Vor Tarifverhandlung Streik bei Ikea – Verdi legt heute Betrieb in Saarlouis lahm

Update | Saarlouis · Die Forderungen der Arbeitnehmer stehen fest. Um diesen Nachdruck zu verleihen, kommt es zum ersten Warnstreik des Einzel- und Versandhandels im Saarland. An diesem Samstag ist Ikea betroffen.

 Verdi ruft am Samstag, 1. April, zum Warnstreik bei Ikea in Saarlouis auf. Schon Ende September 2021 legten Mitarbeiter die Arbeit in dem schwedischen Möbelhaus nieder (Foto).

Verdi ruft am Samstag, 1. April, zum Warnstreik bei Ikea in Saarlouis auf. Schon Ende September 2021 legten Mitarbeiter die Arbeit in dem schwedischen Möbelhaus nieder (Foto).

Foto: Ruppenthal

Die Friedenspflicht vor Tarifverhandlungen, die Streiks ausschließt, ist beendet. Und das will die Arbeitnehmerseite umgehend nutzen, um Druck auf die Unternehmer im Saarland aufzubauen. So ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) an diesem Samstag, 1. April, zum Warnstreik auf.

Ganztägiger Warnstreik bei Ikea in Saarlouis

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Foto: Julius C. Schmidt

Nach SZ-Informationen wird es zu einem ganztägigen Ausstand bei Ikea in Saarlouis kommen. Die Beschäftigten des Möbelgiganten aus Schweden sollen mit Beginn der Frühschicht die Arbeit niederlegen. Das soll alle Abteilungen des Einrichtungshauses betreffen.

Damit bestreitet Verdi an diesem Wochenende den Auftakt in den Tarifauseinandersetzungen, bevor beide Seiten an den Verhandlungstisch kommen. Weitere Warnstreik-Termine sind unterdessen bislang nicht angekündigt.

Worum es bei den Tarifverhandlungen geht

Mit dem Streik bei Ikea geht es Verdi neben Lohnerhöhungen zusätzlich darum, einen Zukunftstarifvertrag durchzusetzen, wie die Redaktion aus Gewerkschaftskreisen erfuhr. Wegen Umstrukturierungen im Konzern befürchten Arbeitnehmervertreter den Verlust von Arbeitsplätzen. Mit dem geforderten Vereinbarung will Verdi langfristig Jobs sichern.

Generell geht es der Gewerkschaft um mehr Lohn und Gehalt für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel. Zudem soll der Vertrag für alle Betriebe der Branche gelten. Bislang gibt es etliche, die keinen Tarifvertrag haben.

Zahlreiche tariflose Händler im Saarland – darunter auch Globus

Zu diesen tariflosen gehört nach Verdi-Informationen neben zahlreichen Edeka- und Rewe-Märkten auch Globus. Der Branchenriese aus St. Wendel begründete den Austritt vor Jahren damit, sich so flexibel auf Marktgegebenheiten einstellen zu können. Prinzipiell sei der Branchentarif nicht mehr zeitgemäß.

Zudem wehren sich viele Versandhändler seit Jahren gegen allgemeingültige Tarifverträge, unter ihnen der international agierende Branchenriese Amazon. Otto aus Deutschland hingegen ist tarifgebunden.

Das sind die Verdi-Forderungen im Detail

Verdi habe angesichts dessen folgende Forderungen an die Arbeitgeberseite aufgestellt:

  • 2,50 Euro pro Stunde mehr Lohn und Gehalt
  • 250 Euro pro Monat mehr für Auszubildende
  • zwölf Monate Laufzeit des neuen Entgelt-Tarifvertrags
  • Tarifverträge sollen für alle Unternehmen im Einzel- und Versandhandel an der Saar verbindlich sein.

Damit gehe die Gewerkschaft auf das Ergebnis einer Befragung unter den Beschäftigten ein. Sie sehen ein Plus zwischen zwölf und 15 Prozent für gerechtfertigt, teilte Verdi bereits vor dem ersten Warnstreik-Tag mit.

Inflation lässt die Kaufkraft massiv sinken

Mit diesen Forderungen strebt die Gewerkschaft zudem einen Ausgleich zur hohen Inflation an. Verdi-Verhandlungsführerin Monika Di Silvestre begründet dies mit Berichten von Mitgliedern. Viele sollen demnach mit ihrem Verdienst nicht mehr über die Runden kommen.

Wie sich der Warnstreik am Samstag auf den Geschäftsbetrieb bei Ikea auswirkt, ist seitens Verdi nicht abzuschätzen. Dort seien 250 Menschen beschäftigt. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad liege recht hoch. Konkrete Zahlen werden nicht genannt.

Im Saarland sind nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) 43 000 Menschen in den beiden Sparten Einzel- und Versandhandel beschäftigt. Dieser warnte zuletzt vor aus seiner Sicht „überzogenen Forderungen“ Mindestlohn in unternehmerisch unsicheren Zeiten. Ein erster Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

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