Finanzinvestor übernimmt saarländischen Autozulieferer Magna verkauft Werk in Sulzbach

Sulzbach · Der Autozuliefer-Konzern Magna trennt sich von seinem saarländischen Werk. Mutares, ein Finanzinvestor aus München, will die Regie übernehmen. Was haben die künftigen Eigentümer vor?

 Das Archivbild zeigt einen Blick in die Produktion bei Magna Exteriors in Sulzbach-Neuweiler.

Das Archivbild zeigt einen Blick in die Produktion bei Magna Exteriors in Sulzbach-Neuweiler.

Foto: BeckerBredel

Magna Exteriors in Sulzbach-Neuweiler bekommt neue Besitzer. Der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna verkauft drei deutsche Werke für Kunststoff-Teile an den Finanzinvestor Mutares. Ein Vertrag zur Übernahme sei unterzeichnet worden, teilte die Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in München am Dienstag mit. Die Magna-Fabriken in Sulzbach, Idar-Oberstein und Obertshausen (Hessen) erwirtschaften demnach mit rund 1700 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von etwa 360 Millionen Euro. In Sulzbach sind nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall 480 Menschen beschäftigt. Die Werke stellen Kunststoff-Komponenten wie zum Beispiel Stoßfänger- und Außenverkleidungen und Kühlergrills für Autos her. 

Die Belegschaft in Sulzbach sei am Dienstag über die Pläne informiert worden, sagte Patrick Selzer, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Saarbrücken. Mutares habe zugesagt, an der Tarifbindung festhalten zu wollen. Ziel der IG Metall sei, die Arbeitsplätze und die Einkommen der Beschäftigten langfristig zu sichern.  Mutares habe eine Sanierung angekündigt und dabei aber Personalabbau nicht ausgeschlossen.

Mutares-Vorstandsmitglied Johannes Laumann bezeichnete die Übernahme als „großen Gewinn“. Er sieht Chancen auf Wachstum angesichts des Trends in der Autoindustrie zu Leichtbau und damit zu Verwendung von Kunststoff. „Wir sind zuversichtlich, dass das Geschäft gut positioniert ist“, sagte Laumann.

In den vergangenen Jahren habe der Sulzbacher Magna-Standort jedoch angesichts hohen Preisdrucks und harten Wettbewerbs Verluste eingefahren, sagte Selzer. Das Werk sei nicht voll ausgelastet gewesen. Er hält es aber für möglich, dass Mutares die Wende zum Besseren schafft. In der Vergangenheit seien manche Schwierigkeiten dadurch entstanden, dass Entscheidungen nicht vor Ort, sondern in Kanada getroffen worden seien.

Selzer verweist als Beleg auf den massiven Personalabbau vor acht Jahren und die damals in die Wege geleitete Schließung eines der beiden Werke in Sulzbach. Zu der Zeit hatte Magna Exteriors (Decoma) im Saarland noch fast 700 Mitarbeiter. Der Gewerkschafter hatte dem Management vorgeworfen, zu viele Aufträge eingeworben zu haben. Sie hätten nicht in der erforderlichen Qualität abgearbeitet werden können. Dadurch seien Autohersteller abgesprungen oder hätten verlangt, dass eine andere Firma auf Kosten von Decoma die Qualitätsprüfung übernehmen sollte. Die Folge seien zweistellige Millionenverluste gewesen, hatte Selzer die schwierige Lage 2013 beschrieben. Die Schließung des einen Werks war aus seiner Sicht ein kostspieliger Fehler.

Unter Magna war die Fabrik im Saarland Teil eines Großkonzerns mit rund 350 Werken in 28 Ländern und 158 000 Mitarbeitern. Er erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 32,6 Milliarden US-Dollar.

Mutares ist im Vergleich dazu klein. Der 2008 gegründete Finanzinvestor hielt Ende 2020 insgesamt 20 Beteiligungen in mehreren europäischen Ländern. Die Beteiligungsgesellschaft engagiert sich nach eigenen Angaben bei mittelständischen Unternehmen im Umbruch, um sie auf einen profitablen Wachstumskurs zu bringen. Im vergangenen Jahr erzielte Mutares laut Geschäftsbericht rund 1,6 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigte  11 500 Menschen. Ein Schwerpunkt der Münchener ist die Autobranche, sie sind aber auch in anderen Industriezweigen tätig.

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