Saarländer sehen Digitalisierung positiv Beschäftigte im Saarland sehen Digitalisierung nicht als Jobkiller

Saarbrücken/Hannover · Eine Umfrage der IG BCE zeigt eine hohe Offenheit für Veränderungen und Weiterbildung.

 Betriebe wie ZF in Saarbrücken arbeiten schon mit einem hohen Anteil an Digitalisierung.

Betriebe wie ZF in Saarbrücken arbeiten schon mit einem hohen Anteil an Digitalisierung.

Foto: BeckerBredel

Die Saarländer stehen der Digitalisierung positiver gegenüber als Beschäftigte in der Industrie in vielen anderen Bundesländern. Das hat eine bundesweite Untersuchung der Industriegewerkschaft IG BCE ergeben, an der sich aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz 1600 Menschen beteiligt haben, bundesweit 14 000. Die Daten wurden von der Stiftung Arbeit und Umwelt der IG BCE im Zeitraum Februar und März 2019 erhoben. Es handelt sich nach Angaben der IG BCE um eine der bisher größten Umfragen zur Digitalisierung unter Beschäftigten in der deutschen Industrie. Aus dem Saarland beteiligten sich unter anderem Villeroy & Boch, die Steag GmbH und Ursapharm.

„Wir waren überrascht über die offene Bereitschaft, sich der Digitalisierung und ihren Herausforderungen zu stellen inklusive einer hohen Bereitschaft, sich in diesem Bereich weiterzubilden“, sagt Sören Tuleweit, der bei der Stiftung Arbeit und Umwelt für den Bereich Zukunft der Industriearbeit zuständig ist. Einer der Gründe, warum gerade im Saarland und auch in Rheinland-Pfalz deutlich weniger Menschen Angst vor den Folgen der Digitalisierung haben, liegt wohl im besonders hohen Anteil an Industriebetrieben und den erzielten Fortschritten in der Zusammenarbeit von Mensch und Roboter beziehungsweise dem bereits hohen Anteil an Automatisierung in der Produktion. Lars Ruzic, Pressesprecher der IG BCE in Hannover, betont: „Die höhere Akzeptanz der Digitalisierung liegt daran, dass sich die Beschäftigten im Saarland und in Rheinland-Pfalz besser mitgenommen fühlen und besser informiert durch die jeweilige Unternehmensführung.

Wie die Befragung weiter ergeben hat, steigt die Weiterbildungsbereitschaft mit dem Bildungsgrad. Besonders häufig setzen sich Beschäftigte in den Abteilungen Forschung und Entwicklung offensiv mit der Digitalisierung auseinander. Sie haben nach den Ergebnissen der Befragung zugleich die geringsten Befürchtungen, dass digitale Technologien ihre Entscheidungen und Aufgabenplanungen übernehmen werden. Interessant ist zugleich, dass ein Großteil der Beschäftigten in Industriebetrieben an der Saar und in Rheinland-Pfalz eine hohe Selbstmotivation für Weiterbildung mitbringen. Nur drei Prozent geben in der Befragung an, Weiterbildung zu betreiben, „weil der Arbeitgeber es von mir verlangt“. 45 Prozent sagen dagegen, dass dieser Grund „gar nicht zutrifft“. 44 Prozent der Befragten in beiden Ländern äußern zudem selbstbewusst die Überzeugung, dass sie „überwiegend“ den Herausforderungen der Digitalisierung am Arbeitsplatz gewachsen sind, 22 Prozent glauben, auf jeden Fall mithalten zu können. Auch die Bereitschaft, Veränderungen am Arbeitsplatz zu akzeptieren ist hoch. Hier antworten 38 Prozent der Befragten im Saarland und in Rheinland-Pfalz mit „trifft überwiegend zu“, zehn Prozent mit „trifft völlig zu“ und 41 Prozent mit „teils teils“. Nur neun Prozent äußerten an dieser Stelle „trifft gar nicht zu“.

Einig ist man sich bundesweit, dass die Digitalisierung eine Arbeitsverdichtung mit sich bringen wird, verbunden mit erhöhtem Zeitdruck. Hierzu sagen zehn Prozent der Befragten im Saarland und in Rheinland-Pfalz „trifft völlig zu“, 36 Prozent „trifft überwiegend zu“, 44 Prozent „teils teils“ und lediglich neun Prozent „trifft gar nicht zu“. Mehrarbeit erwarten vor allem Führungskräfte mit Leitungs-und Planungsaufgaben sowie Beschäftigte im Bereich der Informationstechnologie (IT).

Lars Ruzic zieht aus der Befragung den Rückschluss, dass sich die Gewerkschaften darum kümmern müssen, Druck von den Beschäftigten zu nehmen, der durch die Verdichtung der Arbeit entstehe. Deshalb fordere die Industriegewerkschaft in der nächsten Tarifrunde, die im Oktober beginnt, ein individuelles tarifliches „Zukunftskonto“, das einem Gegenwert von jährlich 1000 Euro entspricht. So könne man vier bis sieben Tage Freizeit pro Jahr ansparen.

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