Auftragsbücher sind häufig voll Das Saar-Handwerk trotzt der Corona-Pandemie

Saarbrücken · Die Stimmung in den saarländischen Gewerken ist deutlich besser geworden, wie die Frühjahrs-Umfrage der Handwerkskammer zeigt.

Besonders rund läuft es derzeit im Bauhandwerk. Kunden müssen sich oftmals auf Wartezeiten einstellen.

Besonders rund läuft es derzeit im Bauhandwerk. Kunden müssen sich oftmals auf Wartezeiten einstellen.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Die meisten Betriebe im saarländischen Handwerk sind bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. Zugleich hat die neueste Frühjahrs-Umfrage der saarländischen Handwerkskammer unter ihren Mitglieds-Unternehmen ermutigende Erkenntnisse gebracht.

Kammer-Präsident Bernd Wegner verwies am Dienstag in der Frühjahrs-Pressekonferenz darauf, dass insgesamt 85 Prozent der befragten Betriebe derzeit von einer guten beziehungsweise befriedigenden Entwicklung ihrer Geschäfte sprechen, 15 Prozent gar sind sehr zufrieden. Das sei vom Ergebnis her deutlich besser als noch vor einem Jahr, als die Corona-Krise begann. Immerhin 16 Prozent der Betriebe vermelden zugleich steigende Umsätze, 42 Prozent gleich gebliebene und 42 Prozent rückläufige Umsätze. Auch bei den Auftragseingängen vermelden 26 Prozent der Betriebe eine klare Tendenz nach oben.

Am besten schneiden die Betriebe im Bauhandwerk ab. Hier könne es zum Teil zu längeren Wartezeiten kommen. Erschwert werde die Lage dadurch, dass es zuweilen auch zu Problemen bei der Materialbeschaffung kommen könne. Insgesamt liege die Auslastung der Saar-Handwerksbetriebe derzeit im Schnitt bei rund 75 Prozent.

Als beste Nachricht verweist Kammerpräsident Wegner darauf, dass die Arbeitsplätze im Saar-Handwerk sicher seien. Anders als vielfach in der Industrie müssten Beschäftigte in Handwerksbetrieben in der Regel nicht um ihre Weiterbeschäftigung bangen. Nahezu alle Betriebe seien fest entschlossen, ihre Mitarbeiter auch langfristig zu halten. Das habe die Frühjahrsumfrage ebenfalls ergeben. „Die Arbeitsplätze im Saar-Handwerk sind zukunftssicher und stabil“, bekräftigte Wegner. Einzige Ausnahme seien solche Unternehmen, die aus wirtschaftlichen Gründen zur Aufgabe gezwungen seien.

Der Kammerpräsident räumt zugleich auch ein, dass es in vielen Betrieben und innerhalb der Kundschaft noch Menschen gibt, die Angst davor haben, sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen anstecken zu können. Das betreffe besonders alle Betriebe mit körpernahen Dienstleistungen wie etwa Friseure, Kosmetiker, Schneider sowie Betriebe im medizinischen Bereich.

Dennoch ist trotz aller Ängste offensichtlich das Vertrauen zwischen Kunden und ihren Handwerksbetrieben im Verlauf der Corona-Krise wieder gestiegen. So hätten inzwischen die Fälle deutlich abgenommen, in denen Kunden Handwerker nicht mehr ins Haus lassen, weil sie Angst vor einer eventuellen Ansteckung mit dem Coronavirus haben. Dies betraf in der Vergangenheit besonders häufig zum Beispiel Dachdecker und auch Schornsteinfeger. Mittlerweile erarbeiteten die Handwerksbetriebe gemeinsam mit ihren Kunden Konzepte, wie es zu möglichst wenigen Aufenthalten mehrerer Personen zeitgleich in Räumen kommt. Außerdem hielten sich die Handwerksbetriebe penibel an die Vorgaben der Hygienevorschriften.

Kammer-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis verweist auf eine jetzt bereits stark gestiegene Auslastung der Saar-Handwerksbetriebe mit Aufträgen im Vergleich zum Herbst 2020. Damit bekräftigt er zugleich die Aussage: „Die Saar-Wirtschaft schöpft wieder Hoffnung.“ Hätten sich 2020 zu Pandemie-Zeiten nur sieben Prozent der Handwerksbetriebe zuversichtlich über ihre Geschäftsentwicklung geäußert, so seien es jetzt schon wieder 27 Prozent. Auch bei den Auftragseingängen erwarteten mittlerweile wieder 32 Prozent der Betriebe eine deutliche Steigerung, bei den Umsätzen rechne die Hälfte aller Betriebe mit einer stabilen Entwicklung. Und schon jedes zehnte Unternehmen wolle wieder mehr Personal einstellen, um alle Aufträge bewältigen zu können.

Auch Kammer-Hauptgeschäftsführer Reis denkt schon wieder an die Zeit nach der Pandemie. Wenn allmählich Normalität einkehrt, müsse man sich wohl wieder mit einem ganz anderen Problem befassen, um qualifiziertes Personal zu finden: dem Fachkräftemangel. Eine gute Nachricht hat er heute schon: Die Bauarbeiten für das geplante Bildungszentrum gegenüber der Handwerkskammer in Saarbrücken liegen im Plan. Seit vier Wochen liege der Bauantrag der Unteren Bauaufsicht vor. „Wir gehen davon aus, das wir beim Bau der Bildungsstätte keine zusätzlichen Verzögerungen durch die Corona-Pandemie haben werden.“ Das Projekt wird derzeit mit bis zu 40 Millionen Euro veranschlagt und soll 2024 fertiggestellt sein.

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