Tarifverhandlungen in Metall- und Elektroindustrie 380 000 Beschäftigte betroffen: Keine Annäherung in der zweiten Metall-Tarifrunde

Landau/Saarbrücken · Die Forderung der IG Metall nach acht Prozent mehr Gehalt für 380 000 Beschäftigte haben die Arbeitgeber in der zweiten Tarifrunde abgelehnt. Die IG Metall übt in der Folge schwere Kritik.

Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie​: Keine Einigung in zweiter Runde
Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Auch in der zweiten Verhandlungsrunde der Metall-Tarifverhandlungen im Bezirk Mitte ist es zu keiner Einigung gekommen. Die Verhandlungsgemeinschaft der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland und die Vertreter der IG Metall Mitte führten in Landau die Verhandlungen für rund 380 000 Beschäftige.

Die IG Metall forderte eine Erhöhung der Monatsentgelte um acht Prozent, was von den Arbeitgebern abgelehnt wurde. Die hohe Inflation könne nicht als Argument herangezogen werden, sagte Oliver Barta, Verhandlungsführer der Verbände der Metall- und Elektro-Industrie der Mittelgruppe (M+E Mitte). „Die Inflation trifft die Arbeitgeber mindestens genauso hart wie die Arbeitnehmer.“ Die Metall- und Elektrounternehmen seien von den massiv gestiegenen Energie- und Materialpreisen besonders betroffen. Rund die Hälfte der Unternehmen könne diese Preissteigerungen nicht oder nicht in ausreichendem Maße an die Kunden weitergeben. „Für die Mehrheit der M+E-Betriebe geht es angesichts der Energiekrise in den kommenden Monaten um nichts anderes als die Existenz", sagte Barta. Immer mehr gesunde Unternehmen könnten die hohen Energiepreise kaum noch oder gar nicht mehr vorfinanzieren. „Wir stehen vor einer Rezession 2023. Auch in den kommenden Jahren werden die Energiekosten weit über dem Vorkrisenniveau liegen", sagte Barta.

„Natürlich ist es verständlich, dass sich die Beschäftigten angesichts ihrer steigenden Kosten mehr Geld wünschen“, sagte ME-Saar-Verhandlungsführer Oswald Bubel. „Aber wir müssen auch genügend Geld in Innovationen und zur Bewältigung des Strukturwandels investieren. Deshalb brauchen wir eine ausgewogene Lösung, die beide Seiten im Blick behält und keine Seite überfordert.“ In den Tarifverhandlungen sei es deshalb die vordringliche Aufgabe, die Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber genau auszubalancieren.

Unmittelbar vor der Tarifverhandlung in Landau machten rund 2000 Beschäftigte aus der Metall- und Elektroindustrie aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland auf ihre Forderung aufmerksam. Die IG Metall überreichte den Arbeitgebern einen Warenkorb mit Lebensmitteln, Babynahrung und Pflegeprodukten des täglichen Bedarfs, um die Preissteigerungen der letzten Monate zu verdeutlichen. „Wer die Preise kennt, fordert acht Prozent“, betonte Jörg Köhlinger, Verhandlungsführer und Leiter der IG Metall Mitte. „Das Verhalten der Arbeitgeber wird der herausfordernden Situation nicht gerecht. Wenn nichts vorgeschlagen wird und keine Ideen zur Problemlösung vorhanden sind, kann letztlich auch kein Kompromiss gefunden werden. Diese Haltung der Arbeitgeber macht unsere Leute nur noch wütender. Die Energiekosten für die Verhandlung hätten wir durchaus einsparen können.“

Zwar seien auch die Arbeitgeber von den Energiekosten betroffen, diese würden jedoch den Eindruck erwecken, dass die Entlastungspakete der Bundesregierung die Unternehmen nicht berücksichtigen würden. Arbeitgeber und Verbraucher würden von der Gaspreisbremse profitieren. Die nächste Tarifverhandlung findet am Donnerstag, 27. Oktober, statt.

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