„Versorgungssicherheit nicht gefährdet“ Luxemburg, Rheinland-Pfalz und das Saarland fordern Ende von Cattenom

Saarbrücken/Cattenom · Die zuständigen Ministerien wollen sich gemeinsam gegen die Laufzeitverlängerung des umstrittenen Kernkraftwerks einsetzen. Eine neue Studie gibt ihnen Rückenwind.

 Das Atomkraftwerk in Cattenom ging 1986 ans Netz. Die geplante Laufzeit wurde kürzlich von 40 auf 50 Jahre verlängert.

Das Atomkraftwerk in Cattenom ging 1986 ans Netz. Die geplante Laufzeit wurde kürzlich von 40 auf 50 Jahre verlängert.

Foto: dpa/Christophe Karaba

35 Jahre nach Tschernobyl und zehn Jahre nach Fukushima werden in der Großregion wieder Forderungen nach einem Aus für das grenznahe, französische Atomkraftwerk Cattenom laut. Luxemburg, Rheinland-Pfalz und das Saarland haben sich gemeinsam gegen die angekündigte Laufzeitverlängerung für das Kraftwerk ausgesprochen.

„Für uns ist klar, dass die Atomkraft angesichts ihrer unabsehbaren Folgen und Gefahren endgültig der Vergangenheit angehören muss“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Luxemburgs Umweltministerin Carole Dieschbourg, ihrem Kabinettskollegen Claude Turmes (Minister für Energie), der rheinland-pfälzischen Umwelt- und Energieministerin Anne Spiegel (Grüne) und der saarländischen Energieministerin Anke Rehlinger (SPD). „Daher engagieren wir uns mit aller Entschlossenheit gegen die weitere Förderung der Atomkraft, insbesondere auch in unseren direkten Nachbarländern.“

Die Versorgungssicherheit in der Region, die von Befürwortern des Kraftwerks regelmäßig ins Rennen geführt wird, sei auch ohne Cattenom gewährleistet, heißt es in der Erklärung. Das belegt eine von den Ministerien in Auftrag gegebene Studie des Aachener Beratungsunternehmens Consentec. Zwar habe die Anlage kurzfristig „systemtechnische Relevanz für sichere Bedarfsdeckung, Netzbelastung und die Erbringung von Systemdienstleistungen“, heißt es dort. „Versorgungssicherheitsbelange stehen einer Stilllegung des Kernkraftwerks Cattenom dennoch nicht im Wege, da geeignete Abhilfemaßnahmen technisch bekannt sind und in vergleichsweise kurzer Zeit verfügbar gemacht werden können.“

Das westeuropäische Stromnetz sei so stabil, dass keine Engpässe zu erwarten seien, heißt es in der Consentec-Studie. „Zudem kann die wegfallende Erzeugungsleistung energetisch zumindest teilweise auch durch den Ausbau erneuerbarer Energien und Netzkapazitäten in der Region und darüber hinaus ersetzt werden.“ Damit besitze Frankreich die „Voraussetzungen, um mit einer Vorlaufzeit von einigen Jahren gezielt für ausreichende Ersatzkapazitäten zu sorgen und eine sichere Bedarfsdeckung auch bei Außerbetriebnahme des Kraftwerks Cattenom zu ermöglichen“.

Über ein mögliches Aus für das 1986 in Betrieb genommene Atomkraftwerk, das in der Vergangenheit immer wieder mit diversen Pannen Schlagzeilen machte, wird seit Jahrzehnten diskutiert – allerdings vor allem auf deutscher und luxemburgischer Seite. Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN hat die geplante Laufzeit von Cattenom erst kürzlich von 40 auf 50 Jahre angehoben. Der Betreiber EDF investiert derzeit 200 Millionen Euro in eine Modernisierung des siebtgrößten Atomkraftwerks der Welt. Cattenom liegt neun Kilometer von der luxemburgischen und zwölf Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

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