Wettbewerb für junge GründerInnen Clevere digitale Geschäftsideen ausgezeichnet – Stresstest für Pflegekräfte soll Dienstpläne optimieren

St. Ingbert · Beim ersten Durchgang des Gründerwettbewerbs „Unternehmergeist Saar“, den das August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWSI) veranstaltet, präsentierten sechs Teams viele gute Geschäftsideen.

 Applaus und 5000 Euro für den Unternehmergeist des Gewinner-Teams „Timeout“ mit Tanimara Schwender, Viktoria Baltes und Andreas Krezmar (v.l.). Dirk Werth, Geschäftsführer des August-Wilhelm Scheer Instituts für digitale Produkte und Prozesse überreichte den Preis.

Applaus und 5000 Euro für den Unternehmergeist des Gewinner-Teams „Timeout“ mit Tanimara Schwender, Viktoria Baltes und Andreas Krezmar (v.l.). Dirk Werth, Geschäftsführer des August-Wilhelm Scheer Instituts für digitale Produkte und Prozesse überreichte den Preis.

Foto: Iris Maria Maurer

Wie der Prinz im Märchen Schneewittchen wach küsste und ihre Lebensgeister erweckte, so will das August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWSI) den Unternehmergeist wachrufen. „Wir fördern den Gründer in Dir!“ ist der Slogan, mit dem möglichst viele (junge) Leuten dazu aufgerufen werden, eine Geschäftsidee zu entwickeln. Das Ganze soll in acht Runden ablaufen. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Gründerprogramm „Unternehmergeist Saar“ mit einer Million Euro.

Der erste dieser Durchgänge endete am Samstag in St. Ingbert. Sechs Teams mit 27 Teilnehmern hatten sich durchgesetzt und präsentierten ihre Geschäftsideen. Eine neunköpfige Jury – bestehend aus Unternehmern, Geschäftsführern und Menschen in Führungspositionen – kürte das ihrer Meinung nach beste Konzept. Zuvor mussten die Teams in einer Kurzpräsentation – einem Pitch – ihre Ansätze erläuterten.

Als Sieger ging die Mannschaft von Timeout hervor. Die jungen Leute erhielten 5000 Euro als Prämie. „Wir wollen dem Stress in der Krankenhaus-Pflege etwas entgegensetzen“, sagte Tanimara Schwender, die zusammen mit Viktoria Baltes und Andreas Krezmar das Timeout-Konzept erläuterte. Ihren Vorstellungen zufolge soll der Stresspegel der Pfleger jederzeit erfasst werden, und zwar mit einem Brustgurt, der die Herzratenvariabilität (HRV) misst. Die HRV zeigt an, wie stark sich die Abstände der einzelnen Herzschläge im Laufe der Zeit verändern. Ist die HRV regelmäßig zu niedrig, „erkennen diejenigen, die den Dienstplan erstellen, dass dieser Pfleger überlastet ist und in eine Schicht versetzt werden sollte, in der die Arbeitsbelastung nicht so hoch ist“, sagte Schwender. Außerdem soll regelmäßig das Stresshormon Cortisol bei den Pflegern bestimmt werden. „Wenn die Dienstpläne auf Basis dieser beiden Werte aufgestellt werden, bedeutet dies, dass das Burnout-Risiko bei den Pflegern und die Ausfallquote in den Kliniken sinken“, glaubt Krezmar. „Auch die Zahl der Behandlungsfehler wird sich verringern und es bleibt mehr Zeit für die Patienten“, ist Baltes überzeugt. Geld verdienen wollen sie mit Gebühren für die Implementierung und die Nutzung ihres Dienstplan-Systems.

Die Geschäftsideen der fünf anderen Unternehmergeist-Teams „drehten sich in erster Linie um das Thema Nachhaltigkeit“, erläuterte AWSI-Geschäftsführer Dirk Werth. Circle Pack will ein Pfandsystem für den Online-Handel einführen, um Verpackungsmüll zu sparen. Frederik Heckmann, Ali Can Civitci und Christian Frank haben dafür ein robustes wiederverwertbares Paket entwickelt. Marco Hellmold und Laura Bies von Size-Leader wollen die hohe Zahl von Retouren im Online-Handel eindämmen. Anhand einer Smartphone-App sollen diejenigen, die sich Kleidung bestellen, ihre Konfektionsgröße exakt messen und dem Händler übermitteln. Dadurch erhalten sie gleich die Pullover oder Hosen, die passen und wegen Unter- oder Übergröße nicht zurückgeschickt werden müssen. Das Team von Revista (Patrice Aaron Wiehr, Yorick Meiser und Timon Scharly) will mit einem Bewertungssystem für Online-Shops ebenfalls erreichen, dass die Retouren sinken.

Die Leute von Gruture (Yusuf Kirli, Andreas Jäckle, Jonas Becker und Manuel Heid) wollen mit einem digitalen Produktpass dafür sorgen, dass Fertigungsunternehmen die Herkunft ihre Vorprodukte lückenlos nachvollziehen können. Die Mannschaft von Script-Easy (Konstantin Kramer, Tim Walita und Nico Kerber) will Studierenden das Leben erleichtern. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sollen die Lerninhalte von Skripten zusammengefasst und auf Karteikarten übertragen werden.

„Insgesamt fünf Wochen hatten die Teams Zeit, an ihrer Geschäftsidee zu feilen“, sagt Werth. Das bedeutete: umfangreiche Recherchen zu Marktchancen, Kundenpotenzial sowie Wettbewerbern – und ob mit dieser Produktidee überhaupt Geld verdient werden kann. In dieser Zeit wurden sie von erfahrenen Beratern betreut. Die Bewerber waren vorher einem Test unterzogen worden, wo ihre Talente und Fähigkeiten ermittelt werden sollten. „Anhand dieser Profile stellten wir die Gruppen zusammen“, so Werth. Am Ende erhalten alle Teilnehmer ein Zertifikat. Firmen entstanden aus diesen Ideen zunächst nicht.

Derzeit laufen die Bewerbungen für die nächsten Runden. Die Frist für den Durchgang im Frühjahr 2023 endet am 30. April, für die Herbstrunde ist Bewerbungsschluss am 17. September.
Bewerbung unter www.aws-institut.de/unternehmergeist-saar; Ansprechpartner ist Björn Maurer vom AWSI, E-Mail: bjoern.maurer@aws-institut.de, Tel. (01 73) 51 77 013.

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