SZ-Telefonaktion Fonds als Alternative zum Sparkonto

Saarbrücken · Auf das klassische Sparbuch gibt es kaum noch Zinsen. Wie geht Sparen heute?

 Aktienfonds investieren in verschiedene Aktien. Sind sie breit aufgestellt, können Anleger damit ihre Risiken streuen, empfiehlt Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI.

Aktienfonds investieren in verschiedene Aktien. Sind sie breit aufgestellt, können Anleger damit ihre Risiken streuen, empfiehlt Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Die Null-Zins-Lage macht Sparer und Anleger ratlos. Was tun? Sind Fonds und Aktien eine Alternative zu Sparkonten und Festgeld? Welche Anlage ist die richtige für mich? Fragen rund ums Thema Fonds und Geldanlegen beantworteten bei einer SZ-Telefonaktion Nils Kerchner und Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI.

Es gibt so viele Fonds: Renten-, Aktien-, Immobilienfonds usw. Welcher ist der beste? In welchen soll man anlegen?

KERCHNER In der Regel ist eine breite Streuung sinnvoll, das heißt, Sie sollten Ihr Vermögen über alle „Anlageklassen“ wie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, offene Immobilienfonds usw. verteilen. Wieviel man in welche „Anlageklasse“ anlegt, hängt von den individuellen Wünschen ab. Die Vermögensmischung sollte so sein, dass Sie ruhig schlafen können. Klären Sie das in einem Beratungsgespräch ab.

 Vor 18 Jahren habe ich mit Fonds schlechte Erfahrungen gemacht. Würden Sie mir heute angesichts der Null-Zins-Lage dennoch wieder Fonds empfehlen?

KERCHNER Wenn Sie einen Anlagehorizont von wenigstens etwa fünf Jahren haben, kommt eine Fondsanlage durchaus in Betracht. Denn mit Fonds lassen sich mittel- bis langfristig nach wie vor attraktive Renditen erzielen. Aber: Um die richtigen Fonds zu finden, die zu Ihren Anlagezielen und Ihrer persönlichen Risikobereitschaft passen, sollten Sie unbedingt einen Beratungstermin vereinbaren.

Wie lange ist die Kündigungsfrist, wenn ich Fonds verkaufen möchte?

KERCHNER Von offenen Immobilienfonds abgesehen können Sie Fondsanteile an jedem Werktag unbegrenzt zum aktuellen Wert veräußern. Bei offenen Immobilienfonds allerdings müssen Sie eine zwölfmonatige Kündigungsfrist beachten sowie eine zweijährige Mindesthaltefrist.

Wir wollen einen Teil des Geldes in Aktien anlegen. Aber in welche Aktie sollen wir investieren?

SCHÖNDORF Für eine Aktienanlage empfehlen wir eine breite Streuung auf mehrere Aktien in verschiedenen Branchen. Setzen Sie also nicht alles auf eine Karte, das heißt auch nicht alles auf Aktien eines Unternehmens. Ratsam ist eher ein Aktienfonds, der in viele verschiedene Aktien anlegt und der so das Schwankungs- und Verlustrisiko senkt. Denn wenn es einem Unternehmen schlecht geht und die betreffende Aktie fällt, kann das durch die anderen kompensiert werden. Sprechen Sie mit Ihrem Berater, welcher Fonds am besten zu Ihnen passt.

Ich bin 30 Jahre alt und möchte 100 Euro monatlich als zusätzliche Altersvorsorge zurücklegen. Einen Riestervertrag habe ich schon. Was würden Sie vorschlagen für die 100 Euro monatlich?

SCHÖNDORF Die besten Renditechancen haben Sie langfristig mit Aktienfonds. Hätten Sie zum Beispiel in den vergangenen 30 Jahren 100 Euro monatlich in global streuende Aktienfonds angelegt, könnten Sie heute im Schnitt über rund 100 000 Euro verfügen – bei eingezahlten 36 000 Euro. Das entspricht einer jährlichen Rendite von im Schnitt gut sechs Prozent.

Was wäre, wenn ich bei einem Fondssparplan die regelmäßige Sparrate von 100 Euro im Monat nicht mehr aufbringen kann?

SCHÖNDORF Das wäre kein Problem. Fondssparpläne sind für den Anleger sehr flexibel. Sie können die Sparrate jederzeit reduzieren oder auch ganz aussetzen. Sie können auch jederzeit die Sparrate wieder erhöhen oder Sondereinzahlungen vornehmen. Das angesparte Vermögen ist zudem stets frei verfügbar.

