Arbeitgeber-Vertreter Netzwerker Joachim Malter geht von Bord

Saarbrücken · Als Vertreter der Saar-Wirtschaft hat sich der VSU-Hauptgeschäftsführer seit 37 Jahren einen Namen gemacht. Jetzt geht er in Rente.

 VSU-Hauptgeschäftsführer Joachim Malter in seinem Büro im Saarbrücker Harthweg. Ab kommendem Monat wird er sich verstärkt der „Heimatkunde“ widmen.

VSU-Hauptgeschäftsführer Joachim Malter in seinem Büro im Saarbrücker Harthweg. Ab kommendem Monat wird er sich verstärkt der „Heimatkunde“ widmen.

Foto: Oliver Dietze

Chefs von Arbeitgeberverbänden haben nicht nur einen Job, sondern gleich mehrere Dutzend. Das gilt auch für Joachim Malter, den Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU). Er zählt 51 Ämter auf, die mit dieser Tätigkeit verbunden sind. Doch bald ist damit Schluss. „Die allermeisten werde ich abgeben“, sagt der 65-jährige Jurist. Denn ab 1. Juni ist er Rentner. An diesem Donnerstag wird der umtriebige Multifunktionär feierlich mit einem Festakt in der Saarbrücker Congresshalle verabschiedet.

Schon in der Dachorganisation VSU mit ihren 20 Mitgliedsverbänden hat Malter zwei wichtige Ämter: Zum einen führt er den mächtigen Verband der Metall- und Elektroindustrie (ME Saar), dessen Unternehmen 60 000 Mitarbeiter beschäftigen und die sich selbst als „stärkste Kraft an der Saar“ sehen. Desweiteren ist er „HGF“, also Hauptgeschäftsführer, des Unternehmerverbands (UV) Saarland, wo rund 80 Firmen organisiert sind und die Tarifbindung keine Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist. Hinzu kommen Jobs in Ausschüssen und Arbeitskreisen der Spitzenverbände auf Bundesebene, in der Selbstverwaltung der Krankenkasse AOK oder des Medizinischen Dienstes – et cetera, et cetera.

Fast 37 Berufsjahre hat Malter in der VSU-Verbandswelt verbracht. Bis auf zwei Jahre Bundeswehr und einem Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Handels- und Wirtschaftsrecht an der Saar-Universität war er ausschließlich dort tätig. Bereut hat der Saarländer, der in Spiesen-Elversberg aufgewachsen ist und auch dort wohnt, diese Treue nicht. „Ich habe mich in diesem Netzwerk der Mitgliedsunternehmen und Kollegen immer wohlgefühlt“, sagt er. „Und viele tolle Leute kennengelernt.“ Personalvermittlern, die bei ihm anklopften zeigte er entspannt die kalte Schulter.

Dabei ist Malter niemand, der einem nach dem Mund redet. „Keine Feigheit vor dem Freund.“ Dieser Satz ist ihm wichtig. „Unangenehme Wahrheiten müssen ausgesprochen werden.“ Dazu gehörte auch, dass er etliche Sträuße mit Betriebsräten und Funktionären der Gewerkschaft IG Metall ausgefochten hat. Auch wenn das Ergebnis der einen oder anderen Auseinandersetzung, wie der zuletzt von der IG Metall erstrittene Anspruch auf Freizeitausgleich, ihn immer noch missmutig grummeln lässt, kann er doch resümieren, „dass die Auseinandersetzungen vor allem mit dem Betriebsräten sachlicher und professioneller geworden sind“.

Angefangen hat Malter beim Verband 1982 als Berater in Fragen des Arbeits- und Sozialrechts – der Klassiker. Dazu zählt auch die Vertretung der Mitglieder vor Gericht. Noch heute gehört dieser Service zur Kernkompetenz der Verbände. „Mit sieben Anwälten sind wir die größte auf Arbeitsrecht spezialisierte Einheit im Land.“

Doch im Laufe der Zeit „wurden mir immer mehr Aufgaben übertragen“, erinnert sich Malter – unter anderem die Tarifpolitik mit ihren zähen und zeitraubenden Verhandlungen. 2001 wurde er stellvertretender Hauptgeschäftsführer und 2007 die Nummer eins.

Der Familienmensch Malter, der seit fast 40 Jahren mit seiner Frau Renate, einer ehemaligen Gymnasial-Lehrerin, verheiratet ist und mit ihr drei erwachsene Töchter hat, will es im Ruhestand locker angehen. „Heimatkunde ist angesagt.“ Radfahren, Wandern, irgendwo einkehren, aber auch selbst am Herd stehen – solch simple Dinge „sind für mich der pure Luxus“, schwärmt der Vielbeschäftigte. Auch Haus und Garten harren seines Tatendrangs. Das ein oder andere Ehrenamt will er behalten. So sollte sich niemand wundern, wenn der erfahrene Netzwerker auch in Zukunft manch einer Diskussion im Land seinen Stempel aufdrückt.

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