Ukraine-Krieg und drohender Gasmangel drücken die Stimmung Pessimismus trotz Umsatzplus in saarländischer Industrie: IHK Saarland fordert von der Politik Entlastungen

Saarbrücken · Trotz einer deutlichen Umsatzsteigerung breitet sich bei den Industrieunternehmen im Saarland Pessimismus aus. Zu dieser Erkenntnis kommt die IHK Saarland nach einer Umfrage.

Saarland: Industrieunternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft
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Laut den Ergebnissen einer Umfrage der IHK bewerteten zwar 89 Prozent der Industrieunternehmen im Saarland ihre derzeitige Geschäftslage mindestens mit befriedigend, und von Januar bis Mai stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 17 Prozent. Doch es handele sich vorwiegend um Preisniveaueffekte, denen erhebliche Kostensteigerungen auf der Beschaffungsseite gegenüberstünden, sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK, Frank Thomé. Die Erwartungen an die kommenden Monate würden wegen des Ukraine-Kriegs, eines drohenden Gasmangels und Lieferkettenproblemen gedrückt. Hinzu kämen die fortbestehenden, teils gravierenden Lieferkettenprobleme in Industrie und Handel sowie Personalengpässe infolge der Corona-Pandemie in der Wirtschaft insgesamt.

Rückenwind für die Saarwirtschaft sei gegenwärtig nicht in Sicht, weder konjunkturell noch strukturell, so Thomé. Die Liste der Probleme werde immer länger. Neben den seit Monaten andauernden Belastungen auf der Angebotsseite drohe wegen der jüngsten Preissteigerungen und des Zinsanstiegs nun auch noch ein empfindlicher Dämpfer auf der Nachfrageseite. Sollte zudem der Fall eintreten, dass keine hinreichende Gasversorgung für die energieintensive Saarindustrie sichergestellt werden kann, müsse nach einem „kraftlosen“ Sommer spätestens in den Wintermonaten mit einer Rezession gerechnet werden.

Insbesondere in der Industrie trübe sich der Konjunkturhimmel weiter ein. Angesichts der „brisanten“ Gemengelage müsse die Politik die Unternehmen „rasch signifikant“ entlasten, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit und damit Wachstum und Arbeitsplätze zu sichern, fordert Thomé. Wichtig sei auch, dass hinsichtlich der Engpässe auf dem Gasmarkt und einer nicht auszuschließenden Ausrufung der „Notfallstufe“ mit drohenden Rationierungen die Priorisierung der Mengenzuteilung und bestehende Schutzklauseln rasch neu definiert werde. Die erforderliche massive Energieeinsparung sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, die nicht einseitig zulasten von Wirtschaft und Arbeitsplätzen gelöst werden dürfe, so Thomé.