Knapp 50 Prozent heizen mit Öl Hohe Heizöl-Preise: Lieber warten oder sofort kaufen? Was Experten nun raten

Saarbrücken · Die Heizölpreise kennen seit langem nur eine Richtung: immer steil nach oben. 100 Liter kosten derzeit rund 90 Euro – bei einer Abnahmemenge von 3000 Liter. Das wirft für Hausbesitzer und Mieter viele Fragen auf. Hier einige Antworten.

 Jetzt Heizöl tanken trotz der hohen Preise? Experten raten, sich zumindest für den Winter zu versorgen.

Jetzt Heizöl tanken trotz der hohen Preise? Experten raten, sich zumindest für den Winter zu versorgen.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Soll ich jetzt oder später Heizöl kaufen, wenn die Preise vielleicht wieder sinken?

Experten raten, nicht mehr länger zu warten und sich jetzt mit Heizöl für die kalte Jahreszeit einzudecken. „Die Verbraucher sollten mindestens die Menge kaufen, die sie sicher über den Winter bringt“, rät eine Sprecherin des Verbands für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH). Der Verband erwartet in nächster Zeit „keinen starken Preisverfall“. Das Ölpreis-Vergleichsportal Esyoil geht derzeit eher von einer Verschnaufpause bei den Preissteigerungen aus. Der Geschäftsführer des St. Ingberter Händlers Heizöl Steffen, Ralf Krill, sieht ebenfalls kaum Entspannung am Markt.

Wie wird sich die weiter steigende Steuer auf das Klimagas Kohlendioxid (CO2) auf den Heizölpreis auswirken?

Nach Angaben des VEH wird bei Heizöl derzeit eine CO2-Steuer von 7,884 Cent pro Liter (inklusive Mehrwertsteuer erhoben). „Im kommenden Jahr werden diese inklusive Mehrwertsteuer auf zirka 9,6 Cent pro Liter steigen“, so der Verband.

Gibt es noch andere Abgaben auf Heizöl?

Ja, es werden noch Mineralöl- und Mehrwertsteuer fällig. Diese beiden Steuern liegen nach Angaben des Mineralölwirtschafts-Verband (MWV) bei einem Verbraucherpreis von 90 Euro pro 100 Liter bei 24,24 Euro. Steigende Preise erhöhen die 19-prozentige Mehrwertsteuer. Die Mineralölsteuer beträgt unabhängig von der Preisentwicklung 6,14 Euro pro 100 Liter.

Warum ist das Heizöl so teuer?

Derzeit stößt ein begrenztes Angebot an Erdöl auf eine steigende Nachfrage. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Rohöl in diesem Jahr um durchschnittlich 5,5 Millionen Barrel (Fass, 159 Liter) pro Tag zulegen wird. Das sind 300 000 Barrel mehr als zuvor prognostiziert. Auf der anderen Seite können sich die Allianz der 23 wichtigsten Ölförderländer (Opec+) seit Monaten nicht auf höhere Fördermengen einigen. Für November haben sie lediglich zugesagt, dass sie die Förderung um 400.000 Barrel pro Tag anheben werden. Hinzu kommt, dass Wirbelstürme in den USA die Förderung im Golf von Mexiko schwer in Mitleidenschaft gezogen haben. In Zeiten von Corona wurde auch weniger investiert. So reduzierten die US-Frackingfirmen „die Anzahl ihrer vorbereiteten Bohrlöchern und erschließen weniger neue“, heißt es bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI). Beim Fracking werden ölhaltige Schichten aufgebrochen und das Öl mit hohen Druck aus dem Gebirge gepresst.

Ersetzt Heizöl auch Erdgas, das sich noch stärker verteuert hat?

In der Industrie, aber auch bei anderen Großabnehmern ist es üblich, dass ihnen zu Verbrauchs-Spitzenzeiten und bei Versorgungs-Engpässen der Erdgas-Hahn abgedreht wird, damit für das Heizen der Wohnungen genügend Gas zur Verfügung steht. Auf solche unterbrechbaren Gasverträge können sich die Großkunden mit den Netzbetreibern verständigen. Im Gegenzug gibt es Rabatt auf das Netzentgelt. Um den Betrieb weiter aufrecht zu erhalten, sind die meisten Abnehmer technisch in der Lage, in solchen Fällen Heizöl einzusetzen. Händler Krill hat etliche dieser Großkunden bereits mit Öl beliefert, weil sie eine Unterbrechung der Gasversorgung im Winter befürchten. Er weiß daher, „dass diese ihre Tanks jetzt schon voll haben“.

Wieviel Ölheizungen gibt es noch im Saarland?

Im Saarland sind in 48 Prozent der mehr als 300 000 Wohnhäuser Öl-Zentralheizungen installiert, bei Erdgas sind es knapp 25 Prozent. Das geht aus einer Aufstellung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für das Jahr 2019 hervor.

Haben Ölheizungen noch Zukunft?

Ja, sagt die Mineralölwirtschaft. Ab dem Jahr 2026 werden lediglich die Anforderungen an neue Ölheizungen steigen. Sie muss dann zur hybriden Heizung werden, bei der neben Öl auch erneuerbare Energieträger eingesetzt werden müssen. Das kann eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach, aber auch ein Kaminofen sein. Wenn solche Auf- und Einbauten nicht umzusetzen sind und wenn man in einer Region wohnt, in der der Ersatz durch Erdgas nicht möglich ist, können auch nach 2026 Ölheizungen eingebaut werden. Wer seine Immobilie seit 1. Januar 2002 oder früher als Eigentümer bewohnt, „ist nicht zum Ölheizungsaustausch verpflichtet, egal wie alt das Gerät ist“, heißt es bei Esyoil. Das gilt auch für alle, die eine Niedertemperatur- und Brennwertanlage im Keller stehen haben.

Wäre es jetzt sinnvoll, sich eine neue Ölheizung zu bestellen?

Im Moment ist es schwierig, sagt Frank Auler, Inhaber der Saarbrücker Heizungsbau-Firma Gerd Auler. „Heiztechnik ist kaum zu bekommen – und wenn, dann mit ewig langen Wartezeiten.“

Sind andere Heizformen wie Wärmepumpen oder Pelletheizungen auf dem Vormarsch?

Ja, sagt der Heizungsinstallateur Jörg Berberich aus Schiffweiler. Die Anzahl der Pelletheizungen, die er pro Jahr verkauft, hat sich, ausgehend von einer mittleren einstelligen Zahl, mehr als verdoppelt. Seine Kunden wohnen auf dem Land. In der Stadt spielen Pelletheizungen „kaum eine Rolle“, sagt Auler. Wärmepumpen hingegen machten nur bei Neubauten Sinn, so die Experten. Pelletheizungen und Wärmepumpen werden stark gefördert. Bis zu 50 Prozent der Investitionskosten zahlt der Staat. 2,8 Prozent der saarländischen Wohnhäuser verfügen laut BDEW über Pellet- oder Holz-Zentralheizungen und bei 3,4 Prozent wird eine Elektro-Wärmepumpe eingesetzt.

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