Sozialplan für Gießerei Nemak kündigt viel weniger Mitarbeitern als befürchtet

Dillingen · Die Dillinger Aluminiumgießerei wollte ursprünglich 150 Stellen vor allem über Entlassungen abbauen. Jetzt sind nur 15 Beschäftigte betroffen.

 Nemak ist stark von den Folgen der Dieselkrise betroffen. Das Unternehmen fertigt in Dillingen vor allem Teile für Dieselmotoren.

Nemak ist stark von den Folgen der Dieselkrise betroffen. Das Unternehmen fertigt in Dillingen vor allem Teile für Dieselmotoren.

Foto: nemak/Nemak

Der geplante Stellenabbau bei der Dillinger Aluminiumgießerei Nemak fällt viel weniger dramatisch aus als im Februar angekündigt. „Wir konnten die betriebsbedingten Kündigungen auf 15 reduzieren“, sagte Werksleiter Marcus Speicher. Ursprünglich sollten 150 Arbeitsplätze wegfallen, die meisten durch Entlassungen. Die 15 Beschäftigten, die gehen müssen, würden aber nicht sofort arbeitslos, sagte der erste Bevollmächtigte der IG Metall Völklingen, Lars Desgranges. Sie könnten zunächst in eine Transfergesellschaft wechseln, die sie bei der Neuorientierung auf dem Arbeitsmarkt unterstütze.

Dass die Zahl der Kündigungen so stark verringert werden konnte, ist Ergebnis der Verhandlungen von Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft über einen Sozialplan und eine Tarifvertrag. Am Freitag wurde die Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung informiert. Insgesamt sind es nun rund 60 Stellen, die abgebaut werden. Zu den 15 Mitarbeitern, die entlassen werden, kommen laut Speicher etwa 45, die ein Freiwilligenprogramm angenommen haben, das Nemak angeboten hatte. Außerdem haben laut Speicher einige Beschäftigte das Unternehmen unabhängig von einem Programm verlassen, so dass Nemak in Dillingen nun rund 1000 Mitarbeiter habe.

Darüber hinaus sinken die Personalkosten in der Produktion in hohem Maße durch „eine Arbeitszeitverkürzung um drei Stunden in der Woche“, sagte der Werksleiter. Rund 500 Mitarbeiter beteiligten sich daran. Dies „ist ein Solidarpaket. Jeder verzichtet auf ein bisschen“, sagte Lars Desgranges von der IG Metall. Nach den ursprünglichen Plänen wäre „jeder siebte Job“ verloren gewesen. Der Sozialplan und die Arbeitszeitverkürzung sollen bis Ende 2020 gelten. Zum Erhalt von Arbeitsplätzen habe auch beigetragen, dass die Mitarbeiter neben dem normalen Urlaub weitere acht freie Tage im Jahr bekämen – einer Regelung zufolge, die dem Flächentarifvertrag entlehnt ist. Dadurch sei der Bedarf an Arbeitskräften etwas höher, sagte Desgranges

Der Grund für Personalabbau und Arbeitszeitverkürzung ist die Dieselkrise. „Sie hat uns in die Suppe gespuckt“, sagte Speicher. Nemak fertigt vor allem Teile für Dieselmotoren. Auf die rückläufige Nachfrage habe das Unternehmen zunächst mit Kurzarbeit reagiert. Ein Stellenabbau sei dann aber unvermeidlich gewesen, sagte Speicher. Jetzt sei hoffentlich die Talsohle beim Diesel  erreicht. Er rechnet damit, dass „wir in den nächsten Jahren ein Volumen von 1,6 bis 1,8 Millionen Gussteile pro Jahr haben“. Vor der Diesel-Krise fertigte Nemak jährlich etwa 2,4 Millionen Teile. Der Werksleiter ist auch deswegen optimistisch, weil Nemak Produkte für „die besten Motoren am Markt“ liefere – für Autos von Daimler, BMW und Audi.

Das Unternehmen will bei der Elektromobilität ins Geschäft kommen. „Wir bewerben uns um die Fertigung von Gehäusen für Elektromotoren“, sagte Speicher. Strategisches Ziel sei, die Abhängigkeit von der Nachfrage nach Autos mit Verbrennungsmotor zu verringern.

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