Virtuelle Hauptversammlung Krise am Bau macht Villeroy und Boch zu schaffen

Mettlach · Die Flaute im Baugeschäft macht dem Mettlacher Keramikhersteller Villeroy und Boch Sorgen. Er erwartet Einbußen insbesondere im Bereich Bad und Wellness.

Villeroy und Boch erwartet Einbußen durch Flaute im Baugeschäft
Foto: Villeroy & Boch AG

Wie in den vergangenen Jahren hat der Mettlacher Keramikhersteller seine Aktionäre und Aktionärsvertreter nur im virtuellen Raum zur Hauptversammlung empfangen. „Auf zeitgemäße Art und ohne dass dafür eine Anreise erforderlich ist“, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Andreas Schmid. So wolle man den Zugang erleichtern und Ressourcen schonen. Zugeschaltet im Livestream waren dann 275 Zuschauer.

Das fand auch der Vorstandsvorsitzende Frank Göring „wenig“. Seiner Meinung nach sei dies aber auf die Art der Einladung der Banken zurückzuführen, die noch nicht ausreichend auf die virtuelle Version ausgerichtet seien. Und so kam in den Wortmeldungen der Aktionärsvertreter schnell die Frage auf, ob das virtuelle Format weitergeführt werde. „Wir wollen auch weiterhin die Möglichkeit der virtuellen Hauptversammlung nutzen“, sagte Göring. Es könne aber gut sein, dass es im kommenden Jahr eine hybride Version geben wird.

Konzernumsatz um 5,2 Prozent gesteigert

Villeroy und Boch blickt auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2022 zurück. Den Konzernumsatz steigerte der Keramikhersteller um 5,2 Prozent auf 994,5 Millionen Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) konnte V&B um sieben Prozent auf 96,8 Millionen Euro verbessern. Allerdings mussten dafür die Preise im Bereich Bad und Wellness gleich drei Mal erhöht werden. Auch für das laufende Jahr rechnet V&B mit einer Umsatzsteigerung von vier und sieben Prozent.

„Es gibt wenige Unternehmen, bei denen ich mich schwertue, kritische Fragen zu finden“, lobte Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Dennoch wunderte sich der Interessenvertreter darüber, dass V&B bei zu erwartender steigender Bruttomarge und steigenden Umsätzen das Ebit nur auf Vorjahresniveau erwartet. „Wo erwarten Sie höhere Belastungen?“, fragte er.

Zum einen erwartet V&B laut Göring Gehaltssteigerungen. Zum anderen rechnet das Unternehmen mit nicht „unerheblichen Volumeneinbußen und damit auch mit Unterauslastung der Produktion“, insbesondere im Bereich Bad und Wellness aufgrund der Krise der Bauwirtschaft in Europa. V&B spüre den Abschwung im Baugeschäft, auf das sich höhere Zinsen und Inflation besonders auswirken, „ganz deutlich“, sagte Göring. Primär in Kerneuropa, besonders in Deutschland und Großbritannien. Die geplante Umsatzsteigerung von vier bis sieben Prozent sei so gut wie ausschließlich auf Preiserhöhungen zurückzuführen.

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