Angebot soll Berufswahl erleichtern Fahrer von Morgen selbst ausbilden: Saar-Mobil startet eigene Busfahrer-Fahrschule

Püttlingen · Im Saarland fehlen 300 Busfahrer, hat das größte Verkehrsunternehmen im Land ausgerechnet. Um dem entgegenzuwirken, will es künftig die Fahrer von morgen selbst ausbilden.

Jasmin Schulz ist die Leiterin der Busfahrer-Fahrschule von Saar-Mobil und die jüngste Fahrlehrerin für diesen Berufszweig in Deutschland.

Jasmin Schulz ist die Leiterin der Busfahrer-Fahrschule von Saar-Mobil und die jüngste Fahrlehrerin für diesen Berufszweig in Deutschland.

Foto: Udo Rau/Picasa

Bus- und Lkw-Fahrer sind Mangelware in Deutschland. Aktuell fehlen hierzulande rund 5000 Busfahrerinnen und Busfahrer. Die aber werden dringend gebraucht, wenn die Verkehrswende vorankommen soll und mehr Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Für neue Aufgaben ab 2030 braucht der öffentliche Nahverkehr 40 000 bis 50 000 zusätzliche Busfahrerinnen und Busfahrer.

Auch dem größten saarländischen Verkehrsunternehmen Saar-Mobil mit seinen täglich rollenden rund 200 Bussen fehlt Fahrpersonal, personelle Reserven zur Bewältigung der täglichen Busverkehr im Land sind kaum vorhanden. „Der Markt für Busfahrer ist leergefegt“, sagt Saar-Mobil-Geschäftsführer Arne Bach. Im Saarland brauche man derzeit etwa 300 Busfahrer. Der Bedarf steige in jüngster Zeit auch aufgrund zu ändernder Fahrpläne wegen der zahlreichen Baustellen im Land und der dadurch länger dauernden Fahrzeiten. „Allein im Kreis St. Wendel muss ich dafür 15 zusätzliche Busfahrer einplanen“, sagt Bach. Die Kosten dafür gehen zu Lasten der Auftraggeber, die die Busdienste bei Saar-Mobil bestellen.

„Wir nehmen die Herausforderung an und haben eine eigene Fahrschule für Busfahrer gegründet“, so Bach und Hans Gassert, Geschäftsführer des Saar-Mobil-Gesellsachafters Gassert Reisen GmbH in Blieskastel am Montag bei der Vorstellung der Fahrschule und ihrer Leiterin am Saar-Mobil-Firmensitz in Püttlingen. Die Schule wird geleitet von Deutschlands jüngster Fahrlehrerin für Busführerscheine, der 25-jährigen Saarländerin Jasmin Schulz: Sie hat von 2013 bis 2016 ihre Ausbildung zur Berufskraftfahrerin bei der Saarbahn in Saarbrücken gemacht und schloss 2016 als Landessiegerin ab. „Da habe ich meine Liebe zu diesem Beruf gefunden, das Busfahren reizte mich, weil man es täglich mit vielen Menschen zu tun hat“. Von 2017 bis 2019 machte sie ihre Ausbildung zur Fahrlehrerin der Klasse B/BE (bis 3,5 Tonnen) und 2019 bis 2020 schließlich die Weiterbildung zur Fahrlehrerin der Klassen C/CE (Lkw) und D/DE (Bus).

Von Haus aus hatte sie Fahrlehrerblut in den Adern, sozusagen aus der familieneigenen Völklinger Fahrschule Georg Heisel. Saar-Mobil hat dafür einen Reisebus angeschafft, der mit Fahrlehrer-Ausstattung versehen wurde. Die theoretische Ausbildung erfolgt im „schönsten Schulungsraum des Saarlandes mit speziellem Bus-Ambiente“ (Schulz) in der Saar-Mobil-Zentrale.

Bei so viel Kompetenz und Elan griff Saar-Mobil zu. Jasmin Schulz unterrichtet mittlerweile die ersten Fahrschüler für den Busführerschein. Der kostet zwischen 8 000 und 10 000 Euro. Fällig werden 59 Fahrstunden.

Wer bezahlt den teuren Busführerschein? Es gibt Umschüler, denen die Bundesagentur für Arbeit (BA) ihre Kosten bezahlt, ansonsten übernehmen die Busbetriebe die Kosten für die teure Ausbildung. „Jährlich sollen bis zu 30 Schüler den Busführerschein in Püttlingen erwerben“, so Jasmin Schulz. Im Übrigen gelten diese Busführerscheine sowohl für den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) als auch für Fernbusse, also den Reiseverkehr. Der Anteil der Frauen unter den Bewerbern nehme stetig zu, sagt Andreas Baron, Geschäftsführer des Saar-Mobil-Gesellschafters Aloys Baron Gmbh (Großrosseln). Man biete den Frauen familienfreundliche Arbeitszeitmodelle an. Die Hoffnung der Initiatoren geht natürlich dahin, dass die aus der eigenen Fahrschule hervorgehenden Absolventen auch bei den Saar-Mobil-Gesellschafter-Unternehmen bleiben. Die Attraktivität für den Beruf sei aufgrund neuer Tarifverträge mit besserer Bezahlung gestiegen, so Baron.

Oliver Luksic (FDP), Saarländer und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, wertete die Initiative von Saar-Mobil als wichtigen Baustein zum Gelingen der Verkehrswende in Deutschland: „Das haben Sie jetzt zum richtigen Zeitpunkt gestartet.“ Führerscheine aus EU-Ländern gelten in jedem Land der Union.

Handlungsbedarf zur Anerkennung auch von Bus- und Lkw-Führerscheinen aus Drittländern bestehe angesichts des Mangels an Fahrpersonal, sagte Luksic. Mit einigen Ländern gebe es bei der Anerkennung der zu absolvierenden Prüfmodule für Bus- und Lkw-Führerscheine bereits Vereinbarungen. Aber es müsse mehr passieren. So würden bereits Prüfmodule für Bewerber aus Drittländern in der deren Sprachen angeboten.

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