Massive Verzögerungen bei Batteriehersteller Um mehrere Jahre verschoben: SVolt produziert frühestens 2027 im Saarland

Überherrn · Ein zweites Werk des chinesischen Batterieherstellers SVolt in Deutschland soll noch vor der saarländischen Fabrik auf dem Linslerfeld starten. In Überherrn soll die Produktion der Batterien für E-Autos erst 2027 anlaufen.

Ein Schild am SVolt-Gelände in Eiweiler weist bereits auf das noch nicht fertig renovierte Bürogebäude hin.

Ein Schild am SVolt-Gelände in Eiweiler weist bereits auf das noch nicht fertig renovierte Bürogebäude hin.

Foto: Oliver Dietze

Bisher waren es Spekulationen, jetzt ist klar: Der chinesische Batteriehersteller SVolt plant in Brandenburg kurzfristig eine weitere Batteriefabrik. Die Pläne dafür hat SVolt am Freitag in Lauchhammer vorgestellt. Fest steht auch: Die Produktion in den bestehenden Hallen auf dem ehemaligen Vestas-Gelände wird noch vor Überherrn an den Start gehen. Geplant ist Anfang 2025, erläutert Maxim Hantsch-Kramskoj, Vizepräsident für die Bereiche Vertrieb und Marketing von SVolt Europe (Vice President Sales & Marketing), vorab Journalisten im Saarland.

Der Kauf des Werkes im brandenburgischen Lauchhammer sei aufgrund der guten Auftragslage nötig gewesen, sagt er beim Treffen im SVolt-Bürogebäude im Heusweiler Ortsteil Eiweiler, das zurzeit renoviert wird. Der Bau der saarländischen Standorte brauche länger als geplant. Und zwar deutlich. Der Manager rechnet nicht damit, dass in Überherrn vor 2027 SVolt-Batterien produziert werden. Damit rückt der Serienstart realistischerweise ins Jahr 2028. Der Widerstand der beiden Bürgerinitiativen, die vor allem kritisieren, dass die Zellfabrik auf dem Linslerfeld innerhalb der Wasserschutzgebiete Bisttal und Hufengebiet gebaut werden soll, sei für ihn kein Grund. Denn mit Widerstand habe man gerechnet. Das Projekt sei einfach „sehr komplex“, sagt Hantsch-Kramskoj.

Der gebürtige Saarländer Maxim Hantsch-Kramskoj ist der Vizepräsident für Vertriebs- und Marketing von SVolt Europe.

Der gebürtige Saarländer Maxim Hantsch-Kramskoj ist der Vizepräsident für Vertriebs- und Marketing von SVolt Europe.

Foto: Ruppenthal

Wie es jetzt im Saarland weiter geht

Auf Grundlage der erstellten Gutachten muss nun ein Generalplaner den Masterplan für das Werk konzipieren. Erst danach kann es im Bauplanverfahren weitergehen. Den saarländischen Standorten müsse man die Zeit geben, die sie zur Fertigstellung bräuchten. Gleichzeitig müsse SVolt aber die Kundenerwartungen erfüllen, sprich: Batterien liefern. Deshalb soll das neue Werk in der Lausitz kurzfristig die Verzögerung in Überherrn auffangen. In Lauchhammer hat SVolt dafür das ehemalige Gelände des dänischen Windkraftkonzerns Vestas gekauft.

Was in Lauchhammer entstehen soll

Dort wo bis vor kurzem Flügel für Windkraftanlagen gebaut wurden, soll auf 255 000 Quadratmetern Fläche eine Zellfabrik entstehen. Mittelfristig ist in Lauchhammer auch eine Erweiterung geplant. An einer angrenzenden freien Fläche von weiteren 71 000 habe SVolt das Vorkaufrecht. Hantsch-Kramskoj spricht bei dem Projekt von „Gigafactory“, ein PR-Wort, das Tesla-Gründer Elon Musk erfunden hat. Also eine sehr große Batteriefabrik für Elektroautos. Allerdings ist das Werk in der Lausitz nicht zu Vergleichen mit dem von dort rund 150 Kilometer entfernten Tesla-Werk in Grünheide. Insgesamt soll Lauchhammer eine Produktionskapazität von 16 Gigawattstunden (GWh) jährlich aufweisen. Zum Vergleich: In der saarländischen Zellfabrik sind zwischen 22 und 32 Gwh geplant, was vereinfacht Batterien für 300 000 bis 500 000 E-Fahrzeugen pro Jahr entspricht.

Hohe Nachfrage von Kunden

Langfristig sollen die Werke in Überherrn und Lauchhammer nebeneinander laufen und für kürzere Lieferwege sorgen. So können mögliche Kunden in Osteuropa auch aus der Lausitz bedient werden und das Saarland etwa Kunden in Westeuropa beliefern. Wer zu den Kunden gehört? Darauf will Hantsch-Kramskoj keine Antwort geben. Bisher einzig bekannter Abnehmer ist die Automobilholding Stellantis zu der Marken wie Chrysler, Citroën, Fiat, Opel und Peugeot zählen. Ab 2025 wird Stellantis seine Lithium-Ionen-Batterien vom chinesischen Batteriehersteller beziehen. Aber offenbar zumindest vorerst keine im Saarland produzierten.

Nachfrage gebe es genug für beide Werke. Der Markt wachse in den nächsten fünf Jahren um 600 Prozent, prognostiziert SVolt-Vertreter Hantsch-Kramskoj. Neben Lauchhammer und Überherrn seien daher auch noch weitere Werke in Europa geplant. Auch dort könnte die Produktion noch vor Überherrn anlaufen.

Suche nach alternativem Standort im Saarland gescheitert

Natürlich hätte SVolt die Expansion lieber im Saarland gesehen, aber: „Im Saarland gibt es keine Fläche, die groß genug ist“, sagt der gebürtige Saarländer Hantsch-Kramskoj. Das im selben Landkreis gelegene Ford-Werk, für das zurzeit ein Investor gesucht wird, sei ebenfalls keine Option. Zumindest nach dem aktuellen Stand nicht. Bis 2025 sollen dort noch Autos gebaut werden. „Wir brauchen aber jetzt Planungssicherheit“, betont Hantsch-Kramskoj.

SVolt plant Börsendebüt

Es sind teure Pläne, die SVolt diese Woche vorgestellt hat. Um das Kapital dafür zu beschaffen, will der chinesische Konzern, der erst 2018 aus dem chinesischen Automobilhersteller Great Wall Motors hervorgegangen ist, an die Börse. Man stecke mitten in der Planung des Börsengangs, so Hantsch-Kramskoj beim Treffen in Eiweiler.

Werk in Eiweiler ist ebenfalls in Verzug

Auch hier am zweiten geplanten saarländischen Standort wird es Verzögerungen geben. In der ehemaligen Laminatefabrik sollen die in Überherrn produzierten Batteriezellen je nach Automodell zu unterschiedlich starken Akku-Modulen zusammengebaut werden. Losgehen sollte es eigentlich schon Mitte dieses Jahres mit Teilen aus anderen SVolt-Werken. Nun wird es wohl Februar 2024. SVolt hat die Fläche gemietet. Zunächst für 15 Jahre. Wie es dann weitergeht? Es muss erst mal losgehen.

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