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Archäologe: „Man hat eine Schatzkammer zur Verfügung“
Thomas Martin (37) hat geschafft, was er bei seiner Studienrichtung – Alte und frühneuzeitliche Geschichte plus Klassische Archäologie – eher für die Ausnahme hält: Seit 2018 hat er eine Festanstellung, ist „Sammlungsleiter“ im Saarbrücker Museum für Vor- und Frühgeschichte. Außer dieser, Martins Stelle, hat das Saarland nur noch eine Professur sowie eineinhalb weitere Posten im Landesdenkmalamt zu bieten. Den wenigen Stellen steht ein Überangebot an Bewerbern gegenüber. Martin musste deshalb bis zu seinem Berufs-Happy-End eine zehnjährige Durststrecke überstehen, mit einer freiberuflichen Phase als Kurator: „Es war ein Poker“. Und jetzt? Genießt er, wie er meint, ein Riesen-„Privileg“: die unmittelbare Arbeit mit Originalen. Als Uni-Wissenschaftler hätte er mehrheitlich nur auf Abbildungen zurückgreifen können. „Ich habe jetzt eine Schatzkammer zur Verfügung“, freut er sich.
Martin mag aber noch mehr an seiner Aufgabe, vor allem deren Vielseitigkeit: für Sonderausstellungen Themen und Konzepte finden, wie ein Innenarchitekt Räume designen, Anfragen zu Einzelstücken im Depot beantworten, Aufsätze verfassen, mit Leihgebern verhandeln. Das klingt nach konservativen Arbeitsmethoden, doch die Archäologie verzahnt sich immer stärker mit Naturwissenschaften und Informatik. In Laboren werden antike Stücke untersucht, 3-D-Drucke und Simulationen gehören zum Alltag, und nicht wenige Archäologen entwickeln sich zu Digitalkuratoren, die ausschließlich virtuelle Ausstellungen zusammenstellen. Martin ist jedoch skeptisch, „ob den Menschen auf Dauer eine Führung auf Youtube genügt“.
Illustratorin und Künstlerin: Von Comics kann man immer besser leben
Das Alter Ego von Valérie Minelli (27) heißt „Mrs Frollein“, tritt als Comicfigur in Büchern und auf Digitaldrucken auf, erscheint als Logo auf T-Shirths oder verwandelt sich in eine Plüsch-Figur. Kurz: Minellis Erfindung birgt Kult-Potenzial, weltweit findet Mrs Frollein 480 000 Instagram-Follower. Minelli hat ihr einen professionellen Online-Shop eingerichtet. Minelli ist Noch-Studentin der Saarbrücker Kunsthochschule, macht 2021 ihren Master mit Schwerpunkt „Graphic Novel“. Bereits jetzt könnte sie als freie Künstlerin ihren Lebensunterhalt bestreiten. Doch das totale Freelancen ist ihr zu „risky“, wie sie sagt, vor allem das damit verbundene Büchermachen. Es werde, gemessen am Zeitaufwand, nicht wirklich gut bezahlt. Außerdem schätzt Minelli ihre „Erwerbsarbeit“ als Illustratorin. Sie konzipiert für Firmen oder Museen Werbung, Ratgeber oder Kindermaterialien. Doch auch hier gilt der Selbstbestimmungs-Grundsatz: „Ich mache nur das, wovon ich überzeugt bin.“
Die Nachfrage nach dem Vermittlungs-Medium Comic wird laut Minelli immer größer: „Jeder mag uns gerne. Es ist in letzter Zeit klar geworden, wie gut man vom Comiczeichnen leben kann.“ Deshalb war es nun auch Zeit, sich einen „richtigen“ Arbeitsplatz zu suchen, in einer Ateliergemeinschaft in Malstatt. Minelli zeichnet ausschließlich digital, auf ihrem I-Pad, ist also eine Computerzeichnerin. Den Schritt zur Animation hat sie noch nicht genommen, obwohl dies den Weg zur boomenden Gaming-Branche frei machen könnte. Doch warum? Comiczeichnen scheint ihr derzeit mehr als zukunftssicher.
Modedesignerin: Eine gute Schule hilft auf dem Weg in die Mode-Welt
Das Mantra der Mode-Branche lautet: „Nur die Elite schafft es.“ Das gilt nicht nur für das eigentliche Karriere-Ziel – Creative Director zu werden bei einer Top-Marke wie Dior. Sondern es fängt schon bei der Aufnahme in eine Mode-Schule an. So schildert das Laura Theiss (47), die es ihrerseits geschafft hat. Nach 20 Jahren. Sie managt vom Saarland aus ihr eigenes Modelabel in der Nische Strick, beliefert Boutiquen und Privatkunden, ist auf Fashionweeks in Paris oder Mailand präsent. Die Litauerin studierte an der Central-Saint-Martins-Universität für Mode-Design in London: „Eine gute Schule ist hilfreich. Bei uns waren die Absolventen schon vor dem Abschluss vergriffen.“ Während der Ausbildung hat Theiss verinnerlicht, was heute noch ihre Arbeit bestimmt: Geht nicht, gibt’s nicht. „Grenzen verschieben, das reizt mich“, sagt sie. Auch die eigenen, deshalb hat sie kürzlich ein Objekt aus handgehäkelten Bällen für ein saudi-arabisches Hotel gestaltet.
Seit etwa sieben Jahren kennt man sie auch als Kostümbildnerin für das Saarbrücker Ballett. „Das ist viel schwieriger, als alleine Kleider zu kreieren. Man arbeitet im Team, muss auf alle Wünsche eingehen und am besten noch die Gedanken der Choreographen lesen, denn die haben wenig Zeit.“ Außerdem seien die Tänzer-Kostüme einerseits Kunst, andererseits praktische Leichtathletik-Suits. Doch Theiss liebt Herausforderungen. Deshalb macht ihr auch der Corona-Umbruch keine Sorgen. Zukünftig werde auch sie Loungewear und Komfortables designen, meint sie. Auch wolle der Kunde wissen, wie sein Kleidungsstück entstanden ist und der Preis entsteht.
Ein Studium ist hilfreich, aber kein Muss für Firmengründer
Ein eigenes Unternehmen zu gründen, hatte Dirk Frank eigentlich nicht im Sinn, als er neben seinem Informatik- und BWL-Studium Mitte der 1990er Jahre bei einem Software-Entwickler arbeitete. Doch die eigene Firma wurde schnell größer, heute ist Frank Geschäftsführer der Friedrichsthaler Ianeo Software Solutions GmbH, die mit über 50 Mitarbeitern Software unter anderem für Internetshops entwickelt.
Zu Beginn habe er noch viel selbst programmiert, sagt Frank. „Das geht wohl den meisten Gründern in diesem Bereich so.“ Dabei sei ihm sein Informatik-Studium durchaus zugutegekommen. „Man bekommt ein grundsätzliches Verständnis von Software-Architektur vermittelt.“ Aber auch wenn er dort „ordentliche Grundlagen“ gelernt habe, bleibe das Studium eine „sehr theoretische Angelegenheit“ und sei sicher kein Muss für angehende Firmengründer. „Eine fundierte IT-Ausbildung kann auch in eine erfolgreiche Selbstständigkeit führen“, sagt Frank. Denn am wichtigsten seien praktische Erfahrungen und ein stimmiges Konzept.
Letzteres müsse in der IT-Branche laufend angepasst werden. So habe sich Ianeo „ständig neu erfinden“ müssen, um auf neue Technologien und ein verändertes Kundenverhalten zu reagieren, sagt Frank. Doch nicht nur das, „auch die Werkzeuge haben sich verändert“. Da er sich in diesem Zeitraum fast ausschließlich der Unternehmensführung gewidmet habe, seien seine Programmierfähigkeiten heute nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik.
„Da kann man unglaublich kreativ sein“
Nach seiner Ausbildung zum Fachinformatiker machte Marco Schmelzer vor knapp zehn Jahren noch etwas ganz anderes als heute. In Aachen war er zunächst in der Qualitätssicherung eines Software-Entwicklers tätig, bearbeitete Fehlermeldungen, hatte viel Kundenkontakt. Der Wunsch nach beruflicher Veränderung habe ihn dann schließlich ins Saarland gelockt. „Ich hatte gehört, dass die Saar-Uni einen Studiengang in Cyber-Sicherheit anbietet“, sagt der 29-Jährige. „Das Thema hat mich damals sehr interessiert.“
Dieses Studium sei ihm dann allerdings „zu mathelastig und theoretisch“ gewesen. Aber obwohl er es letztlich nicht abgeschlossen hat, brachte es ihn doch persönlich weiter. Unter anderem habe ihm die Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Informatik seine wahre Leidenschaft vor Augen geführt: das Programmieren. Zwar habe er sich vorher schon privat und in der Ausbildung mit dem Thema beschäftigt, sagt Schmelzer, „aber wirklich effizient zu programmieren habe ich erst an der Uni gelernt“.
Dieser Passion geht der Fachinformatiker inzwischen bei der Saarbrücker Meta-Level Software AG nach. Schon neben dem Studium schloss er dort Sicherheitslücken in Programmen, heute schreibt Schmelzer Codes für ganz neue Anwendungen. Auch hier schätzt er die Praxisnähe, kann nach Lösungen für konkrete Probleme suchen. „Unsere Kunden haben zu Beginn oft nur eine vage Vorstellung davon, wie ihre Ideen technisch umgesetzt werden können“, sagt Schmelzer. „Da kann man unglaublich kreativ sein.“
Ein Beruf, der oft viel Fingerspitzengefühl erfordert
Computer begleiten Klaus Mühlböck bereits sein gesamtes Leben. Schon als Schüler habe er eine Firma für den Vertrieb von Hardware gegründet, erzählt er. Nachdem er sein Studium der Automatisierungstechnik Ende der 1980er-Jahre in Saarbrücken abgeschlossen hatte, arbeitete Mühlböck zunächst als Vertriebsingenieur im In- und Ausland. Schon in dieser Zeit flankierte er Firmen auf dem Weg in die digitale Zukunft. „Die meisten Systeme funktionierten damals noch mit Lochstreifen, wir haben dann dort erste Netzwerke über Kabel eingeführt“, erinnert sich der 59-Jährige.
