Aktion am 15. Oktober in Saarbrücken Verein Sterneneltern: Warum diese Arbeit so wichtig ist

Saarbrücken · Der Verein Sterneneltern unterstützt seit 2018 Eltern, die während der Schwangerschaft oder nach der Geburt ihr Kind verlieren. Mit dem Aktionstag „Lichtermeer“ am 15. Oktober in Saarbrücken wollen sie auf das Thema aufmerksam machen und Betroffenen Hilfe anbieten.

SAarbrücken: Verein Sterneneltern organisiert in Gedenk-Aktion
Foto: Verein

3500 Kerzen. An diesem Samstagabend, 15. Oktober, stehen sie symbolisch für 3500 Kinder im Saarland, die während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Die Sternenkinder. Etwa jede dritte Schwangerschaft endet mit einer Tot- oder Fehlgeburt. „Im Saarland bedeutet das im Jahr etwa 3500 Fälle“, sagt Rebecca Körner, zweite Vorsitzende des Vereins Sterneneltern Saarland. Aus diesem Grund wolle der Verein an diesem offiziellen Tag der Sternenkinder, um 19 Uhr auf dem Vorplatz der Ludwigskirche die Kerzen anzünden. „Es sind alle willkommen.“ Um den Kindern zu gedenken, den Betroffenen Trost zu spenden und das Thema in den Vordergrund zu rücken. „Es wäre schön, wenn die Gespräche darüber enttabuisiert werden. Wenn Eltern offen über ihren Verlust sprechen können“, erklärt die ausgebildete Trauerbegleiterin.

Nicht alle Tod- und Fehlgeburten werden erfasst

Dabei sei es wichtig, alle Tod- und Fehlgeburten mit einzubeziehen. Denn erst eine Geburt ab 500 Gramm oder ab der 24. Schwangerschaftswoche werde überhaupt statistisch erfasst. „Bei allen davor oder darunter spricht man von Fehlgeburten, die nicht aufgefasst werden“, sagt Körner. „Die Aktion soll auch auf die statistisch nicht berücksichtigten Kinder aufmerksam machen, die genauso vermisst und betrauert werden.“ Der Verein selbst bietet seit 2018 Beratung sowie Notfallbetreuung an. Entstanden sei dies aus eigener Betroffenheit. Ins Leben gerufen von Sandra Kern, erste Vorsitzende des Vereins, sei es anfangs eine Facebook-Gruppe gewesen, in der sich ausgetauscht wurde. „Darauf folgten dann persönliche Treffen, zu denen immer mehr Eltern kamen. Da wurde erstmals klar, wie viele Menschen eigentlich betroffen sind, weshalb dann vor vier Jahren der Verein gegründet wurde.“

Mehr als 100 Mitglieder und ein eigenes Notfallteam

Dieser umfasst mittlerweile über 100 ehrenamtliche Mitglieder, darunter 12 im Notfallteam, sowie ehrenamtliche Helfer im Kreativ-Team, der Verwaltung und den Gesprächskreisen unter der Leitung von Körner selbst. „Auf unserer Homepage gibt es zwei Buttons, einer davon für Beratung und Gespräche, der andere ist für Notfälle.“ Dabei gehe es meist um die akute Betreuung im Krankenhaus. „Wenn Eltern beispielsweise die Diagnose ‚nicht lebensfähiges Kind’ erhalten, wird häufig ein Fetozid eingeleitet und das Kind im Anschluss auf natürlichem Weg auf die Welt gebracht.“ Vielen Betroffenen sei dabei nicht bewusst, dass sich die Einleitung über mehrere Tage hinziehen kann. „Das ist eine unglaublich kräftezehrende Situation für die Eltern und bedarf viel Aufklärung im Voraus“, sagt Körner. Auch die Betreuung im Krankenhaus sei nicht immer ausreichend. In der Regel begleite die Hebamme die Eltern, jedoch sei dies aufgrund von Personalmangel nicht immer möglich. „Dadurch gebären Frauen, gerade in den kleineren Wochen häufig alleine auf dem Stationszimmer ohne aktive Begleitung.“ In solchen Fällen werde einfach mehr Unterstützung gebraucht.

Die Zahl der Einsätze steigt kontinuierlich

Der Verein selbst bietet diese Art der Hilfe an. „Es ist für uns jedoch schwer eine Bedarfsplanung aufzustellen, um jedem Fall gerecht zu werden. Krankenkassen, der kassenärztliche Verband und Krankenhäuser geben die Anzahl an gemeldeten Fehlgeburten unter dieser 500 Gramm-Linie oder der 24. Schwangerschaftswoche aus Datenschutzgründen nicht heraus.“ Das mache es schwer, die nötigen Kapazitäten einzuplanen. Denn die Akuteinsätze würden mit der Bekanntheit des Vereins steigen. „In diesem ersten Halbjahr waren es mit 88 Betreuungen vor Ort allein so viele wie im ganzen vergangenen Jahr zusammen“, sagt die zweite Vorsitzende. Und gerade deswegen sei ihnen die Aktion eine Herzensangelegenheit. Um dem Thema mehr Raum und Aufmerksamkeit zu schenken.

(bel)
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