Traditionsbetrieb in Insolvenz Schröder entlässt Teil der Belegschaft

Saarbrücken · Der saarländische Fleischwarenhersteller trennt sich von einem Drittel seiner Belegschaft und schließt bis zu zwölf Filialen.

 Lyonerproduktion Mitarbeiter der Fleischfabrik Schröder entbeinen am Montag (18.05.2009) Fleisch für die Lyonerproduktion.  Foto: Becker&Bredel

Lyonerproduktion Mitarbeiter der Fleischfabrik Schröder entbeinen am Montag (18.05.2009) Fleisch für die Lyonerproduktion. Foto: Becker&Bredel

Foto: BeckerBredel

Das Saarbrücker Traditionsunternehmen „Schröder Fleischwarenfabrik GmbH & Co. KG“ wird sich von mehr als einem Drittel seiner Belegschaft trennen und den Großteil seiner noch 20 Filialbetriebe schließen. Diese Pläne bestätigte der seit April amtierende Sanierungsgeschäftsführer Franz Abel gegenüber der Saarbrücker Zeitung. Der St. Ingberter Rechtsanwalt und Insolvenzexperte hat bei dem Familienbetrieb im Rahmen eines so genannten Schutzschirmverfahrens (Insolvenz in Eigenverwaltung) das Sagen. Das Insolvenzverfahren soll Ende Juni eröffnet werden. Weiterer Geschäftsführer ist Roman Tschunky. Abels Anwaltskollege Matthias Bayer hat Generalvollmacht. Zum Sachwalter hat das Insolvenzgericht den Saarbrücker Rechtsanwalt Günter Staab bestellt.

Abel informierte am Sonntagabend die Belegschaft des Betriebes, der in der sechsten Generation der Familie Schröder geführt wird. Demnach muss sich das Unternehmen mit derzeit noch 480 Mitarbeitern (Voll und Teilzeit) im Rahmen der Sanierung von bis zu 170 seiner Beschäftigten trennen. Die Kündigungen sollen in den nächsten Wochen ausgesprochen werden. Die Betroffenen können für sechs Monate zur Qualifizierung und Vermittlung in eine Transfergesellschaft wechseln. Sie erhalten dann 80 Prozent ihres Bruttogehaltes. Schröder stellt nach Abels Angaben dafür über eine Million Euro zur Verfügung.

Von den Kündigungen betroffen ist in erster Linie Personal aus den noch verbliebenen 20 von einst 22 Filialen im Saarland und im benachbarten Rheinland-Pfalz. Von diesen Geschäften, die sich zum Teil im so genannten Nachkassenbereich von Verbrauchermärkten befinden, werden nach derzeitigem Stand voraussichtlich zehn bis zwölf geschlossen. Auch Filialen im Saarbrücker Saarbasar und im Neunkircher Saarpark-Center stehen auf der Kippe. Diese Entscheidungen sollen mit Blick auf mögliche Investitionszusagen spätestens im September fallen. Zwei Direktverkaufsstellen in Saarbrücken und Kaiserslautern bleiben bestehen.

 Franz J. Abel, Rechtsanwalt aus St. Ingbert

Franz J. Abel, Rechtsanwalt aus St. Ingbert

Foto: Abel & Kollegen

Auch in der Firmenzentrale in der Straße des 13. Januar in Saarbrücken wird nach den Plänen des Sanierers die Belegschaft in der Verwaltung und der Produktion reduziert. Abel: „Das Sanierungsgeschäft, das hier betrieben werden muss, mag für den Einzelnen mit Schmerzen verbunden sein. Es ist aber die einzige Chance, gerade Traditionsunternehmen eine Zukunft zu geben.“ Dafür seien auch „verkrustete Strukturen“ aufzubrechen. Der Sanierungsexperte betonte weiter: „Schröder hat keine Liquiditätsprobleme“. Das Vorgehen sei mit Banken und Lieferanten abgestimmt. Voraussichtlich Ende Juni soll das Insolvenzverfahren förmlich eröffnet werden und dann „idealerweise schon Ende September“ abgeschlossen werden. Ein Verkauf des Unternehmens an einen Mitbewerber oder einen Investor sei derzeit kein Thema, so Abel.

Zum Wochenbeginn wird Abel den Gläubigerausschuss, in dem auch die Schröder-Betriebsratschefin Dagmar Schocke vertreten ist, informieren. Mit Betriebsrat und der Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten), die von Anfang an in die Sanierung eingebunden waren, laufen Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich für die betroffenen Mitarbeiter. NGG-Landeschef Mark Baumeister kritisiert, dass Schröder sich mit seinen Filialen auch in Saarbrücken zurückziehen will. Er sagt: „Für uns geht es ans Eingemachte. Wir verlieren Fachkräfte, die wir brauchen.“ Aus Sicht der Gewerkschaft mache Sanierer Abel unter den gegebenen Umständen „einen guten Job“. Er komme nur sieben Jahre zu spät. Baumeister: „Schröder wurde offenen Auges gegen die Wand gesegelt. Frühere Führungsverantwortliche haben einen Scherbenhaufen hinterlassen.“

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