Die Technologie hat seitdem gewaltige Sprünge gemacht, und nach wie vor betreut Mühlböck Unternehmen bei der digitalen Transformation – inzwischen jedoch mit der eigenen Firma, die in Nohfelden fünf Mitarbeiter beschäftigt. Die 1.A Connect GmbH entwickelt dabei nicht nur passende Software, sondern berät auch vor Ort, wie sich bestehende Prozesse digitalisieren lassen, und begleitet die Mitarbeiter bei der Umstellung. Gerade letzteres erfordere oft viel Fingerspitzengefühl. „Sie können nicht zu jemandem gehen, der 40 Jahre in einem Betrieb arbeitet und dann einfach sagen: ‚Wir machen jetzt alles anders‘.“
Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn sei ihm das viel schwerer gefallen als heute. „Wenn man als junger Ingenieur-Schnösel zu einem 60-jährigen Handwerksmeister kommt, fehlt einem noch dieser gewisse Stallgeruch“, sagt Mühlböck lachend. „Das ist mit 59 schon viel einfacher als mit 30.“
Verteidigerin des Rechts beim „Freund und Helfer“
Schon als kleines Mädchen war für Marina Nikolay klar, welchen Beruf sie später ergreifen wollte. „Bei Eintragungen in Freunde-Büchern schrieb ich immer Polizistin“, erinnert sie sich. Auch ihr Vater arbeitete schon als Polizist und war somit ihr großes Vorbild. Daher bewarb sich die Marpingerin nach dem Fachabitur um die Aufnahme in den Polizeidienst – mit Erfolg. Seit 16 Jahren ist die Polizeioberkommissarin inzwischen dabei. Nach einer Zwischenstation in Illingen wechselte Nikolay in die Polizeiinspektion Lebach und ist dort im Wach- und Streifendienst tätig.
Auch wenn die 35-Jährige inzwischen einiges an Routine mitbringt, „bleibt jeder Arbeitstag spannend“, erzählt sie. „Die Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich. Man kann nie sagen, was passiert.“ Obwohl sich in Lebach die Zahl der bösen Buben in Grenzen hält, gibt es immer etwas zu tun. Auch in der saarländischen Provinz passieren Unfälle, oder die Polizei wird gerufen, wenn es zu Streitereien zum Beispiel zwischen Nachbarn kommt. „Wir müssen gelegentlich auch helfen, ausgebüxte Pferde einzufangen“, sagt Nikolay. Als Vize-Dienstellenleiterin sitzt sie öfter am Schreibtisch, muss Berichte oder Anzeigen auf ihre Korrektheit überprüfen, bevor sie sie an die nächste Dienststelle weiterleitet.
Wer in den Polizeidienst will, „muss flexibel, team- und kompromissfähig sein“, betont sie. „Man muss sich in die Situation von Menschen hineindenken können, aber auch standhaft das Recht verteidigen“. Den Begriff der Polizei als „Freund und Helfer“ hält sie nicht für abgedroschen, sondern für hochaktuell. Was ihr viel Halt gibt, ist das Team in Lebach. „Wir bauen Stress ab, indem wir über das Erlebte reden. Das ist sehr wichtig; wir fühlen uns fast wie eine kleine Familie.“
Sicherheit wird immer gebraucht
Die Saarbrückerin Monika Kiefer kann gut mit Menschen. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum die 54-Jährige in der Sicherheitsbranche beruflich Anker geworfen hat. Gelernt hat sie eigentlich Zahntechnikerin. Schon früh hat sie bei regionalen Messen ausgeholfen, wenn es darum ging, die Besucherströme zu lenken.
Als Kiefer arbeitslos wurde, knüpfte sie an diese Erfahrungen an. Über die Arbeitsagentur bildete sie sich weiter und absolvierte die Sachkunde-Prüfung. Mit diesem Schein in der Tasche „hatte ich die Möglichkeit, in allen Bereichen des Sicherheitsgewerbes zu arbeiten“, erzählt sie. Das umfasst beispielsweise die Überwachung von Veranstaltungen, das Arbeiten an einer Firmen- oder Verwaltungspforte oder den Einsatz in einer Alarmleitstelle. Später absolvierte sie noch die Sonderausbildung „Ruhender Verkehr“. Damit kann sie auch für einen kommunalen Ordnungsdienst als Hilfspolizistin tätig sein.
Ihre berufliche Heimat hat Monika Kiefer inzwischen bei der St. Ingberter Sicherheitsfirma Usec United Security gefunden. Hier hat sie sich hochgearbeitet und ist Bereichsleiterin Personal. Zu ihrem Aufgabengebiet gehört unter anderen, die Teams für ihre Einsätze zusammenzustellen. Sie bereut nicht, diesen Berufsweg eingeschlagen zu haben. „Meine Arbeit ist richtig spannend, kein Tag ist wie der andere. An jeder Ecke warten Herausforderungen.“
Kiefer ist sich sicher, dass die Sicherheitsbranche ein Gewerbe mit Zukunft ist. „Unsere Mitarbeiter werden immer gebraucht, weil die Anforderungen – zum Beispiel an die Organisatoren von Veranstaltungen – ständig steigen.“ Die Technik halte überall Einzug. „Eine Pförtnerloge ist heute ein mit Elektronik vollgespickter Arbeitsplatz, während früher nur das Telefon bedient werden musste.“
Mit Selbstbewussstein ins Gefängnis
Carmen Finkler hat einen fordernden Beruf. Die 33-Jährige ist in der Saarbrücker Justizvollzugsanstalt (JVA) Lerchesflur im Vollzugsdienst tätig. Nach dem Fachabitur entschied sie sich zu dieser Laufbahn. Das war vor elf Jahren. Damals hatte sie noch den Hintergedanken, dass sie wechseln oder studieren könnte, wenn es ihr „auf der Lerch“ nicht gefallen würde, wie die JVA im Volksmund genannt wird.
Inzwischen weiß sie, dass sie damals die richtige Wahl getroffen hat. Sie sieht Erfolge, wenn es ihr gelingt, den Gefangenen ein wenig von ihren Sorgen zu nehmen, wenn sie über Probleme hinter Gittern oder in der Familie erzählen. „Wir versuchen, auf einer menschlichen Ebenen den Kontakt mit den Männern aufzubauen“, sagt sie. Das geht nicht immer stressfrei ab. „Man sollte sich ein dickes Fell zulegen. Manche Anfeindung ist schon derb.“ Es bringe aber nichts, nachtragend zu sein. „Man muss oft über Jahre miteinander klarkommen.“
Hauptziel des Justizvollzugs ist, dass die Gefangenen nach ihrer Haftzeit ein Leben frei von Straftaten führen sollen. „Dafür tun wir in der JVA viel“, sagt Finkler. So würden unter anderem Aus- und Weiterbildungskurse angeboten, aber auch das sportliche Angebot komme nicht zu kurz. Außerdem verfüge die JVA über eine Kfz-Werkstatt, eine Druckerei und eine Schlosserei. „Die Zeit der simplen Gefangenenverwahrung ist längst vorbei.“
Wer sich für den Vollzugsdienst interessiert, „muss ein gesundes Selbstbewusstsein mitbringen, aber auch team- und anpassungsfähig sein“. Wer diese Eigenschaften hat und dazu noch über ein gerüttelt Maß an körperlicher Kondition verfügt, „dem würde ich meinen Beruf jederzeit empfehlen“.
Medizinischer Informatiker: Er will, dass der Arzt alles
Wichtige vom Patienten weiß
Krankenhäuser in die digitale Zukunft führen – das ist für Marc Lux eine Riesenbaustelle. Das ist für ihn nicht nur eine theoretische Herausforderung, sondern als Leiter der Abteilung Informationstechnologie im Saarbrücker Gesundheitskonzern SHG sein Tagwerk. Mit dem Gesundheitswesen beschäftigte sich der 54-jährige Lebacher schon früh. Fasziniert war er aber auch von Bits und Bytes. „Informatik war mein Steckenpferd und im Abitur mein mündliches Prüfungsfach“, erzählt er. Um beiden Neigungen gerecht zu werden, entschied er sich für das Studium der Medizinischen Informatik an der Fachhochschule Heilbronn und der Uni Heidelberg. Nach dem Berufsstart beim Saarlouiser Anlagenbauer DSD, wo er es bis zum Chef der IT-Abteilung brachte, wechselte er 2004 zur SHG, dem Gesundheits-Konzern mit seinen vier Kliniken und diversen Reha-Einrichtungen.
Was er in nächster Zeit vorhat, ist sehr konkret. In der Klinik der Zukunft „müssen weitgehend alle Patientendaten digital vorliegen und überall und jederzeit für die Behandlung in hoher Qualität abrufbar sein“. Solche Infos könnten Ärzte bei ihrer Diagnose wesentlich unterstützen. Voraussetzung „ist die elektronische Patientenakte, in die – unter Kontrolle des Betroffenen – alle Informationen der Klinik, der Krankenkasse, des Hausarztes und der Fachärzte einfließen“. In den Krankenhäusern schwebt ihm ein einheitliches Informationssystem vor, an das alle medizinischen Geräte angeschlossen sind – vom Computertomographen bis zur Patienten-Überwachung auf der Intensivstation. „Strukturiertes Wissen hilft allen – den Patienten und den Mitarbeitern“, sagt er.
