Warndt-Weekend Besucher schätzen Natur, Industrie und Kultur

Regonalverband/Forbach · Bei strahlendem Sonnenschein kamen viele Menschen aus nah und fern zum 19. Warndt-Weekend. Aktionen gab es auf beiden Seiten der Grenze.

 Für die musikalische Umrahmung der Eröffnungsvernissage sorgten Marie-Hélène Jacot und Wolfgang Mertes in der großen Ausstellungshalle von V.Art Velsen.

Für die musikalische Umrahmung der Eröffnungsvernissage sorgten Marie-Hélène Jacot und Wolfgang Mertes in der großen Ausstellungshalle von V.Art Velsen.

Foto: Ruppenthal/sb

„Heißt das Ding wirklich Arschleder?“ Die Böser-Zwillinge besuchten am vergangenen Wochenende das Saarland, just zum Warndt-Weekend. Auf seinem Shirt steht „Böser Johannes“, auf ihrem „Böser Johanna“. Natürlich kichern die Zehnjährigen aus Oberschwaben über den frivolen Begriff, schon wenden sie aber ihre Aufmerksamkeit weiteren Attraktionen im Erlebnisbergwerk zu. Als da wären: mächtige Schilde in mehreren Streben, Schrämwalzen, rundum umschlossene Transportbahnen für Mensch, Maschine, Material, meterlange Bohrstangen, zum Teil extreme Krachmacher. Die freundlichen Erklärer vom Verein „Erlebnisbergwerk Velsen“ setzen die Besucher auf Zugmaschinen. Festhalten, der Anschläger gibt das Kommando – und auf geht die Untertagefahrt.

Glück auf! Opa Heinrich Lasotta interessiert sich für die Knubbebud: „Dort könnte ich doch meinen Achtzigsten feiern?“. „Stimmt“, antwortet Kumpel Hermann Portz vom erwähnten Verein, „. . .für 400 Euro können Sie den Raum mieten“. Die Knubbebud in Form eines echten Stollens ist im Winter beheizt, belüftet, farbig beleuchtet nach Diskoart, mit Theke, Kühlung und allem ausgestattet, was man für so eine Familienfeier braucht. Ein starkes Stück Erinnerungskultur.

Neben 800 Metern Strecken und Streben auf drei Sohlen findet man auf dem früheren Grubengelände eine echte Kaffekisch im originalen Zustand, die montags bis freitags von 5.30 bis 18.30 Uhr geöffnet ist, einschließlich deftiger Bergmannsportion mit Weck, Lyonerwurst, Flaschenbier. Direkt gegenüber hat die „Vereinigung der Berg- und Hüttenleute Warndt“ neben der mächtigen Fördermaschine „Gustav 2“ mit Pressluftantrieb Grubenlampen, Ehrenhäckel, Teufenzeiger, Tachygraphen und so fort aus der Hochzeit des saarländischen Bergbaues ausgestellt. Dazwischen Kunst & Kultur, mit zwölf bildenden Künstlern: Bildhauerei, Malerei, Fotografie, Zeichnungen, Aquarelle, Betongießerei. Gefühlt 500 Gesichter plus 1000 Augen schauen uns von den Gemälden an, wir erkennen Barack Obama, den saarländischen Fußball-Nationalspieler Jonas Hector, Elvis, die Queen, Spiderman plus viele Unbekannte mit interessanter Ausstrahlung. „Welch eine grandiose Ausstellung“, lesen wir im Gästebuch, und „Tolle Location, die Anfahrt aus den Ardennen ins Saarland hat sich voll gelohnt“.

