Konkurrenz aus dem Internet Wie kleine Spielwarenhändler im Saarland überleben

Saarbrücken · Im Saarland kämpfen einige Läden mit pfiffigen Konzepten gegen den Handel im Internet an. Zwei Beispiele aus Saarbrücken und Merzig.

 Vanessa Drumm-Merziger (links) und Nicole Hager setzen auf Produkte kleiner Hersteller, auf Messen und persönliche Kontakte zu Kunden.

Vanessa Drumm-Merziger (links) und Nicole Hager setzen auf Produkte kleiner Hersteller, auf Messen und persönliche Kontakte zu Kunden.

Foto: Iris Maria Maurer

Das klassische Spielwarengeschäft ist vom Aussterben bedroht. Gehörten die Läden, die Puppen, Modellbausätze oder Gesellschaftsspiele verkaufen, noch vor wenigen Jahren wie selbstverständlich zum Stadtbild, findet man sie heute kaum noch. Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) sieht den Hauptschuldigen im Internet. Rund 40 Prozent aller Spielwaren werden dem Verband zufolge online verkauft, auf den stationären Einzelhandel entfielen nur noch 30 Prozent der Umsätze. „Die Zahl der klassischen Spielwarengeschäfte sinkt seit Jahren“, sagt BVS-Geschäftsführer Steffen Kahnt.

„Das spüren wir natürlich auch“, sagt Nicole Hager, die gemeinsam mit Vanessa Drumm-Merziger die Spielbar in Saarbrücken betreibt. Auf 60 Quadratmetern verkaufen sie in Deutschland produzierte Spielwaren kleinerer Anbieter. „Im Preiswettbewerb mit den großen Online-Plattformen haben wir keine Chance“, sagt Hager. Die dortigen Angebote lägen häufig unter den Einkaufspreisen für Fachhändler. „Da stellt man sich schon die Frage: ‚Wie schaffen wir es überhaupt zu überleben?’.“ Sie setze beispielsweise auf persönliche Kontakte zu den Herstellern. „Wir fahren oft auf Messen und versuchen dort, mit den Anbietern ins Gespräch zu kommen“, sagt die Spielbar-Inhaberin. Diesen direkten Umgang pflege sie auch mit ihren Kunden. „Wir haben uns unseren Kundenkreis liebevoll herangezogen“, sagt Hager.

Allerdings stellt sie auch positive Entwicklungen fest: „Wir bemerken bei unseren Kunden eine Rückbesinnung auf klassisches Spielzeug.“ Dieses biete die Spielbar für alle Altersgruppen von Babys bis zu Senioren an – ein Konzept, das sich bewährt habe.

Einen Hauptgrund für die wachsende Dominanz des Online-Handels im Spielwarengeschäft sieht die Ladenbesitzerin in dem Zeitdruck, dem Familien heutzutage ausgesetzt seien. „Eltern veranstalten mittlerweile Baby-Partys, bei denen die Amazon-Einkaufsliste schon in der Einladung steht“, berichtet sie. „Da genügt dann ein Klick, um das Gewünschte zu bestellen. Für mehr haben die Leute oft keine Zeit.“ Michael Schäfer, Inhaber der Spielwiese in Merzig, macht noch einen anderen Grund aus: „Viele Kunden informieren sich vor dem Kauf durch Internetrecherche“, sagt er. „Ein Teil unseres Sortimentes ist durch Werbung vorverkauft. Bei Produkten wie Lego oder Playmobil wird keine Beratung erwartet, hier geht es darum, ob der Artikel vorrätig ist und zu welchem Preis.“

Ein eigener Online-Shop komme für die Saarbrücker Spielbar dennoch nicht infrage, sagt Nicole Hager. „Für kleine Läden wie uns ist das eher eine Zusatzbelastung“, sagt sie. Die Spielwiese in Merzig setzt dagegen auch aufs Internet. „Unser Schwerpunkt ist und bleibt der stationäre Handel, aber inzwischen haben wir einen eigenen Online-Shop mit Versand oder Reservierung sowie einen Ebay-Shop mit deutschlandweitem Versand“, berichtet Michael Schäfer. Drei bis fünf Prozent ihres Umsatzes erwirtschafte die Spielwiese im Netz. „Wir passen unsere Online-Strategie an unsere Ressourcen an.“ Der Online-Handel habe positive und negative Seiten. „Das Problem ist für mich weniger das Internet, sondern Amazon.“ Der Konzern habe seine Kunden über Jahre mit Kampfpreisen geködert und diese sukzessive erhöht, so Schäfer. Bei Amazon zu bestellen, sei für viele ein Selbstläufer. „Dabei ist Amazon häufig bei Weitem nicht der günstigste Anbieter.“

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