Im Saarbrücker E-Werk 2000 Besucher bei Gründermesse

Saarbrücken · Vom Unverpackt-Laden bis zum Massage-Salon – An Gründungsideen mangelte es am Samstag im Saarbrücker E-Werk nicht. Experten gaben Tipps zur Umsetzung.

 Nicki Herl und Lena Reichert (links) wollen in Saarlouis einen Unverpackt-Laden eröffnen. Tipps dafür holten sie sich von Falk Leidel (2.v.r.) und Jürgen Pohl (rechts) am Stand der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Untere Saar.

Nicki Herl und Lena Reichert (links) wollen in Saarlouis einen Unverpackt-Laden eröffnen. Tipps dafür holten sie sich von Falk Leidel (2.v.r.) und Jürgen Pohl (rechts) am Stand der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Untere Saar.

Foto: Iris Maria Maurer

Lena Reichert und Nicki Herl wollen einen Laden in Saarlouis aufmachen. Doch es soll nicht irgendein Geschäft sein. „Wir wollen unsere Lebensmittel und alle anderen Artikel ohne Verpackung verkaufen, um Abfall zu vermeiden und die Umwelt zu schonen“.

Beide waren am Samstag im Saarbrücker E-Werk Besucher der Veranstaltung „Gründen – Die Messe für Selbstständigkeit im Saarland“. Rund 2000 Interessierte waren an diesem Tag gekommen, um sich Anregungen und Ideen rund um das Thema unternehmerische Selbstständigkeit zu holen. Die Messe wurde vom Netzwerk Saarland Offensive für Gründung (SOG) veranstaltet und vom Saar-Wirtschaftsministerium aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) finanziert.

Reichert und Herl sammeln derzeit im Internet Geld, um ihre Idee eines Unverpackt-Ladens zu verwirklichen – jeder kann mitmachen. Die Geldsammel-Aktion (Crowdfunding) läuft noch bis 15. Dezember. Für die Erstausrüstung des Geschäfts benötigen sie 25 000 Euro; fast 15 400 Euro waren bis gestern eingegangen. Doch die Justizbeamtin und der angehende Altenpfleger sind sich sicher, dass sie ihre Geschäftsidee im Sommer kommenden Jahres verwirklichen können. Unterstützt werden sie dabei von der Wirtschaftsfördergesellschaft Untere Saar (Wifus). „Derzeit sind wir dabei, eine geeignete Ladenfläche in Saarlouis zu finden, die bezahlbar aber auch gut zu erreichen ist“, sagt Wifus-Geschäftsführer Jürgen Pohl.

Er und die übrigen Gesprächspartner an den mehr als 30 Ständen hatten ausreichend zu tun, um alle Fragen der Messebesucher zu beantworten. Viele hörten auch den Referenten zu, die in einer kleinen Konferenz-Ecke Tipps rund um die Existenzgründung gaben. Finanzierung, Marktanalyse, Businessplan, Vorbereitung der Startphase oder öffentliche Fördertöpfe standen auf dem Themenplan. Verteilt wurde dort auch das SOG-Handbuch für Existenzgründer, in dem das Basiswissen allgemein verständlich zusammengefasst ist. Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke (SPD) erinnerte bei der Messe-Eröffnung daran, „dass es nicht immer eine Neugründung sein muss“. Mehr als 1000 Firmeninhaber im Saarland würden derzeit einen Nachfolger suchen.

Die Ideen, die den angehenden Gründern vorschweben, waren bodenständig. So verriet eine junge Frau aus Neunkirchen, dass sie einen Massage-Salon eröffnen und wohlduftende Öle über das Internet verkaufen wolle; ein anderer will sich um eine Taxi-Lizenz bewerben. Nicolas Petit aus Riegelsberg wiederum ist auf der Suche nach Immobilien in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, um sie zu Ferienwohnungen umzubauen und zu vermieten. Den Sprung ins kalte Wasser der unternehmerischen Selbstständigkeit hat Lina Depre aus Püttlingen gerade hinter sich. Ihre Firma LD-Fashiondesign bedruckt T-Shirts mit individuellen Motiven und versendet sie übers Internet.

Die landeseigene Förderbank SIKB hatte erfolgreiche Gründer mitgebracht, die über ihren Weg in die Selbstständigkeit berichteten, aber auch offen über Fehler sprachen. So erzählte David Kossmann, der zusammen mit Madeleine Kunz in Tholey die BK Bow-Factory für Bogensport betreibt, dass er sich anfangs mit Händen und Füßen dagegen wehrte, Kredite aufzunehmen. „Ich wurde so erzogen, dass Schulden etwas Schlimmes sind.“ Heute weiß er, dass „diese Art der Innenfinanzierung mich stark gehemmt hat“. Mithilfe von SIKB und Hausbank „verfüge ich jetzt über ausreichend Mittel, um weiteres Wachstum stemmen zu können“. Die BK Bow-Factory fertigt nicht nur hochwertiges Sportgerät für die Elite der Bogenschützen. In einem Parcours am Fuß des Schaumbergs können auch Besucher ihre Treffgenauigkeit mit dem Bogen testen.

Etwas Neues hat sich Doris Gaa ausgedacht, um Jungunternehmer anzulocken. Die Chefin des Gründer- und Mittelstandszentrums Saarpfalz-Park in Bexbach hat kürzlich einen sogenannten Coworking Space eingerichtet. Dort können sich junge Firmeninhaber Büro- und Besprechungsräume sowie alles, was dazu gehört, auf Zeit mieten. „Sie können sich vergrößern oder verkleinern, aber auch sofort ausziehen, wenn die Geschäftsidee nicht funktioniert“, erzählt Gaa. Wer besonders schnell ist und eine überzeugende Gründeridee hat, kann an einem Gewinnspiel teilnehmen. Als Preis winken sechs kostenfreie Miet-Monate.

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