Weiter geht die Reise der Weekend-Besucher: Vom Erlebnisbergwerk radeln Doris und Willi Albrecht auf dem Radweg „velo visavis“ entlang der renaturierten Rossel Richtung Saarradweg. „Unverhofft kommt oft“, schmunzeln die beiden, hält doch, direkt am Weg, der Bienenzuchtverein Völklingen an seinem Bienenlehrpfad Kaffee, Kuchen, kühle Getränke bereit. Und Infos zum Stand der Bienenzucht. Wir erfahren vom Vereinsvorsitzenden Carsten Hauck: „Der Bienenzuchtverein Völklingen wurde 1887 gegründet. Er hat zurzeit 115 Mitglieder, die 374 Bienenvölker betreuen. Unsere Homepage www.bienenzuchtverein-völklingen.de ist leider im Moment nicht sehr gut gepflegt und wird demnächst überarbeitet. Die Winterverluste liegen bei circa 15 Prozent, was inzwischen normal ist.“

Die Frühtracht sei, auf Grund der kalten Witterung, mäßig ausgefallen, so der Vorsitzende. Im Moment blühe jedoch die Robinie, auch Akazie genannt, schön (am Radweg auch gut zu erkennen), sodass, so der Imker, „. . .das prophezeite Wetter für die nächsten Tage hoffen lässt, dass in einer bis zwei Wochen die Honigräume voll sind und Honig geschleudert werden kann“.

In umgekehrter Richtung wie das deutlich jüngere Ehepaar Albrecht wählen drei Rentner aus der Landeshauptstadt die bequemeren Pedelecs, um die Landesgrenze zum Carreau Wendel im lothringischen Petite Roselle anzusteuern. Es handelt sich um die französische Ausgabe eines sehenswerten Museums zum Thema Bergbaugeschichte an Saar und im Departement Moselle. Hier werden im Rahmen von dreisprachigen Führungen (französisch, deutsch, englisch) die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergleute und ihrer Familien einschließlich der politischen, ökologischen und sozialen Bedeutung für Europa ausführlich vorgestellt und erläutert. „Große Klasse, dieses Museum“, lesen wir im Gästebuch.

Zu guter Letzt führt uns der Auswahlweg aus dem Programm der dreitägig grenzüberschreitenden Weekend-Veranstaltung zum sagenhaften Jäger Maltiz. Mitten im Warndtwald, zwischen Ludweiler, Lauterbach und dem Warndtweiher gelegen, haben die Aktiven des Vereines „Naturerfahrung & Waldpädagogik“ ein Refugium innerer Ruhe geschaffen – mit Eseln, Lamas, Schafen, Lagerfeuer einschließlich Musik und Gesang, mit Schwitzen im Schäferwagen, Abkühlen im Holzbottich, Seifenmassage, hier zeitgemäß Warndtwellness genannt.

 Auch Exkursionen im und zum Grand Canyon des Warndts, dem Carriére de Wendel, standen am Warndt-Wochenende auf dem Programm.

Auch Exkursionen im und zum Grand Canyon des Warndts, dem Carriére de Wendel, standen am Warndt-Wochenende auf dem Programm.

Foto: Ruppenthal/sb
 Eine Reisegruppe aus Stuttgart besichtigt das bekannte Besucherbergwerk in Velsen.

Eine Reisegruppe aus Stuttgart besichtigt das bekannte Besucherbergwerk in Velsen.

Foto: Ruppenthal/sb
 Imker Carsten Hauck stellt Mylaine und Luca in Geislautern am Bienenlehrpfad das Innenleben eines Bienenstocks vor.

Imker Carsten Hauck stellt Mylaine und Luca in Geislautern am Bienenlehrpfad das Innenleben eines Bienenstocks vor.

Foto: Ruppenthal/sb

Um noch einmal auf das vom Imker Hauck prophezeite Wetter zurückzukommen: Petrus zeigte sich am verlängerten Wochenende von Christi Himmelfahrt bis zu diesem Sonntag als echter Gönner des rund 5000 Hektar großen Warndtwaldes, die Sonne strahlte beinahe pausenlos. Das Fazit zog Besucherin Ruth Rausch: „Find ich toll, diese schöne Natur mit den Industriedenkmälern, mit umfangreichen Infos, mit Kunst, Kultur und sportlichen Angeboten zu koppeln. Eine gelungene Veranstaltung. Und zum Glück hat dieses Mal das Wetter voll mitgespielt.“

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