Viele Tickets günstiger Neue Flats für Bus und Bahn im Saarland

Saarbücken · Eine Tarifreform macht ab heute Fahrten im öffentlichen Nahverkehr für viele günstiger. Es lassen sich bis zu mehreren hundert Euro einsparen.

 Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) wirbt vor einem Saarbahn-Bus für die neuen Abos des öffentlichen Nahverkehrs im Saarland.

Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) wirbt vor einem Saarbahn-Bus für die neuen Abos des öffentlichen Nahverkehrs im Saarland.

Foto: Oliver Dietze

Das Fahren mit Bus und Bahn im Saarland ist ab heute vor allem für Viel-Nutzer günstiger und einfacher. Die lange vorbereitete Tarifreform tritt am 1. Juli in Kraft. „Es geht darum, den Saar-VV attraktiver zu machen“, sagte Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) am Mittwoch, dem Tag vor dem Start des neuen Tarifsystems. „Unsere Strategie geht jetzt schon auf“, sagte sie mit Blick auf erste Zahlen zu mehreren hundert Neukunden beim Saarländischen Verkehrsverbund (Saar-VV).

Im Mittelpunkt der Fahrpreis-Reform stehen Flatrates ähnlich den Handytarifen. Diese Abos ermöglichen beliebig viele Fahrten im ganzen Land mit einem Ticket und kosten weniger als bisher. Das Vielfahrer-Abo kostet jetzt 99 Euro statt zuvor 133 Euro. Noch viel billiger wird es für Nutzer, die montags bis freitags nicht vor 9 Uhr fahren wollen. Sie können auf das 9-Uhr-Abo umsteigen, das nur 39 Euro im Monat kostet. Auch das Netz-Abo für Senioren ab 65 Jahren wird preiswerter: Statt 65,67 Euro kostet es 59 Euro. Genauso profitieren Schüler und Azubis von niedrigeren Abo-Preisen. Das saarlandweite Flat-Abo für Azubis kostet 59 Euro im Monat. Bisher sind es knapp 140 Euro. Und wenn Arbeitgeber 20 Euro zuschießen, gewährt der Saar-VV weitere zehn Euro Rabatt – mit der Folge, dass Azubis nur 29 Euro im Monat für beliebig viele Fahrten im Land zahlen. Die Flat-Abos bewirken auch, dass das für die Preise bisher maßgebliche, umstrittene Wabensystem an Relevanz verliert.

Seit einigen Wochen wirbt der Verkehrsverbund bereits für die neuen Abos. „Wir haben insgesamt rund 600 Neukunden gewinnen können“ für die Vielfahrer-Abos, zog Saar-VV-Geschäftsführerin Elke Schmidt eine erste Bilanz. Davon hätten etwa 200 die neuartigen 9-Uhr-Abos gebucht. Dazu kämen noch 330 Schüler- und Azubi-Abos. Schmidt erwartet, dass die Zahlen spätestens nach den Schulferien zum 1. September stark anziehen. Dem Saar-VV geht es nicht nur darum, Neukunden zu gewinnen. Er will auch Fahrgäste, die er infolge der Corona-Pandemie verloren hat, dazu bewegen, wieder den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen. Mit der Tarifreform sollen Saarländer motiviert werden, statt Auto mehr Bus und Bahn zu fahren – und so auch zum Klimaschutz beizutragen.

Von der Tarifreform würden besonders stark Familien profitieren, sagte Ministerin Rehlinger. Viele könnten mehrere hundert Euro im Jahr sparen. Das liegt zum einen daran, dass die Abos für Schüler mit weiten Fahrtwegen deutlich billiger werden. Dazu kommt, dass ab zwei Kindern Rabatte gelten.

Die Tarifreform kostet nach Angaben des Verkehrsministeriums bis zu 15 Millionen Euro jährlich. Diese Reform ist laut Rehlinger nur ein Anfang. „Wir wollen den ÖPNV nicht nur günstiger und einfacher machen, sondern wir wollen auch ein Mehr an Angebot in der bestehenden Infrastruktur und ein Mehr an Infrastruktur“, sagte sie. Folgen sollen unter anderem eine bessere Einbindung des ländlichen Raums in den Bus- und Bahnverkehr, der Aufbau eines S-Bahn-Netzes und die Reaktivierung von Bahnstrecken. Der Finanzbedarf für die Umsetzung aller Pläne liegt laut Ministerium bei 355 Millionen Euro für Investitionen und bei 25 Millionen Euro jährlich für Betriebskosten.

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