Diplomingenieur der Biomedizin: Damit Menschen Geräusche wieder als Sprache erkennen
Ahmed Bellagnech hat schon oft erlebt, wie Menschen ihre Tränen vor Glück nicht zurückhalten wollen. Sie können wieder hören, verlassen die soziale Isolation, ein Gefühl, „das unbeschreiblich ist“. Der aus Marokko stammende Diplom-Ingenieur der Biomedizin ist Leiter der Abteilung Cochlea-Implantat (CI) an den Bosenberg-Kliniken in St. Wendel. Die zum Gesundheitskonzern Mediclin gehörende Reha-Einrichtung ist darauf spezialisiert, Menschen wieder das Hören beizubringen, wenn ihnen ein solches Implantat eingesetzt wurde. Das besteht aus einem Sound-Prozessor und einer Sendespule, die hinter dem Ohr getragen werden. Das Implantat selbst wird über dem Ohr unter der Haut platziert. Der Sound-Prozessor fängt die Geräusche der Außenwelt auf, wandelt sie in einen digitalen Code um und sendet diesen durch die Sendespule zum Implantat. Dieses verwandelt den Digi-Code in elektrische Impulse und leitet sie an den Elektrodenträger in der Hörschnecke. Dieser stimuliert die Hörnervenfasern in der Schnecke. Die Impulse werden an das Gehirn weitergeleitet.
„Am Anfang sind das wirklich nur Geräusche. Der CI-Patient muss das Hören neu erlernen“, sagt Bellagnech. Genau dies ist seine tägliche Arbeit. Zunächst muss die Software auf den Soundprozessor aufgespielt werden, die es erlaubt, Töne oder Sprache von Nebengeräuschen zu unterscheiden. Das Klangbild wird dabei ständig verfeinert. Mit Bildern und Sätzen „erlernen die Patienten erneut den Sinn der Wörter“, sagt der 55-Jährige. Ein mühsamer Prozess, „bei dem es auch Rückschläge mit Kopfschmerz- oder Schwindel-Attacken geben kann“, weiß er. Doch allmählich hellen sich die Gesichter der Menschen auf, „wenn sie nach und nach wieder am Leben teilnehmen können“.
Physiotherapeut: Helfen, dass der Schmerz wieder nachlässt
Gunther Deubel ist auch nach mehr als 30 Jahren als Physiotherapeut sicher, die richtige Berufswahl getroffen zu haben. „Man kann vielen Menschen helfen, nach Leid und Schmerz wieder an ihr früheres Leben anknüpfen zu können. Das gibt mir immer noch ein Gefühl großer Zufriedenheit“, sagt der 54-Jährige. Jeder Patient ist für ihn eine neue Herausforderung, da Krankheitsbilder und Therapien sehr unterschiedlich sind. Das können Massagen oder Übungen mit Geräten sein, aber auch eine Wärme-, Kälte- oder Wasserbehandlung. „Der Arzt stellt die Diagnose, der Physiotherapeut plant die Therapie.“
Der Neunkircher wurde bei der Berufswahl von seinem Onkel, der als niedergelassener Chirurg tätig war, animiert. „Er brachte mir die Medizin näher.“ Außerdem liebte er Sport und verfügte als junger Mann als Bundeswehr-Fallschirmjäger über die nötige Fitness. Daher lag es nahe, sich auf Sportphysiotherapie zu spezialisieren. Nach kurzer Zeit machte er sich in der Sportwelt einen Namen, betreute die Ruder-Weltmeister im Frauenachter und gehörte zum Physiotherapeuten-Team bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen.
Viele Physiotherapeuten arbeiten als Angestellte in Krankenhäusern oder Reha-Einrichtungen. Deubel hat den Weg der Selbstständigkeit gewählt. 1993 eröffnete in Neunkirchen seine eigene Praxis, eine zweite hat er zusammen mit dem Uni-Klinikum in Homburg eingerichtet. Um seinen Berufsstand ist Deubel nicht bange. „Die Arbeit am Menschen kann keine Maschine übernehmen.“ Kein Wunder, dass seine Söhne Robin und Marius ebenfalls Sporttherapeuten sind.
Als Quereinsteiger Erlebnisse schaffen
Sobald er anfängt über seinen Job zu reden, möchte er damit gar nicht mehr aufhören. So zumindest der Eindruck. Julian Blomann, Eventmanager. Der gebürtige Heidelberger ist Quereinsteiger, studierte Kulturwissenschaften an der Universität in Heidelberg. Dass er eines Tages als Eventmanager sein Geld verdienen würde, war also keineswegs geplant.
2002 gründete er mit einem Freund die Agentur Erlebnisraum in Karlsruhe, deren Hauptsitz heute in Saarbrücken ist. Und das, was Blomann dort mit seinen Kollegen anbietet, ist sehr vielseitig. „Es sind die verschiedensten Veranstaltungen, die die Gäste buchen können“, sagt Blomann. Krimi-Dinners etwa. Oder Casino-Abende und James-Bond-Partys.
Ja, die Erlebnisagentur ist gewissermaßen ein Sammelbecken an dem, was sie mit ihrem Namen bereits verspricht. An Erlebnissen. Und Blomann ist als Gründer der Chef des Ganzen. „Es ist ein Traumjob“, sagt er und meint damit auch die „Möglichkeit, die Menschen etwas vom Alltag ablenken zu können“.
Gerade der stete Kontakt mit Menschen sowie das kreative Arbeiten machten seinen Job „sehr spannend“. Die Arbeit biete eine große Abwechslung, das mache sie so besonders. „Wir, also ich und meine Mitarbeiter, sind nicht nur für die Buchung und Planung der Veranstaltung zuständig, sondern auch für deren Durchführung“, sagt Blomann.
Alles für den Gast – auch mal am Wochenende
Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Mareike Laupert hat damit keinerlei Probleme. Im Gegenteil. „Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, denn der Job ist sehr umfang- und abwechslungsreich“, sagt Laupert. Die 33-Jährige ist Hotelfachfrau im Landhotel Saarschleife in Mettlach, und das seit zwölf Jahren. „Ich arbeite in einem Betrieb, der es mir auch ermöglicht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen“, sagt die Mutter von zwei Kindern.
Besonders die Arbeit an der Rezeption mache ihr sehr viel Spaß, dort ganz besonders die Interaktion mit dem Gast. „Unsere Aufgabe ist es, den Gästen eine tolle Zeit zu bescheren“, sagt die gebürtige Saarburgerin, die nach ihrer Mittleren Reife und einem Auslandsaufenthalt in Australien mit der Ausbildung als Hotelfachfrau begann. Und schnell merkte, dass „das mein Traumjob ist“. Nicht gesucht, aber gefunden also.
Wichtig sei, „dass man Freude am Gast“ mitbringe. Ebenso sollte man „gut telefonieren können“, sagt Laupert. Anders formuliert: „Offenheit, Freundlichkeit und Kommunikationsstärke sind sehr wichtig.“ Außerdem „ist es unabdingbar, dass man gut Englisch sprechen kann“, stellt Laupert klar. Denn nicht alle Urlauber könnten Deutsch.
Und für all diejenigen, die aufgrund der Arbeitszeiten am Wochenende Skepsis haben, sei gesagt: „Man kriegt unter der Woche Ausgleichstage. Und an jedem Wochenende muss man auch nicht arbeiten“, sagt Laupert und lacht.
Aus Leidenschaft fit für die Motivation anderer
Er trainiere ja selbst gerne. Benedikt Klein. „Am liebsten mache ich klassisch Kraftsport“, sagt der 27-Jährige. Und somit ist es fast schon logisch, dass er dort arbeitet, wo er zuvor auch unter anderem seine Freizeit verbrachte. Im Fitnessstudio. Klein ist Fitnesstrainer im „Sparks Fitness Ressort“ in Saarlouis, absolvierte dafür zwischen 2014 und 2018 ein „sehr praktisch orientiertes“ Studium als Fitnesstrainer an der Saar-Universität. „Hier lernte ich das Handwerkszeug für den Beruf“, sagt Klein. Heute ist er Bereichsleiter für „kraftorientiertes Krafttraining und Personaltraining“, erstellt Trainings- und Ernährungspläne oder behandelt Kunden mit Schmerzen. Zumeist handele es sich um Rückenbeschwerden. In den vergangenen Jahren habe sich der Ruf des Fitnessstudios verändert, wie Klein sagt. Zum Positiven. Weg vom Image einer „reinen Mucki-Bude“.
„Gut so“, sagt Klein. Denn „der Fitnessbereich und die Arbeit dort sind sehr vielseitig“. Täglich warteten neue Herausforderungen auf ihn, gestellt von den Kunden, auf deren Bedürfnisse man jeweils einzeln eingehen müsse. Auch sei es ab und an wichtig, sie zu motivieren. „Damit sie den Arsch hochkriegen“, wie es Klein salopp ausdrückt. Das mache den Beruf anspruchsvoll und abwechslungsreich.
Wichtig sei vor diesem Hintergrund, dass man selbst etwas für sich tue. Um damit auch seiner Vorbildfunktion gerecht werden zu können. „Eine Affinität zum Sport ist wichtig“, sagt Klein – und hat dafür auch einen ziemlich passenden Vergleich parat: „Ein Veganer wird auch nicht unbedingt der beste Metzger sein.“
Jungunternehmer: David Schiels Geschäft ist der Kaffeegenuss
David Schiel liebt Kaffee. So sehr, dass er das anregend-würzige Getränk zu seinem Beruf gemacht hat. Eigentlich hat der 29-jährige Saarbrücker Sportwissenschaften studiert. Doch inzwischen ist er ein Barista, ein Barkeeper, spezialisiert auf Kaffee-Getränke. Doch mehr als das. Mit seiner Firma Man crafted Coffee hat er sich seit längerem selbstständig gemacht. Wer eine Feier veranstaltet, kann ihn und seine Kaffee-Megamaschine mieten.
