Jahresbericht der Landes-Strukturbank Was die SIKB in Corona-Zeiten bewegt

Saarbrücken · Die Pandemie hat viele Saar-Betriebe in Bedrängnis gebracht. Das geht auch an der Strukturbank des Landes nicht spurlos vorbei.

 Die Saarländische Investitionskreditbank AG (SIKB) hat ihren Sitz im Haus der Wirtschaftsförderung in Saarbrücken.

Die Saarländische Investitionskreditbank AG (SIKB) hat ihren Sitz im Haus der Wirtschaftsförderung in Saarbrücken.

Foto: Iris Maria Maurer

Nach der Corona-Pandemie „muss sich das Augenmerk vieler saarländischer Mittelständler darauf richten, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken“. Davon ist Doris Woll, Vorstandschefin der Landes-Strukturbank SIKB, überzeugt. Die Krise habe die Eigenkapitalquote vieler Saar-Firmen, die schon vor Corona niedrig war, weiter nach unten gedrückt. Einer SIKB-Studie aus den Jahren 2018/19 zufolge lagen die saarländischen Unternehmen schon damals beim Eigenkapital rund fünf Prozentpunkte unter dem bundesweiten Durchschnitt „und deutlich unter der empfohlenen Größe von 30 Prozent“, so die Analyse. „Im Ländervergleich belegen sie den vorletzten Platz.“ Daher will die Strukturbank den Schwerpunkt ihrer Arbeit in nächster Zeit darauf legen, die Saar-Firmen mit Eigenkapital auszustatten, „damit sie den erwarteten Wachstumsschub nach der Corona-Pandemie finanziell stemmen können“.

Die SIKB, die zu 51 Prozent dem Land und mit 49 Prozent saarländischen Kreditinstituten gehört, hat dazu etliche Angebote in ihrem Instrumentenkasten. Eines davon ist der von der EU geförderte Efre-Nachrangdarlehensfonds Saarland. Kredite, die aus diesem Topf gewährt werden, laufen über zehn Jahre und sind die ersten fünf Jahre tilgungsfrei. Da sie Nachrang-Charakter haben, gelten sie als Eigenkapital. Denn der Kreditgeber ist bei einer möglichen Insolvenz erst an der Reihe, wenn die Forderungen aller anderen Gläubiger bedient sind.

Der SIKB-Vorstand erinnert außerdem daran, dass sich Firmen über die Saarländische Kapitalbeteiligungsgesellschaft (KBG) mit Eigenmitteln versorgen können. Diese kann kleinen und mittleren Unternehmen im Land bis zu einer Million Euro in Form einer stillen Beteiligung zur Verfügung stellen. Die SIKB arbeitet im Beteiligungsbereich außerdem mit den saarländischen Sparkassen und Volksbanken eng zusammen. Bei fehlenden Sicherheiten kann zudem die Bürgschaftsbank Saarland mit einer Sicherungsgarantie von bis zu 1,25 Millionen Euro einspringen. Bei der SIKB laufen alle diese Angebote zusammen, „um eine öffentliche Förderung aus einer Hand anzubieten“, sagt Vorstand Achim Köhler. Für Beteiligungen gab die Bank im vergangenen Jahr 2,8 Millionen Euro aus, nach 4,4 Millionen Euro im Jahr 2019. Stärker nachgefragt waren die Bürgschaften. Sie stiegen von 6,7 auf 7,5 Millionen Euro.

Bei den gewerblichen Krediten, die den Löwenanteil des öffentlichen Fördervolumens ausmachen, schlug Corona im vergangenen Jahr voll durch. Ihr Volumen stieg binnen eines Jahres von 208,1 auf 630,6 Millionen Euro. Von dieser Summe gingen allein 440 Millionen Euro auf das Konto Corona. Den Löwenanteil bilden die Darlehen der bundeseigenen Strukturbank KfW, die von der SIKB bewilligt und von den jeweiligen Hausbanken ausgezahlt werden.

Allein das KfW-Sonderprogramm, das Ende März 2020 an den Start ging, haben bis Jahresende 730 saarländische Unternehmen mit einem Kreditvolumen von insgesamt 362 Millionen Euro in Anspruch genommen, gefolgt vom KfW-Schnellkredit, bei dem 216 Firmen zugegriffen haben und Darlehen von knapp 59 Millionen Euro erhielten. Beim Sofortkredit-Saarland, den das Land über die SIKB den Unternehmen zur Verfügung stellt, griffen 174 Betriebe bis Ende 2020 zu und liehen sich insgesamt 18,5 Millionen Euro. Inzwischen sind es bereits 250 Firmen. Das Land hatte ein eigenes Kreditprogramm aufgelegt, weil bei den KfW-Vorgaben anfangs viele kleine Unternehmen durch das Raster fielen und keine Darlehen erhielten. Inzwischen hat die KfW die Konditionen für ihren Schnellkredit angepasst, sodass er dem Saarland-Programm stark ähnelt. In beiden Fällen werden beispielsweise die Bankenrisiken zu 100 Prozent übernommen.

Allerdings können die Unternehmen den Sofortkredit-Saarland noch bis Ende Juni mit einer Nachrangabrede erhalten, wenn sie ihr Eigenkapital stärken wollen. Außerdem hat die SIKB ein spezielles Programm für Startups – junge Unternehmen mit einer innovativen Geschäftsidee – aufgelegt, die wegen der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind.

 Doris Woll, Vorstandsvorsitzende der SIKB

Doris Woll, Vorstandsvorsitzende der SIKB

Foto: SIKB
 SIKB-Vorstand Achim Köhler

SIKB-Vorstand Achim Köhler

Foto: SIKB

Auch die Finanzierung von Wohnungsbau-Projekten, bei denen die SIKB Programme der KfW und des Landes bewilligt und an die Hausbanken weiterleitet, entwickelte sich im vergangenen Jahr dynamisch. In neue Häuser sowie Sanierungs-Maßnahmen flossen 2020 rund 159 Millionen Euro, nach 72 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Hinzu kamen 11,4 Millionen Euro für Vorhaben der sozialen Wohnraumförderung des Landes. Mit diesem Geld wurden 42 Wohnungen neu gebaut und 90 modernisiert.

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