Bergbau 330 Kilometer Pisten durch die Unterwelt

Auersmacher · Noch bis 2021 läuft die Kalksteingrube Auersmacher im Stand-by-Betrieb. Was danach mit ihr geschehen soll, ist noch nicht geklärt.

 Markus Hewer (r.), Betriebsleiter der Kalksteingrube Auersmacher, zeigt auf der Karte, wie groß die Anlage ist.

Markus Hewer (r.), Betriebsleiter der Kalksteingrube Auersmacher, zeigt auf der Karte, wie groß die Anlage ist.

Foto: Heiko Lehmann

Nach 83 Jahren Kalkstein-Abbau in der Gemeinde Kleinblittersdorf verabschiedet sich die Kalksteingrube Auersmacher GmbH ganz allmählich in den Ruhestand. Bereits seit vergangenem Sommer wird unter Auersmacher kein Kalkstein mehr im großen Stil abgebaut.

Die Dillinger Hütte Saarstahl AG bezieht ihren Kalkstein zur Erstellung von Roheisen mittlerweile komplett aus Frankreich. „Wir sind im Stand-by-Betrieb. Wir haben noch Kalksteinmengen auf Lager und produzieren auch noch. Wenn es Engpässe gibt müssen wir einspringen. Das haben wir auch schon gemacht, als in Frankreich die Bahn streikte“, erklärt Walter Pressmann, der Geschäftsführer der Kalksteingrube Auersmacher GmbH. Bis zum Jahr 2021 wird die Grube mindestens noch im Stand-by-Betrieb weiterlaufen.

In den 1960er Jahren boomte der Kalkstein-Abbau in Auersmacher. Bis zu 150 Mitarbeiter hatte die Grube. Anfang der 2000er Jahre waren es noch 70 Mitarbeiter. Heute sind es im Stand-by-Betrieb noch 27. Sicherungsarbeiten Untertage sind aktuell das Hauptarbeitsfeld der Grubenbelegschaft.

„Wir füllen zurzeit mit unserem eigenen Kalkstein unterirdische Löcher. Wo wir von unten nicht mehr dran kommen, füllen wir von oben. Es müssen für immer und alle Zeiten Gefahren für Dritte ausgeschlossen sein“, sagt Markus Hewer, der Betriebsleiter der Auersmacher Grube.

Im Kleinblittersdorfer Wald wird zurzeit eine Baustelle eingerichtet, um Löcher von oben füllen zu können. Im Zuge der Baustelle werden auch Waldwege in Kleinblittersdorf von der Kalksteingrube GmbH erneuert, was der Ortsrat von Kleinblittersdorf in seiner vergangenen Sitzung sehr begrüßte.

Auf dem Auersmacher Feld stellte die Kalksteingruben GmbH in dieser Woche eine große Informationstafel neben einer Bewetterungsstation auf. „Uns fragen schon lange viele Spaziergänger, war das für eine riesige grüne Tonne ist und was für Rauch dort raus kommt. Für die Bewetterung in der Grube benötigt man freie Verbindungen zur Tagesoberfläche – und das ist so eine. Es ist auch kein Rauch, der dort rauskommt, sondern Kondenswasserdampf“ erklärt Walter Pressmann.

Ein weiteres und sehr spannendes Aufgabenfeld einiger Mitarbeiter ist die Aufarbeitung der Geschichte der Auersmacher Grube, die während des Zweiten Weltkrieges der Bevölkerung als Luftschutzbunker diente. Nach dem Krieg halfen Auersmacher Landwirte mit Pferden und Karren, die Kalksteine zu Tage zu fördern und konnte sich so ein paar Mark dazuverdienen.

Mit Auersmacher Kalkstein und saarländischem Stahl wurden weltweit Projekte umgesetzt. „Jeder fünfte Autoreifen in der Welt hat Drähte von Saarstahl in sich, den es nur durch den Auersmacher Kalkstein gibt. Als Deutschland bei der Fußball-Europameisterschaft im französischen Lille spielte, war Jonas Hector nicht der einzige aus Auersmacher. Ohne Kalkstein aus Auersmacher und Stahl aus Dillingen, gäbe es das ganze Stadion nicht“, weiß Markus Hewer.

Was mit der Grube nach der Zeit des Stand-by-Betriebes passiert, ist noch offen. Bürgermeister Stephan Strichertz, der das über alle Jahre sehr gute Verhältnis zur Grubenführung lobte, kann sich ein Besucherbergwerk vorstellen. „Es ist noch völlig offen, was später einmal mit der Grube passiert. Es wird nicht einfach, wir reden hier nicht über eine kleine Grube“, so Strichertz.

Das Abbaugebiet erstreckt sich über eine 320 Hektar große Fläche unter Auersmacher, Sitterswald und Kleinblittersdorf. Große Lkw und Maschinen fahren durch das 330 Kilometer große Wegenetz unter Tage. Die Kalksteingrube Auersmacher bietet Menschen aus der Gemeinde Kleinblittersdorf regelmäßig Führungen durch die Grube an.

 Ein historisches Bild vom „Ausmarsch“ aus der Kalksteingrube.

Ein historisches Bild vom „Ausmarsch“ aus der Kalksteingrube.

Foto: Heiko Lehmann
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