Wut auf Microsoft Beim Schmierölhersteller Liqui Moly streiken die PCs

Ulm/Saarlouis · Wegen Software-Problemen läuft in der Logistik des Konzerns einiges schief. Für das Werk in Saarlouis bedeutet das Mehrarbeit.

 Geschäftsführer Ernst Prost ist sauer auf Microsoft.

Geschäftsführer Ernst Prost ist sauer auf Microsoft.

Foto: Liqui Moly

Ernst Prost, Geschäftsführer von Liqui Moly, ist bekennender Heißsporn. Im Moment überwiegt die Wut beim Chef des Ulmer Motoröl-Spezialisten, der 800 Mitarbeiter beschäftigt – davon 300 im Saarland, wo die Firma das Abfüllwerk Meguin in Saarlouis und ein großes Öllager im Saarhafen betreibt. Grund seines Zorns ist die neue Unternehmenssoftware, die Anfang des Jahres aufgespielt wurde und sich „zur Dauerbaustelle entwickelt“, wie es in einer Mitteilung heißt. „Ich habe mich in meinem ganzen Berufsleben noch nie so oft bei meinen Kunden entschuldigen müssen wie in den letzten sechs Monaten“, sagt Prost. „Was wir zurzeit an Leistung abliefern, schmerzt mich zutiefst“.

Die neue Software funktioniert hinten und vorne nicht, sodass der Absatz seiner 4000 Schmierstoff-Sorten alles andere als geschmiert läuft. Container würden halbleer durch die Gegend fahren oder Speditionen auf Lieferungen warten müssen. Vertriebsleute könnten wegen fehlender Vorräte ihre Umsatzziele nicht halten und müssten unverschuldet auf Provisionen verzichten, Großabnehmer würden ungeduldig auf Schmieröle warten, die Konkurrenz biete an, in die Bresche zu springen, heißt es aus dem Umfeld. Was besonders wehtut: Der Ertrag des ersten Halbjahres fiel um rund 30 Prozent auf elf Millionen Euro. „Ich hätte nie gedacht, dass eine Softwareumstellung ein ganzes Unternehmen dermaßen ins Schleudern bringen kann“, klagt Prost. Dabei sollte das neue ERP-System (Abkürzung für Enterprise Resource Planning) die wesentlichen Geschäftsprozesse wie Einkauf, Produktion, Lagerung oder Verkauf schneller, einfacher und kostengünstiger machen.

In der Mitteilung nannte Liqui Moly den Software-Anbieter nicht, doch die Branche weiß inwischen, dass es Microsoft mit seinem Paket Dynamics 365 for Finance and Operations ist. Der US-Software-Riese gibt sich bedeckt. „Wir haben derzeit kein Statement zu dem Thema“, heißt es bei Microsoft auf Anfrage.

Bis Jahresende will Liqui Moly die Probleme behoben haben, der Lieferstau soll sich nach und nach auflösen. Für das Werk Saarlouis bedeute das Mehrarbeit und Wochenend-Schichten, so ein Sprecher. Das Ganze würde außerdem die Richtigkeit der Pläne bestätigen, an der Saar ein neues Zentrallager zu errichten (wir berichteten). Derzeit vertreibt das Unternehmen seine Produkte noch über zehn Logistiklager – also ziemlich komplex.

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