Software-Schmiede Ianeo Der geheime Software-Champion
Friedrichsthal · Der Chef und Gründer des Friedrichsthaler Software-Unternehmens Ianeo, Dirk Frank, segelt für sein Leben gern. Er berichtet, was er für seine Firma vom Sport übernommen hat.
Federn eines Turmfalken liegen auf dem Schreibtisch von Dirk Frank (46), dem Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter des Friedrichsthaler Software-Unternehmens Ianeo Solutions GmbH. Eine Feder schwebt auch über dem Firmenlogo. Die Federn stammen von einem Turmfalken, der im Dachgebälk der „Villa Reppert“ sein Nest hat. Das imposante, 1875 gebaute Haus war einst der Wohnsitz des örtlichen Glasfabrikanten Gustav Reppert und ist seit 2012 der Firmensitz von Ianeo.
Die Softwareschmiede in der einstigen Glasmacher- und Bergbaustadt gehört zu den heimlichen Champions im Saarland und hat eine beeindruckende Erfolgsgeschichte hingelegt. Mit der Inbetriebnahme des „Ianeum“, eines architektonisch ausdrucksstarken Neubaus für 2,8 Millionen Euro, der die alte Villa erweitert, hat Dirk Frank Raum für die Expansion auf historischem Boden geschaffen. Es ist ein Platz zum Wohlfühl-Arbeiten mit viel Glas, Holz und Luft. Als Zeugen der Vergangenheit stehen die in der Nähe liegenden Wohnhäuser der einstigen Glasmacher und im Norden des großen Areals inmitten von viel Grün der Margarethenschacht. „Damit stehen wir auch als Sinnbild für den Strukturwandel in unserer Region. Wir bekennen uns klar zu diesem Standort, der mit Bahnhof und Autobahnanschlüssen eine ideale Lage hat“, betont Frank.
Der gebürtige Saarländer aus Heusweiler-Holz begann während seines Informatik- und Betriebswirtschaftslehre-Studiums an der Universität des Saarlandes mit seiner unternehmerischen Tätigkeit: „Ich musste Geld für mein Studium verdienen. Damals habe ich CD-ROM-Kataloge programmiert.“ Dann folgte im Jahr 2000 zusammen mit fünf Mitarbeitern die Gründung von Ianeo. Was steckt hinter der Marke? Er suchte einen zugkräftigen Namen. „Dauernd gab es rechtliche Hürden. Dann haben wir einfach gewürfelt.“
Ianeo gehört heute zu den größten Herstellern von Softwaretechnologien für Produktinformationsmanagement (so genannte Pim-Systeme), E-Commerce oder Onlineshops. Ianeo ist also sozusagen ein Komplett-Dienstleister für E-Business-Lösungen. „Wir gehören im deutschsprachigen Raum zu den festen Größen unserer Branche“, sagt Frank. Das Portfolio wurde 2009 gestärkt durch die Übernahme der InnoP GmbH, einem der Pioniere im Bereich von Crossmedia-Veröffentlichungs-Software. Die Produktdaten eines Herstellers müssen im Zeitalter von Industrie 4.0 und Digitalisierung umgehend zum Endkunden. Die Nachfrage nach Produkten erfolgt über verschiedene Kanäle wie Onlineshops, Kataloge und andere Medien. „Der Faktor ,Zeit‘ wird immer wichtiger für den Erfolg am Markt“, sagt Frank. Und da kommt auch der Falke wieder ins Spiel, denn der ist ein wahnsinnig schneller Vogel. Etliche Kunden sitzen auch im Saarland wie die Globus Fachmärkte GmbH & Co. KG, Faber Kabel AG und f-tronic GmbH in Saarbrücken-Ensheim. „Unser Kunde Nummer zwei war Eberspächer in Neunkirchen. Und Kunde Nummer eins, die Feller AG aus der Schweiz, ist heute immer noch Kunde“, erklärte Frank.
Das neueste Projekt ist das Start-up Alocalo GmbH, das aus der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) heraus entstand. Geschäftsführer sind Dirk Frank und HTW-Professor Frank Hälsig. Ziel von Alocalo ist nichts Geringeres, als dem gebeutelten stationären Einzelhandel im Saarland auf die Online-Sprünge zu helfen. „Wir wollen die Umsätze der Online-Plattformen in den lokalen Handel umleiten und den stationären Einzelhandel sichtbar machen. Wir kombinieren die Zuverlässigkeit und Nähe des lokalen Handels mit den Vorteilen des Online-Handels. Unser Konzept ist in dieser Form bislang einzigartig“, sagt Frank. Die Nachfrage aus dem Saarland sei bisher groß, 350 Saar-Händler sieht er als Potenzial. Die Akquisitionsphase läuft derzeit. Im Oktober geht es los. Übrigens: Die Daten aller Alocalo-Aktivitäten werden auf den Großrechnern eines saarländischen Anbieters verwaltet. Das ist Frank wichtig für die Struktur des IT-Standortes Saar.
Segeln ist die ganz große Leidenschaft Franks: Schnelligkeit trainiert er im Boot seit seinem 15. Lebensjahr. Er fuhr Rennregatten, heute ist er Segeltrainer seiner beiden Töchter sowie des Landeskaders der saarländischen Segler. Alles funktioniert nur, wenn die Mannschaft als Team mitzieht: Das Prinzip aus dem Sport hat er auf seine knapp 60 Mitarbeiter, davon mehr als 30 Prozent Frauen, übertragen: Arbeit muss Spaß machen, die Leistungen der Mitarbeiter müssen anerkannt werden.
