Weil sie aus dem Saarland kommt Jahrgangsbeste Jungmeisterin bekommt in Rheinland-Pfalz als einzige keine Prämie

Saarbrücken/Haßloch · Die saarländische Steinmetzmeisterin Jessica Jungbauer ist die jahrgangsbeste Jungmeisterin, ausgebildet in Rheinland-Pfalz. Dafür wurde sie auch von der Handwerkskammer der Pfalz ausgezeichnet. Allerdings blieb ihr eine 2000-Euro-Prämie wie für Jungmeister aus Rheinland-Pfalz versagt – weil sie aus dem Saarland kommt.

 Als Jahrgangsbeste aus dem Saarland bekam Jungmeisterin Jessica Jungbauer keine Prämie von der Handwerkskammer der Pfalz. Die Steinmetzin in dem Ausbildungsbetrieb Natursteine Glöckner in Neunkirchen-Hangard. Jungbauer hatte ihre Gesellenprüfung 2020 als Landesbeste abgeschlossen.

Als Jahrgangsbeste aus dem Saarland bekam Jungmeisterin Jessica Jungbauer keine Prämie von der Handwerkskammer der Pfalz. Die Steinmetzin in dem Ausbildungsbetrieb Natursteine Glöckner in Neunkirchen-Hangard. Jungbauer hatte ihre Gesellenprüfung 2020 als Landesbeste abgeschlossen.

Foto: BeckerBredel

Bei einer Bestenfeier eingeladen zu sein und zu denen zu gehören, die für ihre besonderen beruflichen Leistungen öffentlich ausgezeichnet werden, ist sicher ein tolles Gefühl. Und so freute sich auch die saarländische Steinmetzmeisterin Jessica Jungbauer, als sie von der Handwerkskammer der Pfalz mit Sitz in Kaiserslautern als jahrgangsbeste Jungmeisterin in den Holiday Park nach Haßloch eingeladen wurde. Was sie da allerdings noch nicht wusste: dass sie enttäuscht nach Hause gehen würde, da sie als Saarländerin nicht die Prämie bekommen würde, die allen Jungmeistern aus Rheinland-Pfalz gewährt wird – immerhin einen Startbonus in Höhe von über 2000 Euro.

Alle Jungmeister erhielten diese Prämie, nur Jessica Jungbauer nicht, da sie im Saarland wohnt und arbeitet. Das findet die junge Frau nicht gerecht, da sie sich die Ausbildung in Rheinland-Pfalz nicht ausgesucht hat. Wie in vielen anderen Gewerken auch, überlässt die saarländische Handwerkskammer die Ausbildung mangels Jahrgangsstärke dem Nachbarbundesland. Das ist bei Fotografen so und auch bei den Steinmetzen. Bei der Handwerkskammer der Pfalz bestätigt man den Vorfall.

Handwerkskammer der Pfalz bestätigt: Wohnort im Saarland als Grund

Ellen Thum, die Leiterin der Pressestelle der Kammer in Kaiserslautern, sagte der SZ auf Anfrage: „Es ist richtig, dass Frau Jungbauer als Prüfungsbeste in der Meisterprüfung abgeschlossen hat. Die besten Jungmeisterinnen und Jungmeister aus der Pfalz werden von der ,Sparkassenstiftung Pfälzisches Handwerk‘ prämiert. Wegen des Wohnortes außerhalb von Rheinland-Pfalz ist diese Prämie bei Frau Jungbauer entfallen.“ Es handele sich dabei um 300 Euro. Der Grund: Der Stiftungszweck ziele eben nur auf die Förderung der regionalen Handwerkerschaft. Die nicht bekommenen 2000 Euro seien einem anderen Topf zuzurechnen.

15 Jungmeister habe man in den Holiday-Park eingeladen – und von denen erhielten diejenigen einen Landesbonus in Höhe von 2000 Euro, die am Tag ihrer Prüfung einen Wohnsitz in Rheinland-Pfalz hätten. Bei Frau Jungbauer seien Wohnsitz und Betriebsstätte im Saarland, daher ging sie leer aus. Das sei bedauerlich, aber die Folge der Vergaberegeln. Die 2000 Euro würden nämlich aus dem sogenannten „Aufstiegsbonus 1“ stammen, den das Land Rheinland-Pfalz gewähre. Da die Meisterprüfung dem „Deutschen Qualitätsrahmen VI“ entspreche, fördere das Wirtschaftsministerium die Junghandwerker seines Bundeslandes. Die Handwerkskammer sei lediglich die „auszahlende Stelle“ und habe keinerlei Einfluss auf die Vergaberegeln. Kurzum: Wer im Saarland wohnt und arbeitet, muss zwar im Nachbarland zur Prüfung, hat aber von vornherein keine Chance auf die dort üblichen Zuschüsse.

Handwerkskammer im Saarland reagiert – Jessica Jungbauer erhält insgesamt 1300 Euro

Die SZ hat bei der Handwerkskammer des Saarlandes nachgefragt, wie diese Praxis dort bewertet wird und ob es stattdessen eine Förderung junger Handwerker aus saarländischen Geldquellen gibt. Hauptgeschäftsführer Bernd Reis teilte schließlich mit, dass man die Vergaberegeln der Kaiserslauterer Sparkassen-Stiftung „kleinlich“ finde, wenn man alle bis auf eine prämiere.

Das werde die HWK-Saar so nicht stehenlassen: „Die saarländische Winfried E. Frank Stiftung des Handwerks wird diese Prämie übernehmen und Frau Jungbauer 300 Euro auszahlen. Für Steinmetze haben wir keinen Meisterprüfungsausschuss, weil wir zu wenige Bewerber haben. Aber sie sollen nicht benachteiligt sein. Wir sehen das als Härtefall und die Stiftung springt ein“, erklärte Reis.

Was den Staatszuschuss von 2000 Euro angehe, so habe die Jungmeisterin Anspruch auf den Meisterbonus im Saarland. Das seien 1000 Euro. „Da hat das Saarland weniger Mittel, das können wir als Kammer nicht ändern.“ Man werde aber beide Prämien auszahlen und dafür sorgen, dass Jungmeister mit Abschlüssen in anderen Kammerbezirken nicht von vornherein benachteiligt werden. Kammerpräsident Bernd Wegner habe sich für diese Lösung ausgesprochen, Frau Jungbauer werde jetzt gezielt angeschrieben.

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