Schienenverkehr Vlexx-Nahverkehrsflotte an der Saar komplett

Saarbrücken · Mit jetzt 21 modernen Zügen vom Typ Talent 3 will das Unternehmen bis 2035 einen störungsfreien Verkehr in der Region garantieren.

 Alle 21-Vlexx-Nahverkehszüge sind jetzt im Saarland im Einsatz. Sie verfügen unter anderem auch über verbesserte Einstiegs-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Das private Zugunternehmen fährt an der Saar zunächst bis zum Jahr 2035.

Alle 21-Vlexx-Nahverkehszüge sind jetzt im Saarland im Einsatz. Sie verfügen unter anderem auch über verbesserte Einstiegs-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Das private Zugunternehmen fährt an der Saar zunächst bis zum Jahr 2035.

Foto: Vlexx

Die Erleicherung ist allen anzumerken. Vlexx-Geschäftsführer Frank Höhler, François Muller vom Zughersteller Alstom und Saar-Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) wollen in der Online-Pressekonferenz am liebsten überhaupt nicht mehr über die Vergangenheit reden. Denn als erstmals in der Geschichte des Saarlandes ein privater Zugbetreiber 2919 Nahverkehrsverbindungen in der Region übernehmen wollte, klappte rein gar nichts. Weil die bestellten Züge nicht rechtzeitig ausgeliefert werden konnten, musste Vlexx vorübergehend mit Hilfe des Saarlandes sogar Züge beim erbitterten Konkurrenten Deutsche Bahn  anmieten. Erst ab März 2020 konnten nach und nach einzelne Züge geliefert werden.

Vlexx-Chef Höhler macht deshalb seiner Erleichterung Luft: „Ich bin froh, dass unsere Flotte im Elektro-Netz-Saar jetzt mit 21 Talent-3-Fahrzeugen vollzählig ist.“ Die Kunden hätten darauf lange warten müssen. Ab sofort werden alle Züge zunächst bis 2035 auf den Strecken im Saarland und in Rheinland-Pfalz unterwegs sein. Ab Saarbrücken bedient das Unternehmen den Frankfurter Flughafen über Bad-Kreuznach und Mainz sowie Strecken über Illingen nach Lebach, über Neunkirchen bis Neubrücke in der Pfalz sowie die Verbindungen Saarbrücken-Neunkirchen-Homburg und Homburg-Neunkirchen-Illingen. Die Leistungen umfassen 2,3 Millionen Zugkilometer jährlich. Alle 21 Züge zusammen haben nach Auskunft von Höhler über 100 Millionen Euro gekostet. Mittlerweile stehe genug Zugpersonal zur Verfügung. Man habe auch vielen Quereinsteigern eine Ausbildung zum Lokführer und eine unbefristete Anstellung  angeboten, darunter ehemaligen Beschäftigten von Saarstahl. Höhler verspricht mit der kompletten Fahrzeugflotte Reisenden einen „extrem komfortablen Zug“, unter anderem mit kostenfreiem W-Lan, Steckdosen an allen Plätzen, einem barrierefreien Zugang, guter Beinfreiheit, einem großzügigen Sitzabstand  und einer ständigen Fahrgast-Information über den Streckenverlauf. Hinzu komme eine Videoüberwachung und eine ständige Begleitung aller Züge ab 19 Uhr durch Service-Personal, um die Sicherheit weiter zu erhöhen. Hier arbeite man eng mit der Bundespolizei sowie dem Saar-Verkehrsministerium zusammen. 

Francois Muller vom Zughersteller  Alstom, der Anfang 2021 den Vlexx-Zugproduzenten Bombardier Transportation übernommen hatte, führte die Verspätungen in den Zuglieferungen unter anderem auf damalige Probleme in der Software-Entwicklung zurück. Auch habe man gleichzeitig mehrere neue Zugflotten betreuen müssen. Alstom setze bei künftigen Aufträgen auf dauerhafte Verlässlichkeit. Saar-Verkehrsministerin Rehlinger sieht in der Tarifreform an der Saar ab Juli 2021 den entscheidenden Schritt, um durch neue, kostengünstigere Angebote insbesondere bei Abos und durch Flatrate-Tarife Menschen zum Umstieg auf Bahn und Bus zu bewegen.

 Anke Rehlinger, Saar-Wirtschafts- und Verkehrsministerin.

Anke Rehlinger, Saar-Wirtschafts- und Verkehrsministerin.

Foto: BeckerBredel

Auf der wichtigsten Vlexx-Strecke zum Frankfurter Flughafen über Mainz wird es jedoch auch weiterhin keine Fahrzeitverkürzungen oder Express-Züge geben. Vlexx-Chef  Höhler hält als Nahverkehr dorthin schon die derzeitigen Fahrzeiten für attraktiv. Halte man seltener, blickten zahlreiche Zugnutzer entlang der Strecke in die Röhre.

Rehlinger argumentiert: „Ein Nahverkehrsangebot muss sich durch Zustiegsmöglichkeiten auszeichnen.“ Dass das Saarland zuletzt so viele Nahverkehrsleistungen  ausgeschrieben hat, um über Mannheim zum Frankfurter Flughafen zu kommen, hänge auch damit zusammen, das sich die Deutsche Bahn aus dem Fernverkehr von Saarbrücken nach Frankfurt zurückgezogen hat. Mittlerweile sieht Rehlinger ein Umdenken. „Wenn die Deutsche Bahn ihre Reisezahlen bis 2030 verdoppeln will, dann muss man die Menschen auch da abholen, wo sie wohnen.“ Das Land werde gegenüber dem Unternehmen „mit der gewohnten Hartnäckigkeit“ für Verbesserungen der Verbindungen vom Saarland aus auftreten. Das bleibe ihr politisches Ziel, so die Ministerin.

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