Umstrukturierungen bei ZF ZF-Werk Saarbrücken droht Stellenabbau – trotz neuer Aufträge
Saarbrücken · Das ZF-Werk in Saarbrücken erhält neue Aufträge im Bereich der Elektromobilität, was für Hoffnung sorgt. Gleichzeitig stehen jedoch massive Stellenstreichungen im Raum.
Das ZF-Werk in Saarbrücken bekommt neue Aufträge aus dem Bereich der Elektromobilität. Das haben Vertreter des Automobilzulieferers am Donnerstag in einer Betriebsversammlung den Beschäftigten des Werkes mitgeteilt. Und danach der Presse: „ZF hat mit der Arbeitnehmerseite die Ansiedelung von weiteren E-Produkten verhandeln können“, heißt es da. Demnach sollen in dem Werk an der Goldenen Bremm in den kommenden Jahren zwei weitere elektrische Antriebssysteme entstehen, eines ist dort bereits in Produktion, insgesamt investiere ZF in die neue Fertigungslinie einen dreistelligen Millionenbetrag. Dennoch liege der Schwerpunkt des Werks noch auf Getrieben für Verbrenner oder Hybridfahrzeugen. IG-Metall wie Betriebsrat begrüßen die Aufträge.
Finanziert würde die Ansiedlung unter anderem über „den Zukunftsfonds, den ZF 2022 gemeinsam mit den Beschäftigten ins Leben gerufen hatten“, heißt es in der PM. Zudem seien Maßnahmen vereinbart worden, „um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Die Notwendigkeit der strukturellen Anpassung des Standorts bleibt dennoch bestehen“, heißt es. Dazu gehörten beispielsweise Flexibilisierungsmaßnahmen zur Optimierung der Maschinennutzungszeiten und Altersteilzeitprogramme, um sukzessive die Beschäftigung sozialverträglich auf die absehbar geringere Wertschöpfung in der E-Mobilität anzupassen.
„Die jetzt beschlossenen Maßnahmen geben uns Flexibilität, die wir benötigen, um solche Produkte auch in Deutschland fertigen zu können“, sagt Markus Schwabe, Head of Business der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien. „Die Notwendigkeit der strukturellen Anpassung des Standorts bleibt dennoch bestehen. Denn klar ist, dass der Standort aufgrund der deutlich geringeren Wertschöpfung in der E-Mobilität das heutige Beschäftigungsniveau nicht halten kann.“
Thorsten Dellmann, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall, erklärte nach der dreieinhalbstündigen Versammlung. „Dass all froh sind, dass Zukunftsprodukte hier ins Werk kommen. Zwei E-Achsen mit Verzahnung sind schon gut. Mit dem Projekt wird auch schon kommende Woche begonnen.“
ZF hatte Stellenstreichung angekündigt
Die Ankündigung des Konzerns kommt gerade zur rechten Zeit - und war nur ein Teil der Betriebsversammlung: Schließlich liegen die Nerven bei den insgesamt 10.000 Beschäftigten blank. Ende Juli und Anfang August gab es für sie aus der Firmenzentrale in Friedrichshafen nur Hiobsbotschaften. So hatte ZF bekannt gegeben, bis 2028 zwischen 11 000 und 14 000 Stellen in Deutschland zu streichen. „Wie der Konzern die abbauen will, darauf haben wir keine Antworten bekommen“, sagt Dellmann.
Die 36 Standorte sollten dazu schrumpfen, zugleich sollen größere Verbünde und schlankere Strukturen entstehen. Und: Statt mit den ursprünglich erwarteten mehr als 45 Milliarden Euro rechnet der Konzern nun nur noch mit einem Umsatz zwischen 42,5 und 43,5 Milliarden Euro. Die Anpassung sei auch auf eine schwächere Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zurückzuführen.
So viele Arbeitsplätze sichern die neuen Aufträge
Die Antriebe dafür werden in Saarbrücken gebaut. Auch daher hatte der Betriebsrat um Betriebsratschef Mario Kläs diese Versammlung einberufen. Es sollte zur Aussprache kommen. Geredet haben Betriebsräte, Vertreter des Unternehmens. Wie viele Arbeitsplätze die neuen Aufträge sichern? „Nur“ 300. „Aber es ist immerhin ein nächster Baustein“, heißt es aus dem Unternehmen.Für Kläs könnten sogar bis zu 500 Arbeitsplätze entstehen, sagte er nach der Versammlung.
„Wir arbeiten gemeinsam daran, die Zukunft zu sichern.“ Die dennoch in einem Arbeitsplatzabbau enden wird. Schließlich brauche der Konzern für das Bauen von Elektroantrieben weniger Personal. Seien für ein Getriebe im Schnitt 2,3 Arbeitnehmer nötig, seien dies für einen Elektroantrieb nur einer.
„Attraktive Programme“ für Altersteilzeit oder Abfindungen
Daher sei klar, dass es zu „einem sozialverträglichen Personalabbau“ kommen wird, wie das Unternehmen mitteilt. Das heißt zunächst werden wohl die etwa 1 100 befristet Angestellten des Standortes nicht verlängert. 1 000 Verträge laufen Ende dieses Jahres aus. 100 weitere Ende 2025. „Ohne die würde es eng in der Produktion“,sagt Kläs, der für sie kämpfen will.
Für die, die gehen wollen, soll es „attraktive Programme“ für Altersteilzeit oder Abfindungen geben. Wie viele Arbeitsplätze insgesamt in Saarbrücken wegfallen werden? Da gab es keine konkrete Zahl. Gerüchten zufolge zwischen 2 900 und 7 000 bis 2028. Laut Konzern und Arbeitnehmerseite gebe aber noch keine belastbaren Zahlen, die werden Unternehmensleitung mit Arbeitnehmervertretern erst noch aushandeln müssen. „Wir haben heute intensiv nachgefragt“, sagt Kläs, aber es gibt einfach noch keine konkreten Zahlen´