IHK-Umfrage zur Konjunktur im Saarland Saar-Unternehmen blicken optimistischer in die Zukunft

Saarbrücken · Sorgen bereiten der exportorientierten Saar-Wirtschaft dennoch die unbekannten Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs.

Konjunktur im Saarland

Konjunktur im Saarland

Foto: SZ/Müller, Astrid

Die Stimmung in der Saar-Wirtschaft hat sich im Februar leicht aufgehellt. Das geht aus der aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) unter 300 Unternehmen mit rund 180 000 Beschäftigten hervor. Laut IHK hat sich die Lageeinschätzung angesichts unverändert schwacher Industriekonjunktur auch nicht verändert. Der Lageindikator, der die aktuelle Geschäftssituation abbildet lag mit 17,7 Zählern in etwa auf dem Vormonatsniveau. Dafür haben sich die Aussichten jedoch zum fünften Mal in Folge verbessert, teilt die IHK mit. Der Erwartungsindikator, der die Aussichten der Firmen für das kommende Halbjahr bewertet, stieg demnach um 1,3 Punkte auf minus 3,3 Zähler. Damit habe er sich inzwischen deutlich von seinem Tiefpunkt im September 2019 – damals minus 11,9 Zähler – erholt.

„Die Meldungen der Unternehmen geben Anlass zur Hoffnung, dass sich die Saar-Konjunktur weiter stabilisiert“, sagt IHK-Geschäftsführer Carsten Meier. Die verbesserten Aussichten kommen laut Meier vor allem durch die Geschäfte mit unter anderem den USA und Frankreich. „Allerdings dürfte die weitere Wegstrecke zunächst holprig bleiben“, sagt Meier. „Denn das für die exportorientierte Saarwirtschaft so wichtige internationale Umfeld bereitet nach wie vor Sorgen.“ Das liege nicht zuletzt an der Ausbreitung des Coronavirus und den absehbaren Produktions- und Nachfrageausfällen in China. „Die außenwirtschaftlichen Risiken haben sich durch Ausbreitung des Coronavirus zwar erhöht, noch ist es aber zu früh, die genauen Auswirkungen auf die Saar-Wirtschaft zu beziffern“, sagt Meier. „Dies hängt letztendlich davon ab, ob es zu ernsthaften Störungen der Lieferkette und zu einem größeren Nachfrageausfall in China und in anderen Staaten kommen und wie lange beides andauern wird. Bisher liegen uns darüber aber keine Meldungen der Unternehmen vor."

IHK-Geschäftsführer Carsten Meier

IHK-Geschäftsführer Carsten Meier

Foto: IHK

Zudem würden ausbleibende Impulse im Inland die Investitionsbereitschaft der Unternehmen dämpfen. Für die weitere Entwicklung sei entscheidend, dass die Politik rasch die Wachstumskräfte stärke, etwa mit einer Innovations- und Investitionsoffensive auf den Feldern Infrastruktur, Energiewende und Klimaschutz. Außerdem plädiert Meier für eine Senkung der Unternehmenssteuerlast auf OECD-Niveau. Im Saarland liegt die Steuerlast dem Geschäftsführer zufolge bei rund 32 Prozent, der Durchschnitt der OECD-Länder bei 25 Prozent. „Das ist ein Wettbewerbsnachteil. Wir müssen sieben Prozentpunkte runter“, sagt Meier.

Insgesamt bewerten derzeit 34 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 50 Prozent mit befriedigend und 16 Prozent mit schlecht. Rund laufen die Geschäfte der Umfrage zufolge nur noch in der Medizintechnik. Überwiegend befriedigend ist die Lage unter anderem im Ernährungsgewerbe, in der Elektroindustrie, in der Gummi- und Kunststoffindustrie, in der Keramikindustrie, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen und im Maschinenbau. In der Stahlindustrie und bei den Gießereien bleibt sie weiterhin angespannt. Deutlich besser als in der Industrie ist die Stimmung im Dienstleistungssektor. Hier berichten 94 Prozent der befragten Unternehmen über gute oder befriedigende Geschäfte.

In den kommenden Monaten dürfte die Saar-Wirtschaft nur in Trippelschritten vorankommen, so die Einschätzung der IHK. Insgesamt rechnen neun Prozent der Unternehmen mit besseren, 78 Prozent mit gleichbleibenden und 13 Prozent mit schlechteren Geschäften. Skeptische Stimmen kommen der Umfrage zufolge vor allem aus der Industrie. Hier liegt der Erwartungsindikator bei minus 6,3 Zählern. In den Dienstleistungsbranchen hingegeben stünden die Ampeln weitgehend auf Grün. „Damit aus der fortschreitenden Transformation in den Kernbranchen der Industrie keine Strukturbrüche entstehen, sollte sich der Bund für die Änderungen der Europäischen Beihilferegeln starkmachen“, fordert Meier. Zurzeit sei es dem Bund nicht möglich, Bürgschaften für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern bereitzustellen. Meier fordert mehr Flexibilität, um insbesondere den industriellen Mittelstand zu stärken.

Auch bundesweit hat sich die Stimmung trotz der Ausbreitung des Coronavirus im Februar etwas aufgehellt. Wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte, stieg das von ihm erhobene Geschäftsklima um 0,1 Punkte auf 96,1 Zähler. Analysten hatten mit einem Rückgang auf 95,3 Punkte gerechnet. Auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich verbesser. Der Indikator stieg von 92,9 auf 93,4 Punkte. „Vielleicht ist die heutige Zahl auch nur der Blick in den Rückspiegel und verrät uns nicht allzu viel über die nahen Konjunkturaussichten“, kommentierte Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. „Denn mit der derzeitigen Ausbreitung des Coronavirus in Italien haben wir möglicherweise eine völlig neue Situation.“

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