Außerdem veranstaltet er Barista-Kurse und verrät die Geheimnisse des einstigen Exoten-Getränks. Darüber hinaus klärt er interessierte Kaffee-Freunde auf, die sich für zu Hause einen teuren Apparat gegönnt haben, aber mit der Qualität des ausströmenden Espresso überhaupt nicht zufrieden sind. „Kaffeegenuss ist Kommunikation“, sagt David Schiel.
Seit er selbstständig ist, feilt er ständig am Geschäftsmodell. Die für ihn perfekte Rösterei hat er seit längerem gefunden. Seit kurzem betreibt er einen Online-Shop.
Außerdem interessiert es ihn schon die Bohne, woher sein Kaffee kommt. Er legt Wert auf „Direct Trade“. Hierbei wird der Kaffee direkt beim Farmer in Kenia, Brasilien oder Kolumbien eingekauft. „Daraus erwachsen langfristige Partnerschaften zwischen der Rösterei und den Kaffee-Bauern. Das stellt eine gute Qualität und einen Preis für die Ernte sicher, der den Farmern ein faires Einkommen garantiert.“
Firmengründer: Er hat das Fahrrad noch einmal neu erfunden
Martin Pankalla hat einen Faible dafür, Dinge, die ausgereift zu sein scheinen, „noch einmal neu zu denken“. Objekt seiner Betrachtung war das Fahrrad. Seit anderthalb Jahrhunderten funktioniert es nach dem gleichen Antriebsschema: Zwei Pedale drehen sich – bewegt von menschlicher Muskelkraft – im Kreis, bringen die Energie mittels Kette aufs Hinterrad und sorgen so für eine mehr oder weniger schnelle Fahrt. Pankalla hat einen Antrieb entwickelt, bei dem sich die Füße nicht mehr im Kreis bewegen, sondern – wie beim Treppensteigen – auf und ab. Ein Bein tritt, das andere wird durch die Gegenbewegung angehoben. „Dadurch kann ich meine Kraft wesentlich effektiver einsetzen“, sagt der 40-jährige Maschinenbauingenieur aus Losheim am See. Auf das Hinterrad wird die Antriebskraft ohne Kette übertragen.
Pankalla will sich mit dieser Velo-Weiterentwicklung eine Existenz aufbauen. Im Mai hat er in Losheim bereits sein Unternehmen Panx gegründet, das für Bau und Vertrieb des neuen Antriebs zuständig sein soll. Er meint es ernst mit der beruflichen Selbstständigkeit. Seinen gut bezahlten Job bei einem süddeutschen Autozulieferer hat er gekündigt und ist wieder in seine saarländische Heimat zurückgekehrt.
Zurzeit arbeitet er an dem zweiten Prototypen. Für die Serienfertigung sucht er noch Partner. Auch wenn er seinen neuartigen Antrieb auf handelsüblichen Fahrrädern anbringen und mit möglichst vielen bereits verfügbaren Teilen arbeiten will, muss er das eine oder andere konstruieren und selbst herstellen. Außerdem läuft die Patentanmeldung noch. Doch wenn im Frühjahr die Fahrradsaison wieder startet, hofft er, mit seinem Trethebel-Antrieb dabei zu sein.
Betriebs-Übernehmer: Von Angestellten zu Firmen-Gesellschaftern
Rainer Wilmers (links) ist seit wenigen Monaten Unternehmer. Der Saarbrücker arbeitete zuvor in leitender Funktion bei namhaften Firmen – zuletzt beim Versicherungskonzern Cosmos. Im September hat er zusammen mit Andreas Burgardt die Kleinblittersdorfer Firma AC Süppmayer übernommen. Burgardt ist dort seit 15 Jahren IT-Leiter und mit den Abläufen des Unternehmens bestens vertraut. Die Übernahme war notwendig geworden, weil der Firmengründer Dieter Süppmayer gestorben war und ein Nachfolger gesucht wurde. Wilmers kannte Süppmayer, „weil ich seit über 20 Jahren beruflich mit allen Themen rund um Kundenservice beschäftigt bin. Wir tauschten uns regelmäßig aus“.
Die ehemaligen Angestellten „wollen das Geschäft auf jeden Fall weiter ausbauen“, sagt Burgardt. Das vor 25 Jahren gegründete Unternehmen beschäftigt 40 Mitarbeiter. AC Süppmayer bietet unter anderem ein Qualitäts-Monitoring als Dienstleistung an. Der Auftraggeber kann beispielsweise ein Online-Versender sein. Ein Testkäufer bestellt telefonisch Waren und notiert, wie kompetent der Kundenservice war, „ob er nicht zu lange warten musste oder der Verkäufer an alles gedacht hat“. Dahinter steckt, „dass es für Unternehmen immer wichtiger wird, sich über guten Service zu differenzieren“, sagt Wilmers.
Für die ehemaligen Angestellten sei der Einstieg in die Rolle der Unternehmer eine finanzielle Herausforderung gewesen, doch mit Hilfe der Bank 1 Saar als Kreditgeber und mit Unterstützung der landeseigenen Strukturbank SIKB „ging die Übernahme reibungslos über die Bühne“, sagt Burgardt.
Professor: Freiheit ist für den Professor das größte Privileg
„Es gibt nur drei Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts“, zitiert Professor Frank Mücklich aus einer Studie: „Informatik, Biotech und Materialien.“ Mücklich ist Professor für Materialwissenschaft und Werkstofftechnik und hat an der Universität in Saarbrücken das Forschungszentrum „Material Engineering Center Saarland“ aufgebaut. Er und sein Team entwickeln unter anderem neue Hochleistungsstähle, aber auch Oberflächen, auf denen zum Beispiel Bakterien nicht haften können. Deren Einsatzgebiete sind vielfältig: in der Automobil- und Gesundheitsbranche und sogar im Weltall. Im vergangenen Jahr haben die Saarbrücker Forscher Proben zur Internationalen Raumstation ISS geschickt.
Die Zukunft der Materialforschung sieht Mücklich in der ökologisch nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Der 61-Jährige erklärt das so: In 17 Smartphones der heutigen Generation steckt genauso viel Gold wie in einer Tonne Roherz einer typischen Goldmine. Zurzeit lohnt es sich nicht, das am Ende der Lebensdauer wieder zurückzugewinnen. Das Ziel ist deshalb, neue Werkstoffe von vornherein so zu entwickeln, dass sie ohne Verluste in den Kreislauf zurückgeführt werden können.
Das Schönste an seinem Job ist für Mücklich neben der Internationalität der Wissenschaft der Austausch mit jungen Menschen und die Möglichkeit, sie in ihrer Karriere zu begleiten. Wer in die Forschung will, müsse neugierig sein. Aber auch mutig sein und dürfe keine Angst davor haben, dass bei einem Experiment was anderes rauskommt als gedacht. Ob jemand nach dem Studium promovieren sollte, hänge von der Persönlichkeit ab. Hinterher könne man ganz andere Positionen besetzen und sei viel selbstverantwortlicher. Auch in der freien Wirtschaft. Dort seien die Verdienstmöglichkeiten größer. Für ihn persönlich dennoch keine Option. Denn als Professor habe er Freiheit, und diese „Freiheit ist das größte Privileg“.
Laborantin: „Ohne Forschung stirbt die Menschheit aus“
Infektionen durch Bakterien können meist gut mit Antibiotika behandelt werden. Einige Bakterien werden mit der Zeit jedoch unempfindlich gegenüber den bekannten Medikamenten. An der Entwicklung neuer Antibiotika für solche resistenten Keime ist die Laborantin Selina Wolter in der Gruppe von Professorin Anna K.H. Hirsch am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland in Saarbrücken beteiligt.
Die 25-Jährige hat zunächst eine Ausbildung zur Biologielaborantin an der Universitätsklinik in Homburg gemacht. Sie selbst hat zwar seit 2015 das Abitur, theoretisch reicht aber ein Realschulabschluss, sagt Wolter. In der Klinik war ihre Hauptaufgabe, im Blut und Urin von Patienten etwa Alkohol, Drogen, Medikamente oder Gifte nachzuweisen. Das sei zwar auch spannend gewesen. Doch die gebürtige Reinheimerin hat es in die Forschung gezogen. „Ohne Forschung gibt es keine neuen Medikamente, ohne Forschung stirbt unsere Menschheit aus“, sagt sie. „Es braucht immer Leute, die am Ball bleiben.“ Deshalb ist der Biologielaborant für sie auch definitiv ein Beruf mit Zukunft. Zum einen gebe es viele Einsatzbereiche etwa bei Kosmetikherstellern oder in der Lebensmittelchemie. Zum anderen gebe es viele Weiterbildungsmöglichkeiten etwa zum Bio- oder Labortechniker oder ein Studium.
