Notkredite der Förderbanken Wie Firmen Hilfe bei Saar-Banken bekommen

Saarbrücken · Anträge auf die Notkredite der Förderbanken müssen bei Finanzpartnern – wie Sparkassen und Volksbanken – gestellt werden.

 Im Zuge des KfW-Sonderprogramms sind nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bisher 2432 Kreditanträge mit einem Volumen von rund 9,8 Milliarden Euro gestellt worden.

Im Zuge des KfW-Sonderprogramms sind nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bisher 2432 Kreditanträge mit einem Volumen von rund 9,8 Milliarden Euro gestellt worden.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Im Kampf gegen eine drohende Pleitewelle in der Corona-Krise sind neben Direkt-Zuschüssen auch Not-Kredite ein Mittel, um Unternehmen zu unterstützen. Das Saarland hat für kleine und mittlere Unternehmen sowie freiberuflich Tätige ein eigenes Sofort-Kreditprogramm auf die Beine gestellt. Der Fördertopf dafür ist auf 25 Millionen Euro beschränkt. Pro Unternehmen können maximal 500 000 Euro beantragt werden, die Fördersumme darf aber 25 Prozent des Jahresumsatzes 2019 nicht übersteigen. Zwar können Unternehmen mit Sitz im Saarland das Antragsformular bereits ausfüllen, der eigentliche Programmstart ist laut der Saarländischen Investitionskreditbank (SIKB) aber erst in Kürze.

Seit dem 23. März können Unternehmen auch einen Kredit über die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen. Firmen können sich jedoch nicht direkt an die Förderbank wenden, die Antragsstellung erfolgt über die Hausbanken – etwa Volksbanken und Sparkassen. Eine Voraussetzung dafür ist jedoch, dass das Unternehmen oder die Selbstständigkeit seit drei Jahren bestehen. Wichtig ist außerdem, dass das Unternehmen vor der Krise, Stichtag ist meist der 31. Dezember 2019, nicht in Schwierigkeiten war. Das Hilfspaket sieht derzeit vor, dass der Staat bis zu 80 Prozent des Pleiterisikos des Unternehmens – bei kleinen und mittleren Unternehmen bis zu 90 Prozent – von der Bank übernimmt. Das Restrisiko von zehn bis 20 Prozent bleibt bei den Hausbanken.

„Kunden ist oft nicht bewusst, dass Förderkredite trotz 80- bis 90-prozentiger Haftungsfreistellung durch die KfW banküblich zu besichern sind“, sagt der Sparkassen-Verband, der die sechs öffentlich-rechtlichen Sparkassen im Saarland vertritt. Das heißt, die Hausbank veranlasst in jedem Fall eine Kreditprüfung. Dabei zähle in der aktuellen Krise die Bonität vor dem Ausbruch.

 Cornelia Hoffmann-Bethscheider, Präsidentin des Sparkassenverbands im Saarland

Cornelia Hoffmann-Bethscheider, Präsidentin des Sparkassenverbands im Saarland

Foto: Sparkassenverband Saar

Bei Kreditbeträgen bis zu drei Millionen Euro verzichtet die KfW auf eine eigene Risikoprüfung, daher seien schnelle Zusagen möglich, heißt es auch seitens der saarländischen Volksbanken, wie deren Sprecher, Carlo Segeth, zugleich Vorstandsvorsitzender der Bank 1 Saar, erläutert. Zwischen drei und zehn Millionen Euro werde der Antrag im Schnellverfahren in circa fünf Tagen bewilligt. Über zehn Millionen gebe es dann seitens der KfW eine standardmäßige Risikoprüfung. Allerdings könne in jedem Fall aus technischen Gründen die formelle Zusage der KfW erst ab dem 14. April erstellt werden, so Segeth.

„Sollten sich bis dahin ernste Liquiditätsengpässe ergeben, ist es individuell möglich, die Auszahlung der Förderdarlehen durch die Sparkassen vorzufinanzieren“, sagt der Sparkassen-Verband. Noch vor Beantragung von Fördermitteln, „kann eine Maßnahme die Aussetzung von Darlehensraten bei der Sparkasse sein“, sagt Verbands-Präsidentin Cornelia Hoffman-Bethscheider. Privatkunden, die von der Corona-Krise hart betroffen sind, steht seit dem 1. April ein gesetzlicher Anspruch auf Aussetzung der Raten für drei Monate zu, sofern die Zahlung der Raten Corona-bedingt nicht zumutbar ist. Für gewerbliche Kunden gebe es diesen gesetzlichen Anspruch nicht, dennoch unterstützten die Sparkassen auch die gewerblichen Kunden unter anderem mit Ratenaussetzungen. „Bis Mittwochabend haben schon mehr als 6000 unserer privaten und gewerblichen Kunden von der Möglichkeit der Zins- und Tilgungsstundungen Gebrauch gemacht“, sagt Hoffmann-Bethscheider. Seitens Unternehmenskunden habe es bereits rund 4000 Anfragen rund um das Thema Corona geben. Wie viele davon Anträge auf Kredite gestellt hätten, werde zurzeit jedoch noch nicht ausgewertet.

 Carlo Segeth, Vorstandsvorsitzender der Bank 1 Saar und Sprecher der Volksbanken im Saarland

Carlo Segeth, Vorstandsvorsitzender der Bank 1 Saar und Sprecher der Volksbanken im Saarland

Foto: BeckerBredel

Alleine für das KfW-Kreditprorgamm liegen den Volksbanken im Saarland Anträge mit Summen im hohen zweistelligen Millionenbereich vor. „Wir rechnen mit Anträgen im deutlich dreistelligen Millionenbereich“, sagt Segeth. Der Kredit der KfW soll dann nach einem tilgungsfreien Jahr innerhalb von vier Jahren abbezahlt werden. Diese Laufzeiten würden in vielen Fällen allerdings als zu kurz angesehen, sagt der Sprecher der Volksbanken.

Während die Nachfrage nach den Corona-Notkrediten hoch zu sein scheint, stagniert wohl das Interesse an Krediten für Investitionen: „Auch wenn nach wie vor Investitionskredite vergeben werden, so haben einige Unternehmen ihre Investitionsvorhaben zurückgestellt“, sagt der Sparkassen-Verband. Im privaten Wohnungsbaugeschäft sei eine rückläufige Entwicklung zu spüren. Vereinbarte Finanzierungsgespräche würden verschoben. Bei den gewerblichen Investitionsentscheidungen verspüren auch die Volksbanken eine gewisse Zurückhaltung.

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