Wie komme ich zu günstigen Wertpapieranlagen? Mich stört beim Kauf der Ausgabeaufschlag…

KERCHNER Der Ausgabeaufschlag ist ein Entgelt für die Beratungsleistung. Sprechen Sie mit Ihrem Berater darüber. Je längerfristig Sie anlegen, desto weniger fällt der Ausgabeaufschlag ins Gewicht. Um Kosten zu reduzieren, ist eigenverantwortliches Handeln ohne Beratungsleistung eine Möglichkeit.

Meine Bank bietet mir keine ETFs an. Was soll ich tun?

SCHÖNDORF Überlegen Sie, ob ein ETF für Sie das richtige ist. Die Wert entwicklung eines ETFs verläuft parallel zu einem Index. Sie können damit nicht schlechter, aber auch nicht besser als der Index abschneiden. Ein gut gemanagter Fonds kann dagegen den Index schlagen. ETFs sind kostengünstiger, weil ein aktives Management entfällt. Außer bei Banken und Sparkassen können Sie auch bei freien Vermittlern oder online ETFs wie auch klassische Fonds kaufen. Eine Investition in nur einen Index ist mit Vorsicht zu genießen, weil es eine einseitige Anlage wäre.

Muss ich auf Aktiengewinne Steuern zahlen?

KERCHNER Ja, Kapitalerträge unterliegen grundsätzlich der Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Soli und gegebenenfalls Kirchensteuer. Für jeden Sparer gibt es allerdings einen Freibetrag von 801 Euro je Kalenderjahr. Aktienverluste können steuerlich mit Aktiengewinnen verrechnet werden.

Bisher haben wir in Sparbuch, Tagesgeld und Festgeld angelegt. Doch es gibt fast keine Zinsen mehr. Gibt es noch absolut sichere Anlagen, die Ertrag abwerfen?

SCHÖNDORF Ohne die Bereitschaft zu einem gewissen Risiko können Sie heute keine Rendite erzielen. Klären Sie in einem Gespräch mit Ihrem Berater Ihre Risikobereitschaft. Dann kann er Ihnen eine Anlage bzw. eine Anlagenmischung empfehlen, die zu Ihnen passt. Wenn Sie die Inflation berücksichtigen, erwirtschaften Sie übrigens bei Sparbuch, Tagesgeld und Festgeld eine Negativrendite, das heißt Ihre Ersparnisse verlieren an Wert.

Ich habe vor zwei Jahren Fonds gekauft. Das bisherige Ergebnis stellt mich nicht zufrieden. Soll ich die Anlage wieder verkaufen?

KERCHNER Nein, ein Fazit innerhalb eines so kurzen Anlagezeitraumes führt zu einem verfälschten Ergebnis. Geben Sie Ihrer Anlage mindestens fünf Jahre Zeit, um ein repräsentatives Fazit ziehen zu können. Eine Fondsanlage sollte grundsätzlich eher längerfristig ausgerichtet sein.

Soll man jetzt in der unsicheren Zeit Geld in Aktienfonds anlegen?

KERCHNER In Aktienfonds sollte man als langfristiger Anleger immer investieren, weil Aktien als Sachwertanlage einen hohen Inflationsschutz bieten und mit einer breit gestreuten Aktienanlage erfahrungsgemäß die Renditechancen am besten sind. Um einen ungünstigen Einstiegszeitpunkt zu vermeiden, ist es ratsam, nur einen Teil jetzt, und einen anderen Teil sukzessive in den kommenden Monaten nach und nach zu investieren. Ergänzend hierzu wäre ein monatlicher Aktienfondssparplan empfehlenswert.

Ich besitze Anteile an einem offenen Immobilienfonds. Nun habe ich erfahren, dass er keine weiteren Anteile ausgibt. Muss ich mir Sorgen machen?

SCHÖNDORF Nein, diese Maßnahme dient dem Schutz der bisherigen Anleger. Momentan findet der Fonds nicht genug Qualitätsimmobilien im Markt für einen Kauf. Für Liquidität gibt es jedoch derzeit keine Zinsen, sodass die Rendite gemindert würde. Wenn der Fonds wieder Immobilien gekauft hat und die Liquidität verringert ist, wird der Fonds auch wieder neue Anteile ausgeben.

Weitere Informationen zum Thema Sparen mit Fonds gibt es online unter:

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