Wer wie Wolter im Labor arbeiten möchte muss einiges mitbringen. Präzises und sorgfältiges Arbeiten sind ein Muss. Schließlich kommt es in ihrem Einsatzbereich auf jeden Nanometer und Mikroliter an. Man muss stets am Zahn der Zeit bleiben: „Es gibt ständig neue Methoden und neue Geräte“, und schließlich braucht man Geduld: „Wenn ein Test noch in der Mache ist, kann ich nicht nach acht Stunden Feierabend machen.“ Aber für Wolter kein Problem: „Ich mache meinen Job mit Herzblut.“
Doktorand: „Vielleicht der tollste Beruf, den man haben kann“
Kevin Baum liebt seinen Job. „Es ist vielleicht der tollste Beruf, den man haben kann.“ Als Doktorand an der Universität des Saarlandes beschäftigt er sich vor allem mit Fragen der normativen Ethik, also: „Was ist richtig und wieso?“ Der 34-Jährige hat sowohl einen Masterabschluss in Informatik als auch in Philosophie. Mit der Doppelqualifikation forscht er im Bereich der Maschinenethik. Dabei denkt er nicht nur an das, wie er sagt, „verstaubte Beispiel“ eines autonomen Fahrzeugs, das bei einem Unfall die Wahl hat, zwei Rentner oder ein Kind zu überfahren. Er gibt praxisnähere Beispiele, etwa Pflegeroboter, wie sie in Japan schon im Einsatz sind. „Er soll eine ältere Person daran erinnern, ihre Medikamente zu nehmen und genügend Wasser zu trinken. Was aber, wenn sie das nicht will? Was soll der Roboter dann tun?“
Kevin Baum ist ein Wandler zwischen zwei Welten. Und in Zukunft sieht er die Forschung sich dahin entwickeln. Sie werde viel arbeitsteiliger, zugleich aber auch weiter fachübergreifend, und es brauche mehr Spezialisten. Forschen ist, wie er es sich vorgestellt hat: „Man kommt zur Uni, man liest was oder man schreibt was und man trinkt viel Kaffee und Mate – und diskutiert dabei mit Kollegen.“
Aber es gibt auch einen großen Teil, den er nicht auf dem Schirm hatte: „Management. Man muss Forschungsanträge stellen, Leute einstellen.“ Forschen sei sehr frei. Das biete sowohl Möglichkeiten zur Unterforderung als auch zur Überforderung. Wer also eine Karriere in der Forschung anstrebt, sollte vor allem auch ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Selbstmanagement mitbringen. Außerdem müsse man – zumindest an Hochschulen – eine gewisse Toleranz für Unsicherheit mitbringen. Denn Stellen seien grundsätzlich befristet und rar gesät. Und noch ein Haken: „Obwohl man nicht schlecht verdient: In der Wirtschaft könnte ich deutlich mehr verdienen.“
Ingenieurin im Kläranlagenbau: „Es ist einfach toll, so ein Projekt zu planen“
Dass sie ihr Weg eines Tages in die Umweltwirtschaft führen würde, war für Beate Junk, Bauingenieurin beim Entsorgungsverband Saar (EVS), noch nicht klar, als sie ihr Studium Mitte der 80er Jahre in Saarbrücken abschloss. „Damals habe ich mich eigentlich eher für Tragwerksplanung und Brückenbau begeistern können“, erinnert sich die 58-Jährige. Zunächst arbeitete sie im rheinland-pfälzischen Straßenbau, wechselte 1988 zum EVS. Wie bei vielen ihrer Landsleute sei dafür vor allem ein Faktor ausschlaggebend gewesen: „Ich wollte einfach zurück ins Saarland.“
Seitdem kümmert sich die Ingenieurin um verschiedenste Bauprojekte in der hiesigen Abwasserwirtschaft. „Als ich angefangen habe, waren wir noch dabei, ein flächendeckendes Abwasserreinigungsnetz zu schaffen und dafür zu sorgen, dass jede Gemeinde im Saarland an eine Kläranlage angeschlossen ist.“
Heute koordiniert und überwacht Junk als eigenverantwortliche Projektleiterin Bau- und Sanierungsmaßnahmen an Kanälen und Kläranlagen. Die Anforderungen an Planer und Betreiber würden dabei stetig wachsen. „Wir entwickeln immer neue Verfahren, um Schadstoffe aus dem Wasser zu filtern“, erklärt Junk. Aktuell werde etwa an Methoden gearbeitet, mit denen das Abwasser von Mikroplastik, Amphetaminen und Arzneimittelrückständen befreit werden könne.
Auch wenn der Weg nicht vorgezeichnet war: Ihren Beruf würde Junk jederzeit weiterempfehlen. „Es ist ein sehr interessantes Aufgabengebiet, das ständig Abwechslung bietet“, sagt sie. „Und es ist einfach toll, so ein Projekt zu planen und dann vor Ort dabei zu sein, wenn es entsteht.“
Landwirt: Der Arbeitsalltag der Bauern hat sich massiv gewandelt
Für kaum einen anderen Berufsstand ist das Thema Umwelt so präsent wie für die Bauern. „Das ist unser tägliches Geschäft“, sagt Landwirt Karsten Schmeer aus Bischmisheim. Auch die Folgen des Klimawandels erlebe er hautnah. „Das nimmt zu, keine Frage“, sagt der gelernte Diplom-Agraringenieur, der seit 40 Jahren auf dem familiengeführten Hof in den Birken Ackerbau und Viehzucht betreibt. „Eine solche Trockenheit wie in den vergangenen drei Jahren habe ich noch nie erlebt.“
Aufgrund dieser Dürreperioden wächst kaum noch Gras auf den Grünflächen, wo Schmeer im Sommer seine Rinder und Pferde weiden lässt. Daher fehlt es auch an Heu, das er normalerweise im Winter verfüttert. Auf seinen Ackerflächen müsse er daher vermehrt Mais anbauen, um seine Tiere zu versorgen. „Doch auch der leidet unter der Trockenheit“, sagt Schmeer.
Neben dem mangelnden Regen machen dem 61-Jährigen aber auch die wachsenden Umweltauflagen der Europäischen Union zu schaffen. „Wenn ich morgens Mist aufs Feld bringen will, muss ich erstmal den Düngeplan für das kommende Jahr erstellen“, klagt Schmeer. „Die Bürokratie ufert völlig aus.“
Auch sonst habe das Arbeitspensum zugenommen. So nutze er etwa den universellen Unkrautvernichter Glyphosat wegen der möglichen Krebsrisiken seit Jahren nicht mehr, sagt Schmeer. Stattdessen bekämpfe er das Unkraut mechanisch oder mit selektiveren Herbiziden. „Das bedeutet aber auch, dass wir häufiger aufs Feld müssen und damit auch mehr Diesel verbrauchen.“
Trotz aller Widrigkeiten liebt Schmeer seinen Beruf. Und auch wenn er bald in den Ruhestand geht, ganz aufgeben will er die Landwirtschaft nicht: „Ich werde sicher noch ab und an auf den Acker fahren.“
Schornsteinfegerin: „Es gibt heute nicht mehr nur Öl, Gas und Holz“
Als Ina Apfelbaum ihre Ausbildung zur Schornsteinfegerin vor knapp 20 Jahren abgeschlossen hatte, war der Beruf noch ein gänzlich anderer. Im Gegensatz zu heute habe das Thema Umweltschutz damals generell noch keine so große Rolle gespielt. Seitdem habe sich die Situation verändert. „Wir haben jetzt Energie-Einsparverordnungen, durch die CO2 und andere Emissionen begrenzt werden sollen“, sagt die Schornsteinfegerin, die ihr Büro im Saarbrücker Stadtteil Malstatt hat.
Damit einhergehend habe sich auch bei der Heizungstechnik viel getan. „Es gibt heute nicht mehr nur Öl, Gas und Holz. Wir haben inzwischen mit Pellet-Öfen, Erdwärme und Blockheizkraftwerken zu tun“, erzählt die 36-Jährige. Auch das Thema Energieberatung gewinne stetig an Bedeutung. „In diese Richtung wird sich das wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren entwickeln.“ Noch gibt es laut Apfelbaum zwar viele klassische fossile Brennöfen im Bestand, „bei den Neubauten zeigt sich aber bereits, wohin die Reise gehen wird“.
Daher sollten angehende Schornsteinfeger heutzutage nicht nur Interesse an Technik und Naturwissenschaften mitbringen, sie müssten auch bereit sein, sich ständig weiterzubilden, sagt Apfelbaum. Nicht umsonst seien Weiterbildungstage für Schornsteinfeger tariflich festgelegt.
Trotz aller Neuerungen: „Einige traditionelle Bereiche werden wohl nie wegfallen“, sagt Apfelbaum. So werde es beispielsweise immer Menschen geben, die sich „für ein wohliges Kaminfeuer“ erwärmen könnten – auch Kamine zu kehren, werde wohl immer Teil des Berufs bleiben. „Nur wird sich unser Aufgabenfeld eben etwas weiter auffächern, als das früher der Fall war.“
Schreiner: „Ohne Tradition gibt es keine Zukunft“
„Ohne Tradition gibt es keine Zukunft“, sagt Manfred Johann, der Seniorchef der Schreinerei Johann in Theley. 74 Jahre ist er alt. Seinen Meisterbrief hält er seit über 50 Jahren. Manfred Johann liebt und lebt seinen Beruf. Wenn er unterwegs ist und eine Schreinerei sieht, muss er anhalten, die Kollegen besuchen, sich austauschen und Ideen mitbringen. In seiner Jugend wurde hauptsächlich mit Vollholz gearbeitet. Ein Schrank war ein Werk für eine Woche. Heute sind die Materialien vielfältiger geworden: Kunststoff, Glas und Beleuchtung. Und ein Schrank? Wird heute in wenigen Stunden fertig. Dank Entwurf am Computer, automatisiertem Lager und programmierbaren Sägen. Damit werkelt der Senior zwar selbst nicht mehr. Er fährt aber auf Messen, informiert sich. Die Firma soll am Puls der Zeit bleiben. „Wer überleben will, muss das“, sagt er. Seine Auszubildenden haben später eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten. Meister, Techniker oder ein Studium im Anschluss, Architektur etwa. Solche Laufbahnen hat Johann unter seinen insgesamt rund 100 Lehrlingen schon gesehen. Wer Schreiner werden will, sollte vor allem Persönlichkeit mitbringen, sagt Johann. Denn er muss auch mit den Kunden zurechtkommen. Theoretisch ist ein Hauptschulabschluss ausreichend, um eine Lehre zu beginnen. Aber die Arbeit mit den computergesteuerten Maschinen ist anspruchsvoller geworden. Somit wird auch Nachwuchs mit Hochschulabschluss gesucht. Und Johann ist sich sicher: „In 20 Jahren wird der Handwerker mehr verdienen und besser anerkannt sein als Akademiker.“ Denn Berufe, für die es eine algorithmische Lösung gebe, werden wegfallen, sagt er. Vielleicht sei in 20 Jahren nicht mehr der klassische Schreiner im Einsatz. Aber für die kreative Beratung und in der Endmontage bei den Kunden zu Hause könne keine Maschine den Menschen ersetzen.
Anlagenmechanikerin: „Toiletten braucht man immer, Heizung braucht man immer“
„Gas, Wasser, Scheiße“, seit dem Brösel-Comic „Werner“ eine bekannte Redewendung und ein Vorurteil, mit der die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik leben müssen. „Es gibt viele Vorurteile“, sagt die 20-jährige Auszubildende Nicole Salm. „Viele denken, wir machen nur die Drecksarbeit und eklige Sachen.“ Natürlich sei es kein Aushängeschild für einen Traumberuf, wenn man einen Abfluss entfernen muss. Aber der Beruf, den sie gerade im zweiten Jahr im Betrieb ihres Vaters in Großrosseln erlernt, habe auch seine schönen Seiten. „Wenn man sieht, wie die Leute sich freuen, wenn ihnen ihr neues Bad gefällt. Das ist das Schönste“, sagt Salm. Wenn sie gegen 7.15 Uhr ihren Werkzeugkoffer packt und zur Baustelle aufbricht, stehen oft barrierefreie Bäder auf dem Tagesplan. Zumindest bei den älteren Kunden.
„Auf dem Bau“ ist sie die einzige Frau, und auch in ihrer Berufsschulklasse in Dillingen gibt es keine weibliche Verstärkung. „Klar ist der Job auch mal körperlich anstrengend. Aber wenn ich das schaffe, schaffen andere das auch“, wirbt sie. „Man muss nur motiviert sein. Dann geht alles.“ Aber wegen der schweren Kessel und Rohre, die in den Bereichen Klima und Heizung zum Einsatz kommen, will sie sich nach der Ausbildung auf den Sanitär-Bereich spezialisieren. Ob sie dann noch den Meister, Techniker oder gar ein Studium dranhängt, lässt sie noch offen. Der Job hat sich weiterentwickelt in den letzten Jahren. Deshalb müsse man neben einem Hang zum Rechnen und logischem Denken auch eine Portion Technikaffinität mitbringen. Aber nicht nur deshalb steht für Salm fest, dass ihr Beruf Zukunft hat. „Toiletten braucht man immer, Heizung braucht man immer. Ich denke nicht, dass die Anlagenmechaniker aussterben.“
Elektroniker für Gebäudetechnik: Der Tausendsassa unter den Handwerkern
Sebastian Porn steht kurz vor seinem zweiten Jahr als Geselle. Der 26-jährige Saarlouiser hat Elektroniker für Gebäudetechnik gelernt. Die Einsatzbereiche für seine Profession sind quasi grenzenlos: Klassische Gebäudeinstallationen, Einbruchmeldeanlagen, sogenannte Smart-Homes und EDV-Netzwerke sind nur einige Beispiele. Deshalb gibt es immer mehr Spezialisten. Porn hat sich nach der Grundausbildung, die für alle gleich ist, für den Bereich Brandmeldeanlagen entschieden.
Um 6.45 Uhr in der Frühe bespricht er sich mit seinen Kollegen der Firma Bartruff in Saarbrücken, dann bricht er auf zu den Kunden – aktuell zu einer Neuansiedlung im Industriegebiet Lisdorfer Berg. Dort installiert Porn Rauchmelder und programmiert sie am Computer, denn nicht alle haben dieselbe Funktion. Einige erkennen Rauch, andere messen die Temperatur, und sie müssen untereinander kommunizieren können, um im Ernstfall im gesamten Gebäude Alarm auszulösen. Während Porn damit beschäftigt ist, kümmern sich seine Kollegen um Maschinenanschlüsse, sie setzen Steckdosen und Lichtschalter. Die schweißtreibenden Schlitzarbeiten für Kabel? Die erledigt inzwischen meist die Maschine. Dabei dürfe man aber eins nicht vergessen: „Man arbeitet mit Strom“, sagt Porn. „Wenn man nicht mit klarem Kopf bei der Sache ist, kann das tödlich enden.“
In Zukunft spiele Elektronik eine immer wichtigere Rolle in immer mehr Bereichen zum Beispiel in der Autoindustrie, auch Ladestationen für E-Autos sind ein Thema. Porn sagt: „Stellen Sie sich vor, der Strom würde ausfallen, dann geht gar nichts mehr.“ Und wen rufen seine Freunde an, wenn Waschmaschine oder Fernseher nicht funktionieren? Natürlich Sebastian Porn.
Busfahrerin: Mit Freundlichkeit und technischem Verstand
Bei Patricia Aidoo hat es lange gedauert, bis sie ihren Traumberuf gefunden hatte. Die 56-Jährige ist erst seit einem Jahr als Busfahrerin bei der Saarbahn beschäftigt. „Dass ich nicht eher diese Wahl getroffen habe, wundert mich heute. Sowohl mein Großvater als auch einige Onkel von mir waren Berufskraftfahrer, einer hatte sogar den Busführerschein“, erinnert sie sich.
Ursprünglich zur Konstruktionsmechanikerin ausgebildet, hat Aidoo einige berufliche Stationen hinter sich. Zuletzt war sie in der Paket-Auslieferung der Post-Tochter DHL tätig. Weil sie aus gesundheitlichen Gründen dort aufhören musste, empfahl ihr die Saar-Arbeitsagentur eine Umschulung zur Busfahrerin. Hier ist sie in ihrem Element. „Der Beruf ist sehr abwechslungsreich. Die meisten Fahrgäste sind supernett“, erzählt sie. Selbstredend „sind auch welche dabei, die sich nicht benehmen können oder versuchen, schwarzzufahren“. Doch die schönen Erlebnisse muntern sie auf. Nachdem sie einem behinderten Kind beim Ein- und Aussteigen geholfen hatte, „drückte mir die Kleine einen Schmatzer auf die Wange. Das hat richtig gut getan und das Unangenehme vergessen lassen“.
Eine gewisse Gelassenheit verbunden mit einem freundlichen Wesen „sind in dem Beruf unerlässlich“, meint Aidoo. Nicht nur wegen der Fahrgäste, sondern auch wegen des hohen Verkehrsaufkommens in der Landeshauptstadt. Außerdem „sollte man technisches Verständnis mitbringen, früh mitbekommen, wenn mit dem Bus etwas nicht in Ordnung ist“. Richtig ärgern kann sie sich nur, „wenn die Bushaltestellen mit Autos zugeparkt sind“, was ihrer Beobachtung nach zu selten geahndet wird. Vor allem für Ältere und Behinderte könne das Aussteigen in der zweiten Reihe „richtig gefährlich sein“. Sie wünscht sich für die Zukunft, „dass mehr Autofahrer den Bus nutzen“. Ihr Beruf selbst „ist sicher“, glaubt sie. „Selbstfahrende Busse werde ich nicht mehr erleben.“
Speditionskaufmann: In der Logistik ist Organisationstalent gefragt
Lukas Brülls hatte nach dem Abitur ein mögliches Studium erstmal beiseitegelegt. „Ich wollte eine Lehre machen. Das hat Hand und Fuß“, sagt der 20-Jährige. „Und natürlich auch Geld verdienen.“ Jetzt ist er im dritten Ausbildungsjahr und erlernt in der Niederlassung Saarland des Logistik-Konzerns Dachser den Beruf des Kaufmanns für Speditions- und Logistikdienstleistungen. Zuvor hatte er im Rahmen von Praktika in andere Branchen hineingeschnuppert – zum Beispiel bei einer Bank. „Ich merkte schnell, dass das nichts für mich ist.“ Ein Freund seines Stiefvaters, der selbst eine Spedition besitzt, ermunterte ihn zu dem jetzt gewählten Berufsweg.
Inzwischen weiß Lukas Brülls, dass er die richtige Wahl getroffen hat. „Organisieren und planen, das liegt mir“, sagt er. Dass die Informationstechnologie (IT) in Zukunft auch seinen Beruf prägen wird, ist ihm bewusst. „Der Computer wird einiges an Arbeit übernehmen.“ Doch er ist davon überzeugt, dass die IT „den Arbeitsprozess eher unterstützt. Er wird die Arbeit erleichtern“. In der Disposition des Warenverkehrs „wird man immer Menschen brauchen“. Zu komplex seien die Abläufe. Neben der Zeitplanung müsse der Disponent beispielsweise darüber entscheiden, welche Art von Transport – ob per Lkw, Bahn oder Flugzeug – die beste ist. Auch die Gefahrgut- oder Zollvorschriften müssten beachtet werden. Außerdem teilt er die Fahrer und ihre Touren ein. Täglich könne etwas Unerwartetes passieren, was in den Algorithmen der Software nicht berücksichtigt sei.
Die Kunden „erwarten eine umfassende Beratung, wie ihre Ware schnell und kostengünstig zum Zielort gebracht werden kann. Mit den Details wollen sie sich nicht befassen“, sagt Brülls. Sollte etwas schiefgehen, muss der Speditionskaufmann das Malheur aus der Welt schaffen. „Das kann auch kein Computer.“
Lokomotivführerin: Sie lässt Güter über Schienen rollen
Sabrina Linnenbach hat den Beruf, der bei Jungs als Traumjob gilt. Sie ist Lokomotivführerin. Ende der 90er Jahre absolvierte die 40-Jährige ihre Ausbildung bei der Deutschen Bahn. Von Anfang an war sie im Güterverkehr eingesetzt, zu Beginn im Rangierbereich. Mit 21 Jahren ging es dann auf große Fahrt.
Seit kurzem arbeitet Linnenbach als Disponentin bei der Firma RST Rangier Service & Transport auf dem Gleisbauhof in Homburg. Zuvor war sie bei RST als Lokführerin tätig. Das Unternehmen wickelt in erster Linie den Güterverkehr für Unternehmen in der Region ab, unter anderem für den Autozulieferer Thyssen-Krupp Gerlach in Homburg, das Drahtwerk St. Ingbert oder das Sägewerk Ramstein der bayerischen Holzgruppe Rettenmeier. Das Fahren eines Güterzugs im Firmenauftrag ist allerdings mit körperlich schwerer Arbeit verbunden. So muss der Lokführer selbst die Wagen kuppeln und entkuppeln oder von Hand die Weichen stellen. „Eine solche Kupplung wiegt schon ihre 30 Kilo“, sagt sie. Auch die Hemmschuhe, mit denen die Wagen am Wegrollen gehindert werden, „sind nicht leicht“. Außerdem „muss man bei Wind und Wetter raus“.
An ihrem neuen Arbeitsplatz als Disponentin sitzt sie im Warmen. Die Züge, die sie vorher gefahren hat, teilt Sabrina Linnenbach jetzt ein. „Für mich ist das eine neue Herausforderung.“ Um ihren Arbeitsplatz ist ihr nicht bange. „Disposition ist eine komplexe Angelegenheit. Ein Computer kann nur unterstützen, nicht steuern.“
Für die Zukunft wünscht sie sich, „dass mehr Güterverkehr über die Schiene abgewickelt wird. Das entlastet die Straßen und ist wesentlich umweltfreundlicher als der Lkw.“ Ihren Beruf würde sie auch Frauen weiterempfehlen. „Doch es ist eine Männerwelt.“
Beruf Maschinenbauingenieur: Ein Problem-Löser
mit Durchhaltevermögen
Florian Alles kann begeisternd erzählen, so dass jeder dem 25-Jährigen sofort abnimmt, dass er in seinem Traumberuf arbeitet. „Einen Industrie-Roboter und sein Arbeitsumfeld am Computer entwickeln und später tut er genau das, was man von ihm will, – das macht mich schon stolz“, sagt der Ingenieur. Er ist bei der Lebacher Firma SVQ Maschinenbau als Entwicklungs- und Vertriebsingenieur tätig. Sein Bachelor-Studium in Maschinenbau hat Alles an der Akademie der Saar-Wirtschaft (ASW) absolviert. Neben seiner Arbeit bei SVQ studiert er derzeit noch an der Universität des Saarlandes, um einen Master in Mechatronik zu machen.
SVQ baut Fertigungslinien – unter anderem für Autofabriken, Gabelstapler-Produzenten oder Industrietore-Hersteller. Das Vorgehen erläutert Alles am Beispiel einer Schweißstraße mit mehreren Robotern. Anhand der Vorgaben des Kunden „legen wir unter anderem fest, wie ausladend der Schwenkarm der Maschine sein muss, um die gewünschten Teile greifen, bearbeiten und weitergeben zu können. Außerdem muss er stabil genug sein, um die Lasten im Dauereinsatz schultern zu können.“ Bevor es an die Montage der Fertigungsstraße geht, „erstellen wir ein möglichst wirklichkeitsgetreues, computergeneriertes Versuchsmodell“, sagt Alles. Dies erspare die teure Produktprüfung.
Die Freude am Ingenieurberuf wurde dem jungen Mann aus Spiesen-Elversberg von Kindesbeinen an vorgelebt. Sein Vater und weitere Familienmitglieder sind ebenfalls Ingenieure. Dennoch war es seine Entscheidung „Ich habe Spaß an Technik und Mathematik. Das sind wichtige Voraussetzungen“. Er sieht sich „als Problemlöser“. Dazu gehöre auch Durchhalte-Vermögen, „wenn es beim ersten Mal nicht direkt klappt“.
Beruf Wirtschaftsingenieur: „Der Mensch bleibt
das Maß der Dinge“
Dirk Burkhard hat es mit der Zukunft. Er erforscht an seinem Arbeitsplatz, wie Menschen, die in Industriebetrieben tätig sind, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten arbeiten werden – und was auf sie zukommt. Burkhard kann die Ängstlichen beruhigen. „Die Arbeitswelt der Zukunft wird auf den Menschen zugeschnitten – er bleibt das Maß aller Dinge.“
Der 31-jährige St. Ingberter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Saarbrücker Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik – kurz Zema. Sein beruflicher Werdegang begann zunächst mit einer Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation beim Blieskasteler Elektrotechnik-Konzern Hager. Dem folgte ein Wirtschaftsingenieur-Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Parallel zu seiner Arbeit beim Zema schreibt er an seiner Doktorarbeit.
Derzeit arbeitet er an einem Projekt, das einem saarländischen Hersteller von Sondermaschinen helfen soll, seine Produktion effizienter zu machen. „Bei dieser Firma gibt es keine Serienfertigung. Jede Maschine unterscheidet sich von der anderen“, erzählt er. Seine Aufgabe ist die Digitalisierung der innerbetrieblichen Wertschöpfungskette. In diesem Fall hebt er die Konstruktionspläne auf eine einheitliche digitale Plattform. Ausgedruckte Pläne, auf denen Änderungen von Hand vorgenommen wurden, die andere wiederum in den Computer eingeben, sollen der Vergangenheit angehören. Ein QR-Code in Kombination mit der Zeichnungsnummer soll zur zentralen Steuerungseinheit werden. Außerdem baut er für die Firma ein Expertensystem auf, in dem das komplette technische Wissen, das im Unternehmen vorhanden ist, hinterlegt wird.
Beruf Fertigungsleiter: Auch in kritischen Situationen muss er die Ruhe bewahren.
Torben Etgen hat als junger Mann schon eine große Verantwortung. Der 30-Jährige ist Fertigungsleiter in einem von zwei saarländischen Werken der Merziger Firma MHA Zentgraf. Er ist Chef über 33 Mitarbeiter und dafür zuständig, dass die Produktion von Kugelhähnen und Ventilen reibungslos abläuft. Beide Produkte sind unverzichtbar, wenn Flüssigkeiten mit hohem Druck durch Leitungen gepresst werden. Etgen muss mit seiner Mannschaft unter anderem dafür sorgen, „dass die Kundentermine eingehalten werden, immer genügend Vorprodukte auf Lager sind, und festlegen, in welcher Reihenfolge die Aufträge abgearbeitet werden“. Das ist ein komplexer Vorgang, „denn viele Bestellungen bestehen nur aus wenigen Kugelhähnen oder Ventilen“.
Studiert hat Etgen Maschinenbau mit einem Bachelor-Abschluss an der Akademie der Saar-Wirtschaft (ASW, Neunkirchen). Seinen Master hat der Völklinger am Rhein-Ahr-Campus in Koblenz berufsbegleitend absolviert. Gestartet ist er bei MHA Zentgraf 2012 als Trainee.
Für Etgen ist Flexibilität neben der nötigen Fachkompetenz die wichtigste Eigenschaft, die er für seinen Job mitbringen muss. „Ich muss die Ruhe bewahren, auch wenn die Situation kritisch ist. Das strahlt dann auch auf die Mitarbeiter aus.“ Seine berufliche Zukunft sieht er ebenfalls mit der nötigen Gelassenheit. „Die Digitalisierung wird vieles verändern. Aber sie hilft auch, weil dann alle im Werk den gleichen Informationsstand haben. Die Fertigung wird stressfreier“, ist er überzeugt.
Florian Alles in der SVQ GmbH in Lebach
Erzieherin: In der Kita ist kein Tag wie der andere
Patricia Bennoit hat nicht nur einen Beruf, sondern mehrere. „Ich bin Spielanimateur, Musiker, Sprachtherapeut, Gärtner, Koch, Erziehungsberater, Anwalt der Kinder, Bürokraft, Lehrer“, zählt die 42-Jährige auf und hat damit wohl noch nicht alle Tätigkeiten genannt, die in ihrem Beruf als Erzieherin vereint sind. Sie arbeitet in der Katholischen Kita Warndtwichtel in Dorf im Warndt.
Angesichts dieser Vielfalt „ist kein Tag wie der andere“, und das schätzt die Püttlingerin an ihrer Arbeit besonders. Sie hat den klassischen Ausbildungsweg durchlaufen: nach der mittleren Reife ein Jahr Vorpraktikum, zwei Jahre schulische Ausbildung und ein Anerkennungsjahr, in dem Schule und Praxis verknüpft sind. Mehrere Fortbildungen hat sie angehängt, etwa zur Fachkraft für Krippenpädagogik. Die Anforderungen sind gewachsen. Viele Erzieherinnen und Erzieher haben inzwischen Abitur, manche haben studiert, zum Beispiel Pädagogik der frühen Kindheit.
Bennoit findet es gut, dass „der Beruf – gerade in der Corona-Zeit – mehr Ansehen bekommen hat“. Sie glaubt auch, „dass er immer wichtiger wird“. Der Hintergrund: Meistens arbeiten beide Eltern. Kinder kommen früher in die Kita, nicht erst mit zwei Jahren, sondern oft mit zwei Monaten, und sie bleiben länger am Tag. Bennoit rechnet damit, dass künftig mehr Kitas rund um die Uhr geöffnet haben. Kitas werden damit für Kinder wie Eltern immer wichtiger. Die Ansprüche der Mütter und Väter würden von Jahr zu Jahr höher, Bildung spiele eine immer größere Rolle, sagt Bennoit. Sie wehrt sich aber dagegen, Bildungspläne mit den Kindern abzuarbeiten. „Wir sehen uns als Entwicklungsbegleitung. Wir holen das Kind dort ab, wo es steht, und fördern seine Stärken.“
Berufsschullehrerin: Die Schüler sollen persönlich weiterkommen
Unterrichten ist nur ein Teil der Arbeit. Viel Zeit braucht die Vorbereitung. Entscheidend dabei: „Man muss etwas finden, was für die Schüler spannend ist“, sagt Ariane Ehl, Lehrerin am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum Saarlouis (KBBZ). Und das „muss etwas aus der Lebenswelt sein“. So habe sie zum Beispiel ein Bäckerauto organisiert, um beim Kauf von Fleischkäs-Weck und Croissants das Thema Angebot und Nachfrage mit den Schülern zu erarbeiten. Mit Theorie allein erreiche man niemanden.
Das hat sie selbst erlebt. Nach dem Abi hatte sie keine Lust auf Uni und theorielastiges Lernen. Geld verdienen, selbstständig sein war wichtiger. Sie machte ein duales Studium zur Diplomverwaltungswirtin. Nach einigen Jahren im Beruf ist sie doch noch an die Uni und hat Wirtschaftspädagogik sowie im Zweitfach katholische Religion studiert. Nach dem Referendariat, der praktischen Lehrerausbildung, in Speyer hat sie im vergangenen Jahr am KBBZ in Saarlouis begonnen.
„Jeden Schüler da abholen, wo er steht, mit den Kenntnissen, die er mitbringt, und ihn dann weiterbringen.“ So versteht Ariane Ehl ihre Aufgabe als Lehrerin. Besonders Spaß macht ihr, wenn es gelingt, in einer schwierigen Klasse Erfolge zu erzielen, wenn Schüler, die als Problemfälle gelten, weiterkommen.
Die 36-Jährige geht davon aus, dass Digitalisierung in der Schule künftig eine immer größere Rolle spielt. Doch auch wenn das Lernmaterial digital bereitsteht, „vielleicht mit ganz tollen Apps“, könne die Software „nie die Rolle des Lehrers übernehmen“, ist Ehl überzeugt. Aus ihrer Sicht bleibt es „superwichtig, dass Schüler einen Ansprechpartner haben, der nicht nur fachlich weiterhilft, sondern auch als Persönlichkeit da ist“.
Ausbilder: „Wir befähigen die Azubis zum Lernen“
„Man muss nicht nur der Fachmann sein, sondern wird auch im privaten Bereich gefordert – als Problemlöser oder als jemand, der zuhört.“ Diese Erfahrung hat Simon Kiefer als Ausbilder beim Automatisierungstechnik-Konzern Festo in St. Ingbert-Rohrbach gemacht. Das Mitmenschliche zählt, nicht nur die Fachkompetenz. Die bringt der 35-Jährige aus Blieskastel natürlich auch mit. 2001 die Ausbildung zum Mechatroniker, später Meister in Elektrotechnik, und seit 2014 bildet er Mechatroniker und Elektroniker für Automatisierungstechnik aus. Wer dort ankommen will, müsse „die Bereitschaft haben, mehr zu machen“ als das üblicherweise Verlangte, und man müsse „Lust haben, mit jungen Azubis etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Kiefer.
Auch als Ausbilder muss er immer weiterlernen. Ein Beispiel: Als er seine Ausbildung machte, gab es Industrie 4.0 noch gar nicht. Die Kenntnisse musste sich der Meister später selbst aneignen, und dann wirkte er gleich daran mit, eine Modul Industrie 4.0 für eine Zusatzqualifikation in der Ausbildung zu entwickeln.
Der Fachmann ist, soviel er sich auch weiterbildet, nicht der, der alles weiß und kann. „Wir befähigen die Azubis zum Lernen. Wir geben ihnen das Handwerkszeug mit.“ Dann geht es ganz schnell, dass „die Azubis viele Sachen besser können als wir“, also die Ausbilder, etwa wenn sie sich über Wochen in ein Projekt hineinknien, sagt Kiefer. Ein Lehrling habe zum Beispiel eine Roboter-Spinne gebaut.
Für ihn liegt ein besonderer Reiz seines Berufs in der Freiheit, mit den Lehrlingen etwas auszuprobieren, was jenseits der Routinen in der Produktion liegt.
Bauleiter: „Vor Überraschungen ist man beim Bauen nie gefeit“
Steffen Samson muss stets den Überblick behalten. Der 47-Jährige ist Bauleiter bei der Kirkeler Baufirma Bernardi. Wenn der sogenannte Werkplan fertig ist, geht für ihn die Arbeit erst los. Er legt die Termine für die Gewerke fest, schreibt die Arbeiten aus, klärt Fragen des Brandschutzes oder der Statik. Als erstes sind die Erdarbeiten dran, danach wird der Rohbau hochgezogen. Es folgen die Innenarbeiten und die technische Ausrüstung des Gebäudes. Bauleitung ist für Samson in erster Linie „das Lösen der Probleme vor Ort“.
Im Lauf der Zeit geht jeder Bauleiter mit einer wachsenden Routine zu Werke. Er kennt die Firmen, mit denen er zuverlässig zusammenarbeiten kann, und weiß, wo die Fallstricke liegen können. „Doch vor Überraschungen ist man nie gefeit“, sagt Samson. Wenn das Bauwerk vollendet ist, übergibt er es mitsamt allen Unterlagen an den Bauherrn. Er informiert zudem die Baubehörden und sorgt für die Abnahme-Termine – zum Beispiel beim Brandschutz. Die Firma Bernardi errichtet unter anderem Bürogebäude, aber auch Fertighallen sowie Mehrfamilienhäuser.
Straßenbau-Meister: Damit Autos über gute Straßen fahren können
Jörn Brauchle ist einer jener Männer, die dafür sorgen, dass Hunderttausende täglich mit ihren Autos über anständige Straßen fahren können. Manche werfen aus ihrem Wagen vielleicht einen scheelen Blick auf die Männer, die an den großen Baustellen ihrer Arbeit nachgehen, darüber sinnierend, ob sie das selbst auch machen könnten.
Jörn Brauchle würde „mit niemand anderem tauschen“. Der Straßenbau-Meister, der als Polier beim Schmelzer Bauunternehmen Dittgen tätig ist, weiß, dass „dies hier der richtige Platz für mich ist“. Die Mischung aus Büroarbeit und Organisation der Baustelle gefällt ihm. Als Polier muss der 32-Jährige die Übersicht behalten, den Ablauf der Arbeiten planen, seine Leute einteilen, dafür sorgen, dass Bagger, Straßenwalzen oder Asphalt-Maschinen dann zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden. Außerdem stimmt sich Brauchle regelmäßig mit Auftraggeber und Bauleiter ab. „Die Freude am Organisieren muss man für diesen Beruf schon mitbringen“, sagt er. Wichtiger sei jedoch die Menschenführung. „Gut mit seinen Leuten umgehen – das ist wichtig.“
Auch im Straßenbau gehört das Satelliten-Navigationssystem GPS inzwischen zum Standard. „Auf dem Tablet-PC erscheinen die für uns wichtigen Mess- und Markierungspunkte, nach denen wir arbeiten“, erläutert er. Selbstfahrende Bagger, die mit GPS-Steuerung einfache Grabungs- oder Planierarbeiten erledigen, „kann ich mir für die Zukunft schon vorstellen“. Bereits heute würden die Maschinenführer mithilfe von GPS über die die Beschaffenheit des Geländes informiert.
Für Brauchle ist Straßenbauer „auf jeden Fall ein Beruf mit Zukunft“. Der Facharbeitermangel sei mit Händen zu greifen. „Es beginnen zu wenige junge Leute eine Ausbildung – und zu viele springen während der Lehre ab“, bedauert er.
Bauingenieur: Die Zukunft des Bauens ist digital
Kévin Vollmer hat es immer schon zum Team vom Bau gezogen. Zu sehen, wie ein Haus in die Höhe wächst, das man sich vorher erdacht hat – für den 30-Jährigen hat das etwas. Zweisprachig aufgewachsen bot sich für ihn das Deutsch-Französische-Hochschulinstitut (DFHI) als Studienheimat an. Das DFHI ist eine Kooperation der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), der Université de Lorraine und der Université du Luxembourg. Dadurch konnte Volmer Bauingenieurwesen in Saarbrücken, Metz und Luxemburg studieren. Nach Abschluss seines Studiums forschte er und schrieb eine Doktorarbeit.
Schnell merkte er, dass Steine, Fenster und Betonplatten zwar das Wesen des Bauens ausmachen. Doch beim Planen eines Bauwerks tun sich neue Dimensionen auf – stark befeuert durch die Digitalisierung. Vollmer arbeitete sich in die Informationstechnologie ein und entdeckte das Building Information Modeling. Das ist eine neue Arbeitsmethode, die alle zusammenführt, die an einem Bau beteiligt sind. Kompetenzwirrwarr, Fehl- und Doppelplanungen oder Informationslecks soll es damit künftig nicht mehr geben.
In die IT hat sich der Bauingenieur inzwischen so tief eingegraben, dass die Saarbrücker Planungsunternehmen WPW ihn zum Leiter der Stabsstelle Digitalisierung ernannt hat. Um seine berufliche Zukunft macht sich Vollmer keine Sorgen. „Die Zukunft ist digital.“ Und: „Angesichts zahlloser sanierungsbedürftiger Brücken, Gebäude und Straßen sowie fehlender Wohnungen wird auch den Planern die Arbeit nicht ausgehen.“