Umbau der Stahlindustrie einer der Hauptgründe Warum der Strombedarf im Saarland in den nächsten Jahren explodieren wird
Saarbrücken · Haupttreiber ist der Wandel der Stahlindustrie im Saarland. Auch Elektro-Autos und Wärmepumpen wirken sich auf den Stromverbrauch aus.
Das Saarland wird in den nächsten Jahren weitaus mehr Strom benötigen als heute. Allein durch die für 2027 geplante Umstellung auf grünen Stahl wird sich der Bedarf des Landes an Elektrizität nach einer aktuellen Hochrechnung mehr als verdoppeln. Die Stahl-Holding Saar, Muttergesellschaft von Saarstahl und Dillinger Hütte, geht davon aus, dass ihre Werke künftig 12,7 Terawattstunden (TWh) Strom pro Jahr benötigen werden. Zum Vergleich: Der jährliche Verbrauch aller Privathaushalte und der gesamten Wirtschaft im Saarland beträgt im Durchschnitt rund acht TWh, von denen derzeit 20 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen.
Mehr Stromverbrauch wegen der Industrie, Wärmepumpen und E-Autos
Das saarländische Energieministerium erwartet bis 2030 „deutliche Mehrverbräuche“ vor allem in der Industrie, durch Wärmepumpen und Elektro-Autos. Wenn alle 650 000 Autos im Saarland elektrisch fahren würden, wären dafür nach Schätzungen auf Basis von Zahlen der Bundesregierung rund 1,3 TWh Strom im Jahr nötig. Zudem wird die geplante SVolt-Batteriezellfabrik in Überherrn nach Unternehmensangaben im Endausbau rund 0,8 TWh grünen Strom im Jahr benötigen.
Ursprünglich hatte die Stahl-Holding Saar für ihre Milliarden-Pläne in Dillingen und Völklingen sogar mit einem Strombedarf von 16 TWh pro Jahr kalkuliert. Dafür wären laut einer Studie aus dem Jahr 2020 rund 660 Offshore-Windkraftanlagen nötig. Dieser Strombedarf könne im Saarland nicht durch Windkraft oder Solaranlagen gedeckt werden.
„Verfügbarkeit von grünem und bezahlbarem Strom einer der wichtigsten Zukunftsfaktoren“
Im Jahr 2022 benötigte die saarländische Stahlindustrie nach Angaben des Verbandes der Saarhütten (VDS) rund eine TWh Fremdstrom. Gegenwärtig könne die SHS-Gruppe einen Teil ihres Strombedarfes noch durch Eigenstromerzeugung decken. Für die Stahlindustrie werde die sichere Versorgung mit Grünstrom zu wettbewerbsfähigen Preisen von entscheidender Bedeutung sein, betont der VDS. Auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) ist deshalb für einen konkurrenzfähigen Industriestrompreis, den auch die Gewerkschaften fordern: „Nicht nur für die Bestandsindustrie, auch für Ansiedlungen ist die Verfügbarkeit von grünem und bezahlbarem Strom einer der wichtigsten Zukunftsfaktoren.“

Das sind die 14 größten Industriebetriebe im Saarland
Laut Energieministerium kann der künftig notwendige Strom aus erneuerbaren Energien vor Ort sowie durch den Bezug von grünem Strom von außerhalb des Saarlandes kommen. In jedem Fall sind massive Investitionen in die Stromnetze nötig. So will allein der Übertragungsnetzbetreiber Amprion bis 2035 im Saarland einen dreistelligen Millionenbetrag in seine Netze und Umspann-Anlagen investieren. Auch die VSE plant Millionen-Investitionen.