Selbstbewusster Software-Entwickler Ianeo will Zentrum für IT in Friedrichsthal

Friedrichsthal · Für zwei Millionen baut der Software-Entwickler in der Ex-Bergbaustadt neue Büros und hofft, dass weitere Unternehmen nachziehen.

 Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, Ianeo-Chef Dirk Frank, Bürgermeister Rolf Schultheis und Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (von links) legen mit dem Bau des neuen Ianeo-Bürogebäudes schon mal los.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, Ianeo-Chef Dirk Frank, Bürgermeister Rolf Schultheis und Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (von links) legen mit dem Bau des neuen Ianeo-Bürogebäudes schon mal los.

Foto: Iris Maria Maurer

Beim Betreten der Büros der Ianeo Software Solutions GmbH wird gleich klar, dass die Uhren in Friedrichsthal ein wenig anders ticken. Geschäftsführer Dirk Frank steht in der Mittagspause mit seinen Mitarbeitern am Tischkicker – die täglichen Partien sind Firmentradition. Ob unser etwas verfrühtes Eintreffen dabei stört? „Auf gar keinen Fall, ich lag sowieso zwei Tore hinten.“

Die lockere Atmosphäre sei Teil der Philosophie des Softwareentwicklers. „Wir versuchen ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen“, sagt der Firmenchef, der an der Saar-Uni Informatik und Betriebswirtschaftslehre studiert hat. Dazu gehöre auch, den Mitarbeitern größtmögliche Freiheiten zu lassen. Telefonkonferenzen werden an heißen Tagen auch schon mal vom Firmenpool aus geführt. Außerdem lege man großen Wert auf Familienfreundlichkeit. So könnten Mitarbeiter häufig von zu Hause aus arbeiten oder ihre Kinder mit zur Arbeit bringen. Wer etwa einen Angehörigen pflegen müsse, könne sich seine Arbeitszeiten flexibel einteilen. „Wir wollen einfach, dass die Leute den Kopf frei haben“, sagt Frank.

Das Unternehmen, das Software für Webseiten und Internetshops entwickelt, hat der Geschäftsführer gemeinsam mit vier weiteren Mitstreitern im Jahr 2000 gegründet. Zu Beginn programmierten die fünf Jungunternehmer Kataloge auf CD-Rom für Kunden in der Schweiz. Der Firmensitz lag damals noch in der Saarbrücker Innenstadt. „Im Zuge der digitalen Wende haben wir dann auf das Internet umgesattelt“, erinnert sich Frank. Heute beschäftigt Ianeo in Friedrichsthal 35 Mitarbeiter, im September sollen sechs weitere hinzukommen. Inzwischen entwickelt das Unternehmen Software für große Konzerne wie Telefónica oder Schneider Electric, aber auch für saarländische Firmen wie Globus oder Viasit.

Trotz anfänglicher Bedenken erwies sich der Umzug nach Friedrichsthal im Jahr 2012 als Glücksgriff. „Für uns ist die Lage hier optimal“, sagt Frank. Der Firmensitz liegt in unmittelbarer Nähe zum Autobahndreieck und zum Bahnhof. „In der Innenstadt gingen allein für die Parkplatzsuche schon mal 15 Minuten pro Tag drauf“, sagt Frank. Einzig mit dem für ein Softwareunternehmen immens wichtigen Breitbandanschluss habe es anfangs Probleme gegeben. „Von Anbieterseite wurden uns damals Übertragungsraten von 50 Megabit pro Sekunde angepriesen, in der Praxis waren es dann meist eher acht.“

Inzwischen verfügt Ianeo zwar über einen Glasfaseranschluss, den von der Landesregierung forcierten Aufbau des schnellen Mobilfunknetzes 5G hält Frank dennoch für sinnvoll. „Wir selbst würden von 5G profitieren, aber auch für die Ansiedlung neuer IT-Unternehmen ist das entscheidend“, so der Ianeo-Geschäftsführer. „Man kann sich das Internet wie ein Straßennetz vorstellen, wenn wir hier nur Feldwege haben, kommt einfach keiner.“ Solange nur bestimmte Regionen an 5G angebunden seien, drohe den hiesigen Unternehmen eine „Mehrklassengesellschaft“, warnt Frank.

Solche Projekte seien richtungsweisend für die Zukunft der Region. „Das Saarland muss sich überlegen, wo unsere Kinder später arbeiten sollen“, sagt Frank. „Meiner Meinung nach werden das meist kleinere Unternehmen sein, vor allem aus der IT-Branche.“ Die Ansiedlung von Ianeo in der ehemaligen Industrie- und Bergbaustadt Friedrichsthal hat daher auch symbolischen Charakter. Das Softwareunternehmen hat seinen Sitz in der Villa Reppert, einer ehemaligen Direktorenvilla der Friedrichsthaler Glashüttenfabrik. Später wurde von dort aus der nahegelegene Ostschacht der inzwischen ebenfalls stillgelegten Grube Maybach verwaltet. „Wir sind gelebter Strukturwandel“, sagt Frank.

Diesen Weg will das Unternehmen nun weitergehen. Mit dem Spatenstich am Freitag haben die Arbeiten an einem neuen Bürogebäude begonnen, das künftig 40 neuen Mitarbeitern Platz bieten soll. Geht es nach Geschäftsführer Frank, soll der rund zwei Millionen Euro teure Neubau nur der Anfang sein. „Unser Ziel ist ein E-Commerce-Zentrum in Friedrichsthal.“ Frank hofft, dass sich in Zukunft weitere IT-Unternehmen in der Nachbarschaft ansiedeln. „Dazu entwickeln wir zusammen mit der Gemeinde derzeit Ideen.“

In einem nächsten Schritt will das Unternehmen das Gebäude der Ostschachtanlage von der RAG erwerben, um dort Büros einzurichten. „Dazu laufen momentan Verhandlungen“, bestätigt Frank. Sollte alles klappen, will Ianeo die Räume dann an andere IT-Unternehmen vermieten. „Auch für die Anwohner und die Gemeinde wäre ein solches Zentrum optimal. IT-Firmen kommen ohne Lkw-Verkehr aus und verursachen keine Emissionen.“ Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) zeigte sich beim Spatenstich erfreut über die Pläne des Unternehmens: „Ich bin gespannt, was hier in Friedrichsthal noch alles entstehen wird.“

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