Masken in Kenia spurlos verschwunden. „Wir nutzen weiterhin alle Möglichkeiten, um eine Versorgung mit der dringend benötigten Schutzkleidung sicherzustellen“, erklärte die Staatskanzlei. So nähen Mitarbeiter des Werkstattzentrums für behinderte Menschen der Lebenshilfe (WZB) in Neunkirchen pro Tag 400 Mundschutzmasken nach OP-Standard. Der Werkstatt stattete Hans am Freitag einen Besuch ab, nachdem er kurz zuvor schon bei der Firma Dr. Theiss Naturwaren in Homburg war. Das Unternehmen hat kurzfristig den Auftrag erhalten, 84 000 Liter Desinfektionsmittel für Krankenhäuser, Arztpraxen und Apotheken im Saarland herzustellen.

Der Rettungszweckverband ZRF erwartet zu Wochenbeginn eine größere Lieferung. Die regulären Bestände gehen zur Neige. „Wir kaufen auf Teufel komm raus auf eigene Kappe alles, was wir am Markt kriegen können“, sagte ZRF-Geschäftsführer Bernhard Roth.

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Saarland soll am Montag eine Bestellung von 100 000 Schutzmasken eingehen. Die einzelnen Praxen konnten diese bis Sonntag, 24 Uhr, über ein Bestellportal der KV ordern. „Es geht jetzt los, wir sind echt froh“, sagte KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann. Die Masken werden ab Montag ausgeliefert, als erstes an Dialyse-Ärzte. „Da brennt’s am meisten“, sagte Hauptmann. Seinen Angaben zufolge bemüht sich die KV um weitere Bestellungen, auch von Schutzanzügen. Die erste Lieferung wird Schätzungen zufolge für eine Woche reichen.

Patienten, die unsicher sind, ob ein vereinbarter Termin für eine Untersuchung in der aktuellen Lage stattfinden kann, sollten das telefonisch mit der Praxis klären. Das rät KV-Chef Hauptmann. Die Praxen hielten den normalen Betrieb aufrecht, ohne Patienten und Praxispersonal zu gefährden. Es müsse im Einzelfall entschieden werden.

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