Aus für Kooperation Nach Rewe: Steigt jetzt auch Globus bei Payback aus?

St. Wendel · Rabatte und Bargeld: Damit lockt das Treuepunkte-System Payback beim Einkauf. Zahlreiche Unternehmen beteiligen sich daran. Doch einer der größten Teilnehmer steigt aus: Rewe samt Penny. Was macht Globus?

 Rewe und das Tochterunternehmen Penny kündigen den Ausstieg bei Payback an.

Rewe und das Tochterunternehmen Penny kündigen den Ausstieg bei Payback an.

Foto: imago images / Future Image/via www.imago-images.de

Ständiger Begleiter an vielen Kassen in Supermärkten und anderen Geschäften beim Bezahlen sind die Fragen: „Sammeln Sie Punkte?“ und „Haben Sie eine Payback-Card?“ Zumindest die letzte Aufforderung dürfte bei Rewe, Penny und Toom bald der Vergangenheit angehören. Bei Globus in auch?

Payback: Rewe, Penny und Toom steigen aus

Der Kölner Handelsriese Rewe mit seiner Discount-Tochter Penny sowie der Baumarktkette Toom kündigte an, bis Ende 2024 das Treuepunkte-System Payback zu verlassen. Die Konzernspitze will danach offenbar mit einem eigenen Kundenbindungssystem an den Start gehen. Dies macht unter anderem Konkurrent Lidl mit seiner Tochter Kaufland vor, der ein eigenes Rabattsystem am Start hat.

Noch gehören Payback deutschlandweit nach Branchenberichten 680 Partner an. 31 Millionen Kundenkarten sind auf diesen Dienst registriert. Für den Anbieter von Payback ist der Ausstieg von Rewe ein finanziell herber Schlag. Denn allein 17 Millionen Karten gehen auf das Konto des Lebensmittelriesen.

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Seit wann Globus an Payback teilnimmt

Globus führte Payback in seinen Häusern erst Mitte 2021 ein. Bereits 2000 war das Bonusprogramm in Deutschland aufgebaut worden. Der St. Wendeler Familienkonzern habe durch den Beitritt sein bis dahin eigenständiges Angebot Mein Globus mit Payback verknüpft, berichtet Globus-Marketing-Chefin Sigrun Löffelholz auf SZ-Anfrage.

Grund dafür: Ihre Warenhauskette wollte so „Mitglied einer größeren und reichweitenstärkeren Gemeinschaft“ werden, wie sie in einer schriftlichen Mitteilung zitiert wird. Bislang scheint es aus Unternehmersicht auch keinen Zweifel daran zu geben, dass dieser Schritt richtig war. „Das Aktionsangebot von Payback ist heute fester Bestandteil unserer Kundenleistung, welches gerne von unseren Kunden genutzt wird“, sagt demzufolge Löffelholz.

Die Vorteile nach Globus-Angaben durch Payback

Das bundesweite Treuesystem stelle durch die „Reichweite über verschiedene Branchen des Einzelhandels hinweg einen Mehrwert für Globus“ dar, heißt es weiter. So sahen es wohl die Verantwortlichen in der Führungsetage über lange Jahre hinweg auch bei Rewe. Gerade wegen der Payback-Punktesammelaktion sollen neue Verbraucher in die Märkte gelockt worden sein. Dieser Vorteil von einst scheint nun aber nicht mehr ausschlaggebend für einen Verbleib in dem Verbund zu sein.

Anders bei Globus. Hier hält die Geschäftsführung an Payback fest, auch wenn ein kundenstarker Partner absehbar wegbricht, was mit einem Verlust an Attraktivität dieses Programms für Kunden und Anbieter einhergehen dürfte.

Was ist mit dem eigenen Treuepunkte-System bei Globus geschehen?

Ungeachtet dessen sei durch Payback das eigene Treueprogramm bei der Warenhauskette aus dem Saarland erhalten geblieben. Ein Globus-Pressesprecher dazu: „Das vorherige Treueprogramm Mein Globus ist mit Payback verbunden und nicht durch Payback ersetzt worden.“

Dabei soll es auch bleiben. Mein Globus bietet unabhängig von dem deutschlandweiten Verbund beispielsweise an den eigenen Tankstellen Rabatte unter dem Titel Tankeschön an.

Während die Zahl der bei Rewe genutzten Payback-Karten bekannt ist, will sich Globus nicht in die Zahlen blicken lassen. Auf SZ-Nachfrage teilt ein Unternehmenssprecher ohne Angaben von Gründen mit, „dass Globus diese Zahl derzeit nicht kommunizieren möchte“.

Wer und was steckt hinter Payback?

Doch welches Konzept steckt hinter der Daten-Sammelwut? Wie profitieren die beteiligten Unternehmen davon? Die wollen darüber mehr über das Kaufverhalten ihrer Kunden erfahren. Welche Produkte sind gefragt? Wer greift regelmäßig auf welche Ware zu? Damit wird zielgenau und personalisiert Werbung lanciert.

Die Teilnahme an der Datenpreisgabe belohnen die Geschäftspartner des Payback-Anbieters mit Rabatten, Gewinnspielen und Bargeld. Dafür zeigen Konsumenten in der Regel ihre Karte an der Kasse. Über ein Magnetband beziehungsweise einen Chip werden dann automatisch die entsprechenden Einkäufe und Summen registriert. Auch über eine App ist das Programm verfügbar. Immer wieder kritisieren Datenschützer diese Vorgehensweisen.

Payback in Deutschland ist ein Tochterunternehmen des Kreditkartenanbieters American Express aus den USA. 365 Millionen Euro soll der Umsatz 2021 betragen haben. 97 Millionen Euro blieben Payback nach einem Bericht der Wirtschaftswoche.

Was der Ausstieg von Rewe für Payback bedeutet

Der Verlust des Branchenriesen Rewe dürfte sich erheblich auf diese Zahlen auswirken, zumal Mitbewerber Edeka ohnehin beim Konkurrenzsystem Deutschland-Card unter Vertrag ist. Ob weitere bisherige Payback-Partner künftig getrennte Wege gehen, ist noch offen. Die digitale Datenerfassung unabhängig von den Treuepunkte-Systemen schreitet durch den steten Ausbau des Online-Handels voran, wodurch die Unternehmen ohne Payback an eigene Kundendaten gelangen.

Wer an die Payback-Daten heran will, muss zahlen. Diese Kosten will Rewe nun einsparen. Möglicherweise stehe sogar ein eigenes Kundentreue-Programm ab 2025 in den Startlöchern. Bis dahin bleibt der Konzern unter dem Dach mit Anbietern wie Aral, C&A, Drogeriemarkt dm – und Globus.

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