Neue Pläne im Saarland Steag will Gaskraftwerk in Quierschied bauen
Quierschied/Essen · Das Essener Energieunternehmen Steag plant in Quierschied den Bau eines wasserstofffähigen Gaskraftwerkes auf dem Gelände des Kohle-Kraftwerks Weiher III. Der Zeitpunkt hänge aber von noch zu treffenden bundespolitischen Regelungen ab. Das Vergütungsmodell müsse sich ändern, so ein Sprecher von Steag.
Der Essener Energiekonzern Steag ist entschlossen, in Quierschied auf dem Gelände des Kohle-Kraftwerks Weiher III ein Gaskraftwerk zu errichten. Das bestätigt ein Sprecher auf Anfrage. Wann dies konkret wird, ist allerdings noch ungeklärt. „Dies hängt davon ab, wann über entsprechende politische Rahmensetzungen für Investitionssicherheit gesorgt ist“, sagt der Sprecher.
Die Bundesregierung habe einen Bedarf von 20 bis 25 Gigawatt (GW) an Gas-Kraftwerksleistung errechnet. Diese sollen zunächst auf Erdgasbasis und langfristig mit Wasserstoff sowie „anderen klimaneutralen Lösungen betrieben werden“. Eines sei jedoch klar: „Wenn der Zeitplan der Bundesregierung für den Zubau der gewünschten Kraftwerksleistung bis Ende des Jahrzehnts eingehalten werden soll, braucht es zeitnahe Regelungen.“ Bis 2030 sollen nach dem Willen der Regierung 80 Prozent des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien stammen – hauptsächlich von Windrädern oder Photovoltaik-Anlagen erzeugt. Gasturbinen werden dann benötigt, wenn der Wind nicht weht und/oder die Sonne nicht scheint und keine Stromspeicher elektrische Energie liefern können.
Steag fordert verlässliche Vergütung für gesicherte Leistung
Wie viel an Investitionen für eine neue Gasturbine nach Quierschied fließt, lässt sich nach Angaben des Steag-Sprechers noch nicht sagen. „Eine genaue Kalkulation hängt von der konkreten technischen Spezifikation der Anlage ab.“ In ein wasserstofffähiges Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in der Ruhrgebietsstadt Herne hat Steag Ende vergangenen Jahres „mit Siemens als Mitgesellschafter einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag investiert“.
Damit sich Investitionen in Gaskraftwerke lohnen, muss sich nach Ansicht der Steag auch das Marktmodell ändern. „Es braucht eine verlässliche Vergütung der Bereitstellung von gesicherter Leistung“, so der Sprecher. Will heißen, dass nicht allein die Stunden, in denen das Gaskraftwerk läuft und Strom liefert, vergütet werden, sondern auch die Zeit, in der es die Leistung lediglich vorhält – ähnlich der Feuerwehr, die auch nicht pro Einsatz bezahlt wird, sondern für ihre Einsatzbereitschaft. Der Steag-Sprecher nennt das Beispiel Belgien: „Hier wird über Auktionen ermittelt, wer zum günstigsten Preis in einem bestimmten Zeitfenster gesicherte Leistung garantieren kann; in Belgien geschieht dies über den Zeitraum von 15 Jahren.“ Die Gasversorgung selbst sieht Steag trotz des Lieferausfalls aus Russland nicht gefährdet. Die Lieferkette auf Basis von Flüssiggas (LNG) sei stabil.
Wann Wasserstoff Erdgas ersetzen wird, ist noch unklar
Wann Wasserstoff das Erdgas als Energieträger ersetzen werde, ist ebenfalls noch offen. „Diese Frage lässt sich heute noch nicht mit letzter Sicherheit beantworten“, so der Steag-Sprecher. „Grund dafür ist auch hier, dass die notwendigen Regularien für die Ausgestaltung eines Wasserstoffmarktes, der zu Investitionen anreizt, noch nicht final ausgestaltet sind.“ Es sei allerdings davon auszugehen, „dass Wasserstoff in zehn bis 15 Jahren eine erkennbare Rolle auch in der Energieversorgung spielen wird“. In Quierschied werden mithilfe von Kraftwärme-Kopplung schon heute knapp 2000 Kunden mit Fernwärme versorgt, so die Steag. Eine Gasturbine produziert in diesem Fall Strom und heißes Wasser.