Neujahrsempfang Windkraftverband heizt Saar-Politikern ein
Eppelborn · Für Ministerpräsident Tobias Hans (CDU), Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) wäre es kein einfacher Nachmittag gewesen, wenn sie auf den ersten Neujahrsempfang des vor gut einem Jahr wiederbelebten Regionalverband Saarland des Bundesverbands Windenergie gekommen wären.
Denn es hagelte Kritik. „Der Fisch stinkt vom Kopf. Seit zehn Jahren wird in Berlin die Energiewende kaputtgeredet, auch von Leuten wie Peter Altmaier“, schimpfte Referent Professor Uwe Leprich, der an der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft unter anderem Energiewirtschaft lehrt. „Die Hasenfüßigkeit und Waschlappigkeit, die in Berlin eingekehrt ist, ist heruntergesickert zu den Genehmigungsbehörden und zu den Bürgern.“ Das ist für ihn eine Erklärung für das Scheitern vieler Windkraftprojekte und für die Flaute beim Ausbau der Windenergie an Land.
Nach vorläufigen Zahlen der Fachagentur Windenergie wurden 2019 im Saarland nur zwei neue Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von knapp sieben Megawatt in Betrieb genommen. 2018 waren es noch 57 Megawatt. Leprich hält es für zwingend, dass sich die „mutlose Politik fundamental ändern muss“. Politiker müssten Widerstand auch einmal aushalten. Anders seien die Klimaschutzziele der Bundesregierung und der EU nicht zu erreichen. Denn dafür sei ein massiver Ausbau von Wind- und Solarenergie notwendig. Der frühere Abteilungsleiter im Umweltbundesamt forderte, dass zwei Prozent der Fläche in Deutschland für den Ausbau der Windkraft eingeplant werden müssten. Außerdem verlangte er straffere Genehmigungsverfahren sowie finanzielle Beteiligung der Kommunen. Und „Klimaschutz muss Vorrang vor Artenschutz haben“, sagte er.
Auch Henry Selzer, Regionalvorsitzender des Windenergieverbands, stellte deutliche Forderungen an die Politik: „Ich erwarte von der saarländischen Landesregierung, auch von Herrn Hans, dass man sich klar vor die Energiewende stellt.“ Und diese politische Linie müsse bis in die Ortsräte hinein vermittelt werden. Das sei wesentlich, um Akzeptanz der Windenergie zu fördern und Projekte vor Ort umzusetzen.