Materialmangel wird zur Belastung Auf den Handwerker wird man im Saarland jetzt länger warten müssen

Saarbrücken · Die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe im Saarland sind voll, die Preise steigen. Allerdings befürchten trotzdem mehr Betriebe als im Vorjahr schlechtere Geschäfte. Sowohl Corona als auch der Ukraine-Krieg sind schuld. Das zeigt der Frühjahrskonjunktur-Bericht der Handwerkskammer.

Handwerkskammer Saarland: Auf den Handwerker muss man jetzt länger warten
Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Das saarländische Handwerk zeigt sich robust, der Jahresstart fiel vergleichsweise positiv aus. Die Betriebe sind aber nicht gefeit vor Risiken. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie klingen immer noch nach, jetzt belastet zusätzlich der Krieg in der Ukraine. „Der Jahresstart war durch zahlreiche Einflüsse geprägt, die sich auf die Konjunktur auswirken. Der Krieg in der Ukraine und seine wirtschaftlichen Auswirkungen machen auch dem Handwerk zu schaffen“, sagte der Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK), Bernd Wegner, am Mittwoch bei der Vorstellung der neuen Konjunktur-Umfrage der Kammer. „So hat sich der Materialmangel, der bereits im vergangenen Jahr bei so manchem Betrieb für Störungen sorgte, weiter verschärft.“ Massiv gestiegene Energiepreise sorgten für „zunehmende Kostenbelastung“, ebenso zeige sich immer deutlicher der Fachkräftemangel.

Trotzdem bewerten 91 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend. Viele Unternehmen sind auch gut mit Aufträgen versorgt. Über alle Handwerkssparten hinweg sind die Unternehmen zu 81 Prozent ausgelastet. Die Aufträge reichen im Schnitt für 11,7 Wochen (Vorjahr 9,1 Wochen). Das bedeutet allerdings auch: „Die Betriebe kommen an ihre Kapazitätsgrenze“, sagte Wegner. Die Kunden „warten länger auf einen Handwerker“.

Rückläufig ist die Anzahl von Unternehmen, die das erste Quartal mit einem Minus abgeschlossen haben. Waren es im Vorjahr noch 42 Prozent, sind es nun 30 Prozent. Ein Viertel der Betriebe gab dagegen an, dass ihre Erlöse gestiegen sind (Vorjahr: 16 Prozent).

Deutlich gestiegen sind derweil die Preise. Das sagen 57 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 24 Prozent). Dazu beigetragen hätten die Materialknappheit sowie die höheren Energiekosten. Das führe zu Unsicherheiten, bei Unternehmen wie Kunden, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis. Betriebe arbeiteten mit Preisgleitklauseln, also dem Recht, Preise anzupassen, während Verbraucher mit möglichst festen Kosten rechnen wollten.

Mit Blick auf die kommenden Monate ergänzte Reis: „Man kann nicht von Euphorie sprechen, aber auch nicht von Pessimismus.“ Zwar rechne die HWK damit, dass die Umsätze im Saar-Handwerk insgesamt zulegen werden, „allerdings angesichts der Rahmenbedingungen wohl nicht in dem zunächst erhofftem Umfang“. Auch die Rückkehr der Zinsen dürfte dazu beitragen, dass Privatanleger wieder mehr Geld auf dem Konto sparten, als etwa in Handwerkerleistungen in Immobilien zu investieren, sagte HWK-Präsident Wegner. Gleichwohl blieben auch weiterhin handwerkliche Produkte und Dienstleistungen gefragt. Beispielhaft seien hier die Marktfelder der Energie- und Klimawendel genannt, betonte Hauptgeschäftsführer Reis.

18 Prozent der Betriebe erwarten bessere Geschäfte (Vorjahr: 27 Prozent), 21 Prozent befürchten eine Verschlechterung (Vorjahr 12 Prozent). Genauso viele Inhaber wie vor einem Jahr (61 Prozent) gehen davon aus, dass sich die Lage nicht ändern wird. Bei der künftigen Nachfrage nach Handwerksleistungen gaben 25 Prozent an, dass sie mit einer Zunahme rechnen (Vorjahr: 31 Prozent).

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