Corona-Beschlüsse treffen das Saarland Situation in Handel und Gastronomie spitzt sich zu

Saarbrücken · Durch die neuen Corona-Beschlüsse vom Mittwoch verschärft sich die ohnehin angespannte Lage im Saarland deutlich.

 Weil Restaurants und Gaststätten nicht öffnen dürfen, bleiben die Innenstädte zurzeit leer.

Weil Restaurants und Gaststätten nicht öffnen dürfen, bleiben die Innenstädte zurzeit leer.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Der Handel warnt vor dramatischen Folgen der von Bund und Ländern beschlossenen Verschärfung und Verlängerung des Teil-Lockdowns in Deutschland. Durften Einzelhändler bislang weitgehend ohne Einschränkungen öffnen, zielen die neuen Maßnahmen vor allem auf sie ab: Bei Ladenflächen unter 800 Quadratmetern ist nur noch ein Kunde pro zehn Quadratmetern erlaubt, ab 800 Quadratmetern dann ein Kunde je 20 Quadratmetern.

„Das ergibt absolut keinen Sinn“, sagt Fabian Schulz, Hauptgeschäftsführer des saarländischen Handelsverbands (HDE). So hätten insbesondere Lebensmittelgeschäfte, die besonders in der Vorweihnachtszeit stark frequentiert seien, meist über 800 Quadratmeter Fläche. Die Beschränkungen würden daher „zu langen Warteschlagen vor den Supermärkten führen“.

Der Einzelhandel fühlt sich von den getroffenen Maßnahmen in unfairer Weise benachteiligt. Denn inzwischen hätten zahlreiche Studien belegt, „dass der Handel gerade kein Hotspot ist“, sagt Schulz.

Dabei sind die saarländischen Ladenbesitzer durch den seit Anfang November geltenden Teil-Lockdown ohnehin schon schwer gebeutelt. Gingen die Umsätze der Branche seitdem bundesweit um durchschnittlich 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, so waren es im Saarland laut HDE teilweise eher 40 bis 60 Prozent. „Uns fehlen einfach die Kunden aus Frankreich und Luxemburg“, sagt Schulz. Besonders dramatisch sei die Lage für klassische Geschenkeläden in den Innenstädten wie etwa Mode- und Schmuckgeschäfte oder Parfümerien.

Während die Maßnahmen für den Handel zusätzliche Belastungen bringen, bleiben Entlastungen für andere Branchen weiterhin aus. So hatten Bund und Länder am Mittwochabend ebenfalls beschlossen, dass der Teil-Lockdown mit der Schließung unter anderem von Restaurants, Theatern, Fitnessstudios, Freizeiteinrichtungen bis zum 20. Dezember verlängert wird. Zum zweiten Mal seit Frühjahr brechen diesen Unternehmen damit wochenlang nahezu sämtliche Umsätze weg.

„Die Situation unserer Branche ist sehr dramatisch“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges. „Nun sind die Gehälter für den November fällig, und auch die nächste Pachtzahlung steht an.“ Hartges und Schulz drängten auf eine schnelle Auszahlung der für November zugesagten Hilfen des Bundes.

Die saarländische Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und die Arbeitskammer wollen angesichts dieser Situation weitere Hilfen für die Gastronomie. „Wir fordern eine sofortige Unterstützung der Beschäftigten im Gastgewerbe, die in Kurzarbeit sind, durch die Zahlung einer Corona-Sofort-Nothilfe von 1000 Euro“, sagte der Kammer-Vorsitzende Jörg Caspar. Da der Verdienst in der Gastronomie oft gering sei, müsse das Kurzarbeitergeld ab dem ersten Tag in voller Lohnhöhe ausgezahlt und zudem auf mindestens 1200 Euro angehoben werden, ergänzte NGG-Saar-Geschäftsführer Mark Baumeister. „Sonst treiben wir die Beschäftigten einer ganzen Branche in die Armut.“ Nötig sind laut Arbeitskammer auch Aufstockungen und Verlängerungen beim Elterngeld, damit „Eltern nicht zu den Verlierern der Pandemie